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Porträt eines Siegers

Daniel Scheschkewitz, DW Washington3. November 2004

George W. Bush hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Anders als sein Vater, der 1992 aus dem Amt gewählt wurde, wird Bush junior nun vier weitere Jahre die Geschicke Amerikas und der Welt vom Weißen Haus aus lenken.

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Er hat die Mehrheit der US-Amerikaner auf seiner Seite.Bild: AP
Bush erwartet den Wahlausgang
Im Kreis der Familie im Weißen Haus.Bild: AP

George Walker Bush wurde am 6.Juli 1946 in New Haven, im US-Bundesstaat Conneticut geboren. Nicht immer war der 44. Präsident der Vereinigten Staaten ein Siegertyp. Bis zu seinem 40. Lebensjahr hatte Bush junior vor allem durch Frauengeschichten, übermäßigen Alkoholkonsum und hohe Schulden im texanischen Ölgeschäft von sich Reden gemacht. Die entscheidende Weichenstellung für ein produktives Leben führt George Bush heute auf göttliche Eingebung und die Heirat mit Ehefrau Laura zurück. "Ich bin dankbar dafür", sagte er einmal, "dass ich mit Laura Bush durch dieses Leben gehen darf. Amerika hat ihre Gutmütigkeit, ihre Freundlichkeit und Stärke kennen gelernt, die ich zum ersten Mal vor 26 Jahren zu schätzen begann.“

Sieg per Gerichtsbeschluss

Bush wurde 1994 zum Gouverneur von Texas gewählt. Nach seiner Wiederwahl vier Jahre später entschloss er sich zur Kandidatur für das Präsidentenamt im Jahr 2000, die er in der republikanischen Partei gegen Senator John McCain gewann. Das höchste Amt im Staat fiel ihm aber nur denkbar knapp nach einer umstrittenen Auszählung der Stimmen Floridas und durch den Schiedsspruch des Obersten US-Gerichtshofs zu. Außenpolitisch noch unerfahren, wurde der 11. September mit seinen Terroranschlägen zum Definitionsmerkmal seiner ersten Amtszeit.

"Rund um den Globus müssen sich die Nationen nun entscheiden", rief der US-Präsident der Welt zu, "entweder ihr seid an unserer Seite oder an der Seite der Terroristen."

Vergleich mit Reagan

Ähnlich wie Ronald Reagan sieht George Bush die amerikanische Nation als von Gott berufen an. "Dieses junge Jahrhundert wird das Jahrhundert der Freiheit. Indem wir die Freiheit im Ausland fördern, bauen wir eine Welt, die sicherer ist. Wie Generationen vor uns auch sind wir vom Jenseits aus berufen für die Freiheit zu stehen. Das ist der ewige amerikanische Traum.“

Seinen polarisierenden Führungsstil, der Bush während seiner ersten Amtszeit nicht nur in Deutschland und Frankreich unbeliebt machte, dürfte der wieder gewählte US-Präsident in den kommenden Jahren abmildern, meint Robert Kimmit, früherer US-Botschafter in Deutschland. Von der Bürde befreit, sich um seine Widerwahl sorgen zu müssen, werde Bush zwar bei seinen Prinzipien und politischen Grundlinien bleiben, aber er werde mehr konsultieren und sich multilateraler geben. "Denken Sie zwanzig Jahre zurück", so Kimmit, "1984 war Europa genauso kritisch gegenüber Präsident Reagan eingestellt. In seiner zweiten Amtszeit wurde er dann sehr viel offener gegenüber Verhandlungen, und sein politisches Vermächtnis fällt doch heute in Europa gar nicht schlecht aus. Ich denke, in der zweiten Amtszeit von Präsident Bush werden wir einen vergleichbaren Trend erleben.“

Gegen Abtreibung

George Bush bezeichnet sich selbst als mitfühlenden Konservativen. In seiner ersten Amtszeit förderte er karitative Kircheninitiativen mit staatlichen Zuschüssen. In den nächsten Jahren könnte seine wertkonservative Agenda um eine Verfassungsänderung mit dem Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen ergänzt werden. Im Wahlkampf hat Bush auch versprochen, in seiner zweiten Amtszeit für eine "lebensbejahende Kultur" zu kämpfen. Liberale befürchten, dass Bush das über dreißig Jahre alte Recht auf Schwangerschaftsabbrüche widerrufen könnte.

Auch wenn Präsident Bush stets betont , dass die Sicherheit Amerikas und der globale Kampf gegen den Terror bei ihm höchste Priorität genießen, halten es Kenner für unwahrscheinlich , dass Bush in seiner zweiten Amtszeit einen weiteren Präventiv-Krieg wie im Irak führen wird. Michael O`Hanlon vom Brookings Institute sagt: "Es gibt die potenziellen Krisenherde Iran und Nordkorea , wo unsere Fähigkeit gemeinsame Strategien zu entwickeln, einer harten Prüfung ausgesetzt sein könnte. Ich glaube, dass Präsident Bush deshalb seinen freundlicheren Umgangston der letzten Monate mit den Alliierten beibehalten wird, dass aber Krisen mit Nordkorea oder dem Iran zu einer Herausforderung seiner Kooperationsfähigkeit werden könnten.“ Bush selbst sagt, die Entscheidung gegen den Irak in den Krieg zu ziehen, sei der härteste Entschluss seiner ersten Amtszeit gewesen. Er hat ihn auch im Nachhinein immer verteidigt. Unbeirrt von aller Kritik an seinen Entscheidungen weiß sich Bush nämlich meist mit sich selbst im Reinen und im Einklang mit Gott.