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So kalt war es ewig nicht

23. Dezember 2012

Beißende Kälte, Chaos im Verkehr und fast 200 Tote: Heftige Dezemberfröste halten Osteuropa fest im Griff. In Deutschland werden hingegen milde Temperaturen zu Weihnachten erwartet.

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Die mit Schnee bedeckter Statue von Lenin in Kiew (Foto: AFP)
Bild: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

Selbst die an Eiseskälte gewöhnten Russen stöhnen über einen Jahrhundert-Winter. Täglich erfrieren Menschen im Riesenreich und die Behörden raten dringend von Alltagsgewohnheiten ab: In Sibirien warnt der Zivilschutz vor längeren Autofahrten - zu groß sei das Risiko, beim Warten auf den Pannendienst in dem dünn besiedelten Gebiet zu erfrieren. In Moskau sollten Kinder unter drei Jahren bei Temperaturen ab minus 20 Grad nicht mehr aus dem Haus.

In Sibirien sinkt das Quecksilber in diesen Tagen bis minus 57 Grad. In der südsibirischen Teilrepublik Tuwa wurde der Notstand ausgerufen. Wegen eingefrorener Leitungen sind Tausende Menschen ohne Strom, Schüler haben kältefrei. Im äußersten Nordosten verkürzen Geschäfte ihre Öffnungszeiten drastisch. Frauen werden auf Staatskosten von der Arbeit nach Hause gefahren, um längere Aufenthalte im Freien zu vermeiden.

Wärme hilft nicht immer

Eine seit 1938 nicht mehr erlebte Wetterkombination sorgt für die russische Eiseskälte, die schon viele Opfer gefordert hat. 56 Kältetote gibt es nach offiziellen Angaben, Hunderte liegen mit schweren Erfrierungen in Kliniken. Nach Ansicht von Experten liegt die Dunkelziffer deutlich höher. Mit großen Mengen an Wodka wärmen sich nicht nur Obdachlose auf - und erfrieren dann im Schlaf. Hinzu kommt: Jeden Tag sterben Menschen an Kohlenmonoxidvergiftungen oder bei Gasexplosionen, weil sie sich an maroden Öfen oder offenen Feuern wärmen wollen.

Ukraine im Winter (Foto: AFP/Getty Images)
Hier geht kaum noch etwas: Die Ukraine im WinterBild: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

Auch das Nachbarland Ukraine jammert über "General Winter". Dort erfroren nach Angaben des Gesundheitsministeriums schon mehr als 80 Menschen. In vielen Regionen des zweitgrößten Flächenlandes Europas verursachen starke Schneefälle und Glatteis seit Tagen zahlreiche Unfälle und Chaos auf den Straßen.

Warme Weihnachten in Deutschland

In Lettland sind viele Straßen spiegelglatt. Damit die Menschen möglichst ihre Autos stehen lassen, dürfen öffentliche Verkehrsmittel kostenlos benutzt werden. Im benachbarten Litauen starben in den vergangenen Wochen sechs Menschen. In Polen kostete die Kälte im Dezember 49 Menschen das Leben.

Vorweihnachtliche Wetterkapriolen

In der Bundesrepublik hingegen hat sich die Hoffnung auf Weiße Weihnachten zerschlagen. "99 Prozent der Menschen in Deutschland werden wohl eine grüne Weihnacht erleben", teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Demnach ist eine weiße Weihnacht nur auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, gesichert. Ansonsten gebe es überall Tauwetter bis auf Lagen von 1500 Metern. An Heiligabend könnte es laut DWD im Südwesten 19 Grad warm werden. "Das ist wirklich ungewöhnlich mild für die Jahreszeit", sagte Meteorologe Florian Bilgeri.  Für München werden 18 Grad vorausgesagt. Der bisherige Rekordwert an Heiligabend wurde in der bayerischen Landeshauptstadt in den 70er Jahren mit 14,3 Grad gemessen. Die milden Temperaturen und der Regen könnten allerdings in Donau, Neckar oder Rhein Hochwasser bringen.

rb/GD/jh (dpa, afp, dapd)