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Islamistenführer Mullah hingerichtet

12. Dezember 2013

In Bangladesch ist erstmals ein wegen Kriegsverbrechen während des Unabhängigkeitskrieges Verurteilter hingerichtet worden. Das Oberste Gericht hatte zuvor Berufungsantrag des Islamistenführers abgelehnt.

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Bangladesch Kriegsverbrecher gehängt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der als "Schlächter von Mirpur" bekannte Islamistenführer Abdul Quader Mullah sei um 22.01 Uhr (17.01 MEZ) in einem Gefängnis der Hauptstadt Dhaka gehenkt worden, teilten die Behörden mit. Der 65-Jährige ist der erste von sieben Verurteilten, der wegen Verbrechen im blutigen Unabhängigkeitskrieg 1971 gegen Pakistan hingerichtet wurde. Im Zentrum von Dhaka hatten sich zuvor Tausende junger Menschen versammelt und die Hinrichtung Mullahs sowie weiterer vom Kriegsverbrechertribunal Verurteilter gefordert (s. Artikelbild).

Mullah war im September vom Obersten Gericht wegen Massenmordes und Vergewaltigung zum Tode verurteilt worden. Die meisten seiner Verbrechen, darunter die Ermordung von 350 unbewaffneten Zivilisten, so die Ermittler, habe er in Mirpur, einem Vorort von Dhaka verübt. Die Richter kassierten damit ein Urteil eines Sondertribunals, dass gegen den islamistischen Oppositionspolitiker eine lebenslange Haftstrafe verhängt hatte.

Das Kriegsverbrechertribunal wurde 2010 von Premierministerin Sheikh Hasina für die Strafverfolgung jener eingerichtet, die mit den pakistanischen Streitkräften im Unabhängigkeitskrieg kollaboriert haben sollen. Ihnen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Völkermord und massenhafte Vergewaltigung vorgeworfen. Rund drei Millionen Menschen sollen während des neun Monate dauernden Konflikts getötet, 200.000 Frauen vergewaltigt worden sein.

Bundesregierung fordert Aussetzen der Todesstrafe

Mullah war stellvertretender Generalsekretär der Oppositionspartei Jamaat-e-Islami, die sich damals gegen die Loslösung von Pakistan ausgesprochen hatte. Die Partei und die mit ihr verbündete Nationalpartei Bangladeschs (BNP) hatten vor einer Hinrichtung gewarnt und mit "Konsequenzen" gedroht. Sie werfen den Behörden vor, mit den Prozessen die Opposition schwächen und die islamistischen Parteien abschaffen zu wollen. Bereits unmittelbar nach Mullahs Verurteilung war es zu Unruhen im Land gekommen. Für Sonntag rief die Jamaat-e-Islami zu einem Generalstreik auf.

Bangladesch Kriegsverbrecher Abdul Quader Molla (Foto: picture alliance/aa)
Wegen Massenmordes hingerichtet: Islamistenführer MullahBild: picture-alliance/AA

Unmittelbar vor der Hinrichtung hatte der der Menschenrechtsbeauftragte der amtierenden Bundesregierung, Markus Löning (FDP), an Bangladesch appelliert, das Todesurteil nicht zu vollstrecken. Mullahs Name stehe "für schreckliche Verbrechen und großes Leid während des Unabhängigkeitskriegs", erklärte er und fügte hinzu: "Dennoch lehnt die Bundesregierung die Todesstrafe grundsätzlich ab, zudem bestehen Zweifel, ob das Verfahren fair abgelaufen ist". Löning forderte ein generelles Moratorium für die Todesstrafe in Bangladesch.

gmf/qu (afp, ap, dpa, rtr)