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Tote bei Gefechten in der Ostukraine

5. Mai 2014

Mit Kampfhubschraubern und Panzerfahrzeugen geht die ukrainische Armee weiter gegen moskautreue Aktivisten im Osten des Landes vor. Es gibt Opfer auf beiden Seiten.

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Militärcheckpoint bei Slowjansk 04.05.2014 (Foto: AFP)
Bild: Vasily Maximov/AFP/Getty Images

Die ukrainische Armee verstärkt ihren Belagerungsring um die von prorussischen Milizen gehaltene Stadt Slowjansk. Dabei haben beide Seiten schwere Verluste erlitten. Ein Sprecher der Miliz nannte etwa 20 getötete Aktivisten. Aus dem Innenministerium verlautet, vier Einsatzkräfte der Regierungstruppen seien getötet und 30 verletzt worden. Nach Angaben von Ressortchef Arsen Awakow halten etwa 800 bewaffnete Separatisten die Stellungen in Slawjansk. "Sie setzen schwere Waffen ein, schießen mit großkalibrigen Waffen, benutzen Granatwerfer und sonstige Technik", sagte der Minister. Die Truppen hätten trotz der Gegenwehr den Fernsehturm der Stadt eingenommen.

Ein Sprecher der Aufständischen sagte, man sei "durch einen dichten Ring ukrainischer Einheiten eingeschlossen. Viele Geschäfte machen zu, weil es keine Waren mehr gibt, mit denen zu handeln wäre". Mindestens zwei Radpanzer mit Separatisten verließen fluchtartig östliche Vororte von Slowjansk. Heftiges Gefechtsfeuer war zu hören. Ein Reuters-Korrespondent berichtete, dass die Kämpfe offenbar immer näher ans Zentrum heranrücken.

In dem strategisch wichtigen Slowjansk mit einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt sind seit Tagen ukrainische Soldaten mit Panzerfahrzeugen, Hubschraubern und Gefechtswagen im Einsatz. Dabei waren nach offiziellen Angaben zahlreiche Menschen getötet worden.

Rebellen: Kontrollieren viele Verwaltungsgebäude

In der Millionenstadt Donezk und weiteren Großstädten brachten prorussische Separatisten nach eigenen Angaben zentrale Gebäude wieder unter ihrer Kontrolle.

"Wir haben die Verwaltungsgebäude in den entscheidenden regionalen Zentren eingenommen", sagte der Anführer der selbst ernannten Volksmiliz, Miroslaw Rudenko, der Agentur Interfax am Sonntagabend. Allgemein sei die Lage ruhig, die Gefechte seien vorübergehend eingestellt worden.

Neben Slowjansk sind danach auch in Kramatorsk die wichtigsten Gebäude weiter in den Händen der Separatisten. Die Agentur Ria Nowosti meldete, in der 160.000-Einwohner-Stadt sei die Zentrale des Inlandsgeheimdienstes SBU in Flammen aufgegangen.

Sondereinheit nach Odessa

Die "Anti-Terror-Operation" der prowestlichen Regierung in Kiew soll eine Abspaltung der Ostukraine von der Ex-Sowjetrepublik verhindern. Angesichts der ebenfalls gespannten Lage in Odessa hat die aus freiwilligen Kräften gebildete Nationalgarde in Kiew eine Sondereinheit in die Metropole am Schwarzen Meer geschickt, wie Innenminister Arsen Awakow mitteilte.

Bei einem schweren Brand im Gewerkschaftshaus der Stadt sowie bei Straßenschlachten waren dort am Freitag mindestens 46 Menschen gestorben und mehr als 200 verletzt worden.

Kiew wirft Russland Kriegstreiberei vor

Der ukrainische Interimspräsident Alexander Turtschinow hat Russland unterdessen Kriegstreiberei vorgeworfen. "Es ist ein Krieg gegen unser Land im Gange vonseiten der Russischen Föderation - sowohl im Osten als auch im Süden des Landes", sagte Turtschinow dem Kiewer Fernsehsender 5. Kanal. Russland versuche weiter, die Lage vor der Präsidentenwahl am 25. Mai "völlig zu destabilieren". Dabei habe Moskaus Führung im Osten der Ukraine ihre Pläne bereits verwirklicht.

Auch das russische Staatsfernsehen strahlte den Teil des Interviews aus, in dem Turtschinow einräumte, dass es in der Region Sympathien für eine Abspaltung von der Ukraine gebe. "Sagen wir doch mal ehrlich: Die Bürger dieser Regionen unterstützen die Separatisten, sie unterstützen die Terroristen, was die Durchführung der Anti-Terror-Operation erheblich erschwert", sagte der Interimspräsident in dem auch in Moskau gezeigten Fragment. Erschwerend komme hinzu, dass die Polizei mit den prorussischen Kräften sympathisiere. "Das ist ein kolossales Problem", sagte Turtschinow. Der Politiker warf dem im Februar gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch vor, die "Provokationen" zu finanzieren. Janukowitsch hält sich in Russland auf.

cr/rb (afp, dpa, rtr)