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Satellitennavigationssystem Galileo wieder im Probebetrieb

22. Juli 2019

Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo ist nach einem Ausfall nun wieder einsatzbereit. Die Störung bestand seit dem 11. Juli. Der Notfall-Alarm SAR funktionierte aber weiterhin.

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Galileo-Satellitensystem
Bild: picture-alliance/dpa/ESA/P. Carril

Der Probebetrieb (Initial Services) des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo ist erfolgreich wiederhergestellt. Galileo war von einem technischen Zwischenfall im Zusammenhang mit seiner Infrastruktur am Boden betroffen, meldet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Seit dem 11. Juli standen Nutzern die regulären Funktionen des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo nicht mehr zur Verfügung. Am Nachmittag des 11. Juli hatte die European Global Navigation Satellite Systems Agency (GSA) in Prag ihre Kunden über den Ausfall informiert. 

Nutzung auf eigenes Risiko

Die GSA berichtete, dass es "eine Verschlechterung der Dienste auf allen Galileo-Satelliten" gab und "die Signale nicht die Mindestanforderungen an Leistung" erreichten, die Galileo normalerweise verspricht. Kunden, die trotzdem weiterhin Geräte benutzten, die ihre Position mittels Galileo-Satelliten errechnen, hätten das "auf eigenes Risiko" tun müssen.

In einer weiteren Mitteilung vom 14. Juli ergänzte die GSA, dass die Ursache der Panne in der Boden-Infrastruktur, also nicht bei den Satelliten zu suchen sei. 

Nun präzisierte das DLR:  "Der technische Zwischenfall entstand durch eine Fehlfunktion der Anlagen in den Galileo-Kontrollzentren, die die Zeit und Bahnvorhersagen berechnen und für das Prozessieren der Navigationsnachricht verwendet werden. Die Störung beeinträchtigte verschiedene Elemente in den Kontrollzentren in Fucino (Italien) sowie am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen." 

Eine unabhängige Untersuchungskommission untersuche nun für die GSA und die EU-Kommission als programmverantwortliche Behörde die genaueren Umstäönde des Ausfalls. 

Search and Rescue funktioniert

Der Notfall-Rettungsdienst von Galileo, eine sogenannte "Search And Rescue (SAR)"-Funktion, mit der etwa Schiffe in Seenot oder verletzte Bergsteiger Hilfe rufen können, funktionierte trotz der Panne ungestört weiter, beteuert die Betreibergesellschaft. 

Mehr dazu: Satellitenstart für bessere Navigation auf dem Handy

Galileo-Satellitensystem
In seiner endgültigen Konfiguration soll Galileo mindestens 30 Satelliten umfassenBild: picture-alliance/dpa/ESA/P. Carril

Galileo hinter dem Zeit- und Finanzplan

Derzeit bietet die GSA nur einen Anfangsdienst (initial service) von Galileo an. Das bedeutet, dass die Navigationssignale nur von 26 Satelliten stammen. Erst wenn 30 Galileo-Satelliten in ihrer endgültigen Umlaufbahn sind und vollständig eingerichtet sind, soll das europäische Satellitennavigationssystem in den Regelbetrieb gehen. Die fehlenden vier Satelliten sollen bis 2020 in den Orbit geschossen werden.

Galileo – eine Positionsbestimmung

Damit liegt das Prestigeprojekt der Europäischen Union deutlich hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Anfangs sollte Galileo bereits 2008 voll einsatzfähig sein. Auch bei den Kosten konnte die EU ihren Plan nicht einhalten. 1999 hatte sie noch Kosten von 2,2 bis 2,9 Milliarden Euro für den Aufbau des Systems eingeplant. Derzeitig sind im EU-Budget bis 2020 für den Aufbau 7,2 Milliarden Euro plus 3 weitere Milliarden Euro für den Betrieb vorgesehen.

Doppelt hält besser

Der Ausfall wirft ein Schlaglicht auf die Anfälligkeit und Risiken von Satellitennavigationssystemen. Galileo und das parallel dazu immer weiter verfeinerte Global Positioning System (GPS) der USA sollen in Zukunft wichtige Aufgaben im Bereich des autonomen Fahrens und Fliegens sowie in der Schifffahrt übernehmen. Wenn aber autonome Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe von jeweils nur einem Navigationssystem abhängig sind, könnte es bei einem Ausfall dazu führen, dass die Steuerung versagt.

Viele Empfangsgeräte sind deshalb darauf ausgerichtet, Signale mehrerer Satellitenanbieter auszuwerten. Komplexere Systeme nutzen auch die Ortungssignale von erdgestützten Funkanlagen, etwa von Mobiltelefon-Sendern. So werden sie zuverlässiger und sind weniger störanfällig.

Autonome Fahrzeuge haben zusätzlich immer auch Umgebungssensoren, die dafür sorgen, dass es nicht plötzlich wegen falscher oder fehlender Satellitendaten zu einer Kollision kommt. Grundsätzlich haben Militärs bei Satellitennavigationssystemen immer auch die Möglichkeit, sie im Kriegs- oder Krisenfall außer Betrieb zu setzen. 

Mehr dazu: Kommentar: Die Satellitennavigation Galileo - eine Reifeprüfung für Europa

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Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen