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Sierra Leone schottet Ebola-Gebiete ab

25. Dezember 2014

Im Kampf gegen Ebola greift Sierra Leone zu drastischen Mitteln, um die Ausbreitung der Epidemie zu bremsen. Im Norden des Landes wurde das öffentliche Leben lahmgelegt - auf Anordnung der Behörden.

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Ebola-Behandlungszentrum in Sierra Leone (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS/Baz Ratner

Um ein "genaues Bild der Lage" zu erhalten, wurde die gesamte Region Nord abgeriegelt, wie Sierra Leones Vize-Informationsminister Theo Nicol mitteilte. Die Region Nord ist die größte der vier Regionen des westafrikanischen Landes, das die meisten Ebola-Toten zu beklagen hat.

Nach Auskunft der Behörden dürfen Muslime und Christen in den kommenden Tagen keine Gottesdienste in Moscheen und Kirchen feiern - Ausnahme sei der Weihnachtstag für die Christen. Alle Geschäfte und Märkte bleiben vorerst geschlossen. Außer Einsatzteams im Kampf gegen Ebola dürfe niemand zwischen den verschiedenen Departements und Dörfern verkehren, heißt es. Normalerweise herrscht zu Weihnachten reger Reiseverkehr, auch wenn Sierra Leone mehrheitlich muslimisch ist.

"Müssen uns sehr anstrengen"

In diesem Jahr sind bereits etwa 7500 Menschen an Ebola gestorben, fast alle in Westafrika. Am schwersten betroffen ist mittlerweile Sierra Leone, es folgen Liberia und Guinea. Ebola ist hoch ansteckend, sobald Patienten Symptome der Krankheit wie Fieber, Schmerzen, Erbrechen oder Durchfall zeigen.

Nach Einschätzung eines führenden Wissenschaftlers wird die Epidemie noch mindestens zwölf Monate andauern. In Liberia habe sie offenbar ihren Höhepunkt überschritten; in Sierra Leone könne das in den kommenden Wochen geschehen, sagte der belgische Mikrobiologe Peter Piot nach seiner Rückkehr aus Sierra Leone. Es gebe ermutigende Entwicklungen und er hoffe auf die neuen Impfstoffe. Dennoch habe Ebola einen sehr langen Atem und sei schwer zu beherrschen. "Wir müssen uns weiter sehr anstrengen", sagte Piot. Der Wissenschaftler war 1976 an der Entdeckung des Virus beteiligt.

"Totalversagen" der UN

Lothar Wagner (Foto: Don Bosco)
Lothar Wagner, Leiter des Therapiezentrums "Don Bosco Fambul" in Sierra Leones Hauptstadt FreetownBild: Don Bosco Mondo e.V.

Der deutsche Leiter eines Ebola-Therapiezentrums in Sierra Leone, Lothar Wagner, übte derweil heftige Kritik an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und den Hilfsmaßnahmen der Vereinten Nationen. "Anstatt sich für das Totalversagen der internationalen Gemeinschaft zu entschuldigen, behauptete der UN-Chef, dass seine Strategie in der Ebola-Bekämpfung nun Wirkung zeige", sagte Ordensmann Wagner in Freetown. "Das war schon reichlich harter Tobak in Angesicht der Tatsache, dass es vor allem Nichtregierungsorganisationen sowie Kirchen gewesen sind, die hier hart gearbeitet haben und es immer noch tun." Es gehe der UN anscheinend nur noch darum, "irgendwie ohne großen Imageschaden aus dieser Krise zu kommen".

Die UN-Hilfen seien "bisher sehr zögerlich, beschämend und halbherzig" gewesen. Wagner warf der internationalen Gemeinschaft zudem mangelnde Koordination vor: "Es hat sich gezeigt, dass die vielen Beauftragten sowie Kommissionen im Kampf gegen Ebola eher hinderlich als förderlich waren."

wa/rb (afp, kna)