1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trainerpreis an Streich

Fabian Vögtle30. März 2013

Der SC Freiburg mischt diese Saison den deutschen Fußball auf. Trainer Streich und seine Spieler aus der eigenen Jugend sind der Erfolgsgarant. Dafür wurde er in Bonn mit dem "Trainerpreis des Deutschen Fußballs" geehrt.

https://p.dw.com/p/185mG
Freiburg-Trainer Christian Streich (l.) nimmt in Bonn den Trainerpreis des DFB entgegen (Foto: Marius Becker/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Es ist eine Auszeichnung für den Nachwuchsbereich. Und deshalb hättest du den Preis schon vor zwei Jahren verdient gehabt", erklärt Robin Dutt zu Beginn seiner Laudatio in dieser Woche. "Was du jetzt machst, ist das Ernten deiner Früchte", analysiert der DFB-Sportdirektor, der Christian Streich gut kennt. Gemeinsam haben sie beim SC Freiburg von 2007 bis 2011 zusammengearbeitet. Dutt war Chefcoach und Streich, seit 1995 im Verein tätig, kümmerte sich als Assistent und A-Jugend-Trainer um die Talente aus der Fußballschule. "Damals war ich dankbar, so ein Potential zu bekommen", lobt Dutt die hervorragende Spielerausbildung, aus der es während seiner Zeit 14 Kicker in die Profimannschaft schafften.

Streich kennt seine Spieler seit Jahren

Jetzt unter Cheftrainer Streich, der Ende 2011 vom glücklosen Dutt-Nachfolger Marcus Sorg das Bundesligateam übernahm und den Club mit einer beispielhaften Aufholjagd vor dem Abstieg rettete, erfährt das Freiburger Modell seinen Höhepunkt. Zwar hat die Philosophie, talentierte Spieler aus der eigenen Jugend an die Profis heranzuführen, seit der Ära Volker Finke (1991-2007) im Breisgau Tradition. Doch mit dem langjährigen Jugendtrainer Streich, der die meisten Spieler selbst seit Jahren kennt und um ihre Stärken und Schwächen weiß, ist noch mal eine neue Qualität des Ausbildungsvereins, der sich selbst so bezeichnet, hinzugekommen.

SC-Trainer Christian Streich jubelt gerne mit seinen Spielern - er hat viele selbst ausgebildet (Foto: Joern Pollex/Bongarts/Getty Images)
SC-Trainer Christian Streich jubelt gerne mit seinen Spielern - viele hat er selbst ausgebildetBild: Getty Images

"Die Ehrung gebührt natürlich all denen, die es ausgehalten haben, mit mir zu arbeiten. Ich sehe diesen Preis einfach auch als Preis für die Idee und das Projekt SC Freiburg mit der Jugendausbildung", widmete der sympathische Fußballtrainer die Auszeichnung dem ganzen Verein. "Ich müsste wahrscheinlich lügen, wenn ich sage, ich nehme nicht gerne Ehrungen entgegen", freute sich Streich aber über den "Trainerpreis des Deutschen Fußballs", der im Rahmen der Abschlussveranstaltung des 59. Fußball-Lehrer-Lehrgangs zum vierten Mal vom DFB vergeben wurde und mit 10.000 Euro dotiert ist. Streichs Vorgänger als Preisträger sind Horst Hrubesch, Thomas Tuchel und Hermann Gerland.

Vom Nachwuchstrainer zur Identifikationsfigur

Neben dem Trainer-Typ wird vor allem dessen Nachwuchsarbeit mit der Ehrung gewürdigt. Dass sich Streichs jetzige Arbeit von der des Jugendtrainers kaum unterscheidet, wie er selbst und seine Spieler immer sagen, spricht für den Südbadener, der in Freiburg zur Identifikationsfigur geworden ist. Seit knapp 20 Jahren im Verein, als einer der prägenden Köpfe der renommierten Freiburger Fußballschule und Trainer der A-Junioren, mit denen er drei Mal den DFB-Junioren-Vereinspokal (2006, 2009 und 2011) und 2008 die Deutsche Juniorenmeisterschaft gewann, ist er nun auch über den Südwesten der Republik hinaus in ganz Deutschland bekannt.

Neben seinen Trainerqualitäten und den oftmals kaum zu stoppenden Emotionen am Spielfeldrand liegt das vor allem auch an der unverblümten Sprache Streichs. Und so kommt auch bei der Preisverleihung in Bonn einer dieser Streich-typischen, ernst gemeinten Sätze, die man von anderen Trainern so wohl kaum hören würde: "Ich wünsche mir, dass ich einigermaßen mit dieser Komplexität umgehen kann, was relativ schwierig ist. Denn bisher hatte ich Erfolg, aber es werden Misserfolge kommen, wir werden absteigen, viele Niederlagen erleiden, und dann bin ich auch sehr gespannt auf mich, wie ich das verarbeiten und verkraften kann“, analysiert er seine bisher ungewohnte Rolle im Haifischbecken Bundesliga - und dämpft die Erwartungen an ihn und den Club: "Wir müssen damit rechnen, dass wir auch mal nicht mit allen mithalten können über einen gewissen Zeitraum. Das ist einfach so." Der bescheidene Streich will nicht, das alles so stark auf ihn fokussiert ist, denn: "Die Idee in Freiburg ist nicht von einer Person abhängig, sie muss diese weit überleben. Und dann geht es in dieser Kontinuität genauso weiter", beschreibt er im DW-Interview nochmals die langjährige Philosophie des Vereins.

Und Jetzt: Christian Streich