1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zentralafrika im Chaos

12. Januar 2014

Nach dem Rücktritt von Zentralafrikas Präsident Djotodia ist die Gewalt in der Hauptstadt Bangui eskaliert. Bei Plünderungen wurden mehrere Menschen getötet. Djotodia floh inzwischen nach Benin.

https://p.dw.com/p/1Ap8k
Zentralafrikanische Republik Rücktritt Djotodia
Bild: Reuters

Es habe "enorme Plünderungen" gegeben, sagte ein Vertreter des Roten Kreuzes der Nachrichtenagentur AFP. Die Übergriffe richteten sich den Angaben zufolge vor allem gegen Muslime; aus Angehörigen dieser Religion rekrutiert sich vorwiegend die Djotodia nahestehende Miliz. In der Nacht waren trotz einer Ausgangssperre Schüsse zu hören, zahlreiche Geschäfte wurden geplündert. Auch am Samstag dauerten die Plünderungen laut den Berichten von Nachrichtenagenturen an, zahlreiche Ausländer flohen aus der Stadt.

Soldaten einer EU-Truppe sollen zur Sicherung des Flughafens der Hauptstadt Bangui eingesetzt werden. Darauf verständigten sich die Botschafter der 28 EU-Staaten in der Nacht zum Samstag in Brüssel im Grundsatz. Unklar ist aber derzeit noch, welche europäischen Länder Soldaten bereitstellen werden. Wie in Brüssel weiter zu hören ist, soll die Truppe den Umfang eines Bataillons haben, also aus mehreren Hundert Einsatzkräften bestehen.

Bangui: Erneut Gewalt und Übergriffe

Der unter dem Druck der Nachbarstaaten erreichte Rücktritt von Machthaber Michel Djotodia hatte am Freitag zunächst Hoffnungen auf Frieden geweckt. Djotodia war der erste muslimische Präsident des Landes. Er hatte im März 2013 Staatschef François Bozizé gestürzt, der Christ ist. Doch das multikonfessionelle Land im Herzen Afrikas war nach der Absetzung von Bozizé in blutige Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen gestürzt. Bei den Kämpfen der vergangenen Wochen wurden mehr als tausend Menschen getötet, hunderttausende Menschen sind auf der Flucht vor der Gewalt. Auch zehntausende Immigranten aus dem Tschad verließen das Land.

Französische Truppen und Soldaten der Afrikanischen Union patrouillieren nun mit gepanzerten Fahrzeugen in den Straßen von Bangui, konnten jedoch die Gewalt nicht stoppen. Im südlichen Viertel Bimbo wurde ein Lager früherer Milizen-Kämpfer angegriffen, die in die Armee integriert werden sollen. Laut einem Offizier waren die Angreifer sehr gut bewaffnet. In Bimbo griff eine Gruppe junger Männer eine Moschee an und trug Ziegelsteine und Dachelemente davon.

Benin um Aufnahme Djotodias gebeten

Einen Tag nach seinem Rücktritt floh Zentralafrikas Präsident Michel Djotodia nach Benin. Der frühere Rebellenführer landete an Bord eines Flugzeugs aus dem tschadischen N'Djamena in der Hauptstadt Cotonou, wie ein AFP-Reporter berichtete. Am Flughafen wurde er von Außenminister Nassirou Bako Arifari in Empfang genommen. Djotodia verließ den Flughafen in einem schwarzen Auto, sein Ziel war jedoch nicht bekannt.

Wie Benins Außenministerium mitteilte, wurde das Land von der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS) darum gebeten, Djotodia aufzunehmen. Benin wolle damit einen Beitrag zur "Wiederherstellung von Frieden, Sicherheit und Stabilität" in der Zentralafrikanischen Republik leisten, hieß es. Djotodias Familie lebt schon seit längerem in Benin.

ml/uh/gri (afp, dpa)