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PolitikTunesien

Tunesien hält 2500 Migranten von Überfahrt nach Europa ab

20. September 2023

Erneut haben Hunderte Migranten auf Booten die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa erreicht. Zugleich hat die tunesische Küstenwache nach eigenen Angaben innerhalb von vier Tagen mehr als 2500 Migranten abgefangen.

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Tunesien | Küstenwache nahe Sfax
Ein Boot der tunesischen Küstenwache in der Nähe der Küstenstadt SfaxBild: Hasan Mrad/ZUMA Wire/IMAGO

Viele der Migranten wurden nach Angaben der Küstenwache in der Küstenstadt Sfax gestoppt. Wegen ihrer Nähe zur italienischen Insel Lampedusa schicken viele Schleuser von hier aus regelmäßig die teils seeuntauglichen und überfüllten Boote auf die hochgefährliche Überfahrt. Die Nationalgarde in Tunis teilte weiter mit, es seien Dutzende Menschenschmuggler festgenommen und Dutzende Boote beschlagnahmt worden. Außerdem seien etwa 1900 afrikanische Migranten aus Ländern südlich der Sahara daran gehindert worden, über die Landgrenze nach Tunesien einzureisen. Am Wochenende hatte es in der Küstenregion bei Sfax eine groß angelegte Razzia gegeben. Dabei waren Hunderte Sicherheitskräfte mit Unterstützung von Anti-Terror-Einheiten, Flugzeuge und Polizeihunde im Einsatz.

Italien, Lampedusa | Migranten werden von Sanitätern versorgt
Ein erschöpfter Migrant wird von Sanitätern auf Lampedusa versorgtBild: Cecilia Fabiano/ZUMA Press/picture alliance/AP

In der vergangenen Woche hatten fast 10.000 Migranten überwiegend aus Nordafrika in Booten die italienische Insel Lampedusa erreicht. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni forderte am Sonntag bei einem Besuch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Lampedusa ein gemeinsames Vorgehen der 27 EU-Staaten sowie Migrationsabkommen mit den nordafrikanischen Staaten, um die Lage in den Griff zu bekommen. Von der Leyen stellte zudem einen Notfallplan vor.

Von der Leyen sagt Italien Hilfe zu

Die EU-Kommission hat bereits ein Migrationsabkommen mit Tunesien in Aussicht gestellt. Im Gegenzug für millionenschwere Finanzhilfen sollen Sicherheitsbehörden stärker gegen Schlepper und das Ablegen von Booten vorgehen. Tunesien gilt inzwischen als wichtigstes Transitland für Migranten aus Afrika auf dem Weg nach Italien.

Wieder mehr als 1100 Neuankömmlinge

Unterdessen trafen erneut Hunderte Bootsmigranten auf Lampedusa ein. Allein am Dienstag seien auf der kleinen Insel zwischen Sizilien und Nordafrika insgesamt knapp 900 Menschen angekommen, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldet. Am Mittwochmorgen legten fünf weitere Boote mit 171 Migranten im Hafen von Lampedusa an. Wegen der vielen eintreffenden Migranten riefen die Behörden der Insel den Notstand aus.

Das Erstaufnahmelager der Insel ist weiter überfüllt. Mehr als 1700 Menschen befinden sich in dem sogenannten Hotspot, darunter knapp 450 unbegleitete Minderjährige. Zur Entlastung des Camps wurden bereits Tausende Menschen auf Fähren und Polizeischiffen nach Sizilien oder direkt auf das italienische Festland gebracht.

Frankreich will keine Migranten aus Lampedusa aufnehmen

Frankreich hat derweil klargestellt, dass es eine Aufnahme von Migranten von der italienischen Insel Lampedusa ablehnt. Man habe der Regierung in Rom mitgeteilt, dass man bereit sei, bei der Rückführung von Migranten in Länder zu helfen, "mit denen wir gute diplomatische Beziehungen unterhalten", sagte Innenminister Gérald Darmanin im Fernsehen. Frankreich werde aber selbst "keine Migranten" von der Insel aufnehmen. Paris wolle in dieser Frage eine "Position der Entschlossenheit", sagte Darmanin im Sender TF1.

Frankreich Paris | Innenminister Gerald Darmanin
Sagt Non: Der französische Innenminister Gérald DarmaninBild: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images

Er kündigte zudem an, die Kontrollen an der französisch-italienischen Grenze zu "verstärken". In Italien sind nach den Zahlen des Innenministeriums seit Jahresbeginn rund 130.000 Migranten angekommen, das sind bereits jetzt fast doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2022.

kle/sti (dpa, afp)