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Absturzursache weiter unklar

Bernd Riegert26. März 2015

Eine Pressekonferenz in Paris konnte das Informationsbedürfnis der Medien nicht stillen. Die Auswertung des Stimmenrekorders von Flug 4U 9525 dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, wie die Ermittler mitteilten.

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Jouty vor Mikrophonen Foto: Reuters/Charles Platiau
Bild: Reuters/Charles Platiau

"Dazu habe ich keine spezifischen Informationen", war der Satz, den Remi Jouty (Artikelbild) am häufigsten in seiner Pressekonferenz in Paris benutzte. Der Direktor der französischen Behörde zur Ermittlung bei Luftfahrtunfällen (BEA) stellte sich am Nachmittag den Reporterfragen, aber es wurde schnell klar: Es wird noch Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis die Luftfahrtermittler die Daten des Stimmenrekorders von Flug 4U9525 ausgewertet haben werden. "Wir haben im Moment keine Erklärung dafür, warum das Flugzeug einen Sinkflug begann", sagte Remi Jouty.

Die gute Nachricht sei aber, dass aus dem beschädigten Rekorder brauchbares Audio-Material habe gesichert werden können. "Bis wir aber ein verlässliches Protokoll der Dialoge, Alarmsignale und Geräusche im Cockpit vorlegen können, kann es Wochen, vielleicht sogar Monate dauern", kündigte der Behördenchef an. Man müsse sehr sorgfältig vorgehen, um die Stimmen zuzuordnen. Geräusche und Dialoge müssten mit den anderen Flugdaten, Zeiten und Abläufen in Beziehung gesetzt werden.

Beschädigte Blackbox Foto: Reuters/BEA
Beschädigt, aber brauchbare Daten: Stimmenrekorder des abgestürzten AirbusBild: Reuters/BEA

Zehn Minuten Sinkflug bis zum Aufprall

Immerhin konnte Remi Jouty bestätigen, dass das Flugzeug sich am Dienstag vormittag auf der geplanten Route von Barcelona nach Düsseldorf befand und nicht vom Kurs abgewichen ist. Um 10:30 Uhr habe die Maschine ihre Reiseflughöhe von 12000 Metern erreicht. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich die Piloten zum letzten Mal routinemäßig bei der Luftverkehrskontrolle über Funk gemeldet. Sie bestätigten, dass sie, wie geplant, weiterfliegen würden. Genau eine Minute später ging das Flugzeug in einen Sinkflug über. Die Sinkgeschwindigkeit war mit 1000 Metern pro Minute normal, also kein Sturzflug oder ähnliches. Nach fast zehn Minuten, um 10:40:47 Uhr, wird der Germanwings-Flug zum letzten Mal vom Radar erfasst in einer Höhe von nur noch etwa 2000 Metern. Die Piloten haben in diesen Minuten vor dem Absturz weder Funkkontakt aufgenommen noch ein Notsignal gesendet. "Es gab keine Antwort auf Versuche der Flugsicherung, Kontakt mit der Maschine aufzunehmen", schilderte Direktor Jouty die Abläufe.

Noch keine Audio-Protokolle

Den ganzen Tag über hatten die Fachleute der Behörde für Luftfahrtunfälle (BEA) die Audio-Daten von dem beschädigten Stimmenrekorder gesichert, der am Morgen in Paris eingetroffen war. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve hatte zuvor noch Hoffnung geweckt, dass die Pressekonferenz der BEA erste Hinweise auf die Unglücksursache geben würde. Diese Hoffnung konnte Remi Jouty nicht erfüllen. Ob es sich bei den Stimmen, die im Cockpit zu hören sind, um die Piloten handelt, konnte er weder bestätigen noch dementieren. Er sagte aber, es sei sehr unwahrscheinlich, dass Piloten sehenden Auges auf eine Felswand zusteuern würden. Der gleichmäßige Sinkflug über zehn Minuten deute auf einen Auto-Piloten, also einen computerunterstützten Flug hin. Das seien aber nur Mutmaßungen.

Jouty vor Landkarte Foto: Reuters/Charles Platiau
Flugroute über den Alpen war normal: BEA-Direktor Remi JoutyBild: Reuters/Charles Platiau

Wahrscheinlich keine Explosion

Die Art und Lage der Trümmer lasse darauf schließen, dass das Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit auf die Felswand in den französischen Alpen aufgeprallt sei, sagte Remi Jouty. Hätte es zuvor eine Explosion im Flug gegeben, wäre das Flugzeug vermutlich in mehrere große Teile zerbrochen und abgestürzt. Man habe bisher aber nur sehr kleine Trümmerteile gefunden. Ein Mitarbeiter der Bergungsteams hatte zuvor in Seyne-les-Alpes gesagt, das Flugzeuge sehe aus "wie pulverisiert". Die sterblichen Überreste der 150 Todesopfer zu bergen und zu identifizieren, werde sehr schwer. Die Bergungsmannschaften müssten sich an den steilen Hängen abseilen, um zu den Trümmern vorzudringen, sagte in Paris der Direktor der Luftfahrtbehörde.

Datenrekorder noch nicht gefunden

Der zweite Flugschreiber, der die wichtigsten Daten des Flugzeugs, wie Geschwindigkeit, Flughöhe und Flugrichtung, aufzeichnet, sei noch nicht gefunden worden, sagte Jouty weiter. Anderslautende Gerüchte seien falsch. Der französische Präsident Francois Hollande hatte zuvor bei seinem Besuch bei den Bergungsmannschaften in Seyne-les-Alpes davon gesprochen, dass die "leere Hülle" des zweiten Flugschreibers gefunden worden sei. Konkrete Angaben zu den Fragen, was die Maschine für Fracht an Bord hatte oder warum sie in Barcelona 30 Minuten Verspätung beim Start hatte, konnte der BEA-Direktor nicht machen. "Es ist viel zu früh, irgendwelche Schlüsse aus diesen vorläufigen Erkenntnissen zu ziehen", warnte Remi Jouty die ungeduldigen Journalisten.