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Personalmangel bei der Deutschen Bahn

9. August 2013

Der Mangel an Zügen ist wohlbekannt. Nun plagen die Deutsche Bahn auch noch Personalprobleme. Das Unternehmen verspricht Besserung, doch schnelle Abhilfe ist schwierig.

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Ein rotes Signal leuchtet am Hauptbahnhof in Dortmund vor einer Weiche. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Seit einer Woche fallen in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz viele Züge aus oder werden umgeleitet. Abends und nachts läuft der Regionalverkehr nur eingeschränkt, vom Fernverkehr ist der Hauptbahnhof in dieser Zeit komplett abgeschnitten. Der Grund: Knapp die Hälfte der 15 Fahrdienstleiter für das Stellwerk ist krank oder im Urlaub.

Bahnsteig am Mainzer Hauptbahnhof (Foto: dpa/picture-alliance)
Der Mainzer Hauptbahnhof liegt wegen Personalmangels teilweise lahmBild: picture-alliance/dpa

Der Personalmangel in Stellwerken wurde nach Ansicht der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) von der Bahn lange ignoriert. "Die Vorgänge in Mainz sind nicht die ersten ihrer Art und schon gar kein Einzelfall", sagte EVG-Chef Alexander Kirchner der Zeitung "Die Welt". "Wir leiden schlicht unter Personalknappheit im Konzern." Zu den "chronisch unterbesetzten" Bereichen gehörten die Fahrdienstleiter. Diese regeln den Verkehr auf den Schienen in festgelegten Regionen - und fehlen derzeit in Mainz.

Problem erkannt

Die Arbeitnehmervertreter hätten seit 2011 auf die Unterbesetzung in den Stellwerken hingewiesen, die jetzt in der Rhein-Main-Region zu wochenlangen Zugausfällen führen werden, sagte Kirchner. Er warf der Deutschen Bahn vor, ein "grundsätzliches Problem" verharmlosen zu wollen. "Wenn die Bahn jetzt sagt, der Fall in Mainz habe mit Urlaub oder Krankenständen zu tun, dann sind das Ausreden", kritisierte der Gewerkschaftschef. Jahrelang sei Personal abgebaut und anschließend seien neue Mitarbeiter zu zögerlich eingestellt worden.

Die Deutsche Bahn wies die Vorwürfe zurück und erklärte, längst in großem Umfang neue Mitarbeiter einzustellen. Laut Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber habe der Konzern die Probleme längst erkannt und steuere seit längerem um. In den vergangenen Jahren habe die Bahn bundesweit zehntausende neue Mitarbeiter eingestellt und ausgebildet, erklärte er, "darunter auch Fahrdienstleiter, Zugpersonal und Mitarbeiter im Bordservice". Weber verwies darauf, dass im Konzern aktuell 247 Fahrdienstleiter mehr als Ende 2012 tätig seien.

Der EVG sind das noch viel zu wenige. Allein um die rund eine Million angehäuften Überstunden abzubauen, brauche man 1000 Fahrdienstleiter mehr. Personalvorstand Weber versucht auf Kirchner zuzugehen: "Wir sind unterwegs, das weiß auch die EVG-Spitze, weil wir das bisher gut gemeinsam gestaltet haben", sagte er und verwies auf den seit einem halben Jahr geltenden Demografie-Tarifvertrag.

Berlin schaltet sich ein

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), warf der Bahn vor, einseitig auf Profit zu setzen. "Dieses Chaos zeigt erneut, dass der DB-Konzern auf Kosten der Fahrgäste spart", sagte er am Freitag dem "Handelsblatt Online". "Positive Geschäftsbilanzen" seien Bahn-Chef Rüdiger Grube "offenbar wichtiger als Personalmangel, Zugausfälle, Verspätungen".

Das Problem ist ganz oben angekommen: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) schaltete sich ein und telefonierte mit Grube. Und das Eisenbahn-Bundesamt ermittelt, ob die Bahn gegen die Betriebspflicht verstoßen hat.

Schnelle Abhilfe in Mainz ist aber nicht in Sicht. Jedes Stellwerk hat seine eigenen technischen Details und verlangt spezielle Ortskenntnisse. Die Einarbeitung neuer Kollegen in Mainz würde nach Bahnangaben drei Monate dauern. Und Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückholen ist auch keine Lösung. "Wir haben einfach auch als Arbeitgeber die Pflicht, diesen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihre Erholung sicherzustellen", sagt DB-Netz-Chef Sennhenn.

rbr/mak (dpa, afpd)