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Millionenspektakel zum Olympiastart

Olivia Fritz (mit sid, dpa)26. Juli 2012

Grüne britische Landschaften, echte Tiere und 15.000 Akteure – viel ist über die 35 Millionen Euro teure Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele noch nicht bekannt. Auch wer das Feuer entzündet, ist noch ein Geheimnis.

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Nachtaufnahme vom Orbit-Turm und dem Olympiastadion in London. (Foto: EPA/FACUNDO) ARRIZABALAGA (zu dpa-Themenpaket zu den Olympischen Spielen in London 2012 vom 10.07.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++ pixel
Bild: picture-alliance/dpa

Es war ein Risiko, das sich gelohnt hat: Die über 60.000 Zuschauer der Generalprobe haben nichts ausgeplaudert. Der Großteil der Eröffnungszeremonie ist noch nicht bekannt, denn der Chef persönlich hat um Diskretion gebeten: "Bitte verderbt die Überraschung nicht!", rief der britische Filmregisseur Daniel Boyle ("Trainspotting", "The Beach", "Slumdog Millionär"), der sich das 35 Millionen Euro teure Spektakel ausgedacht hat. Und so mussten sich die Zeitungen weiter mit Spekulationen begnügen. Es soll alles "very british" werden.

Königin Elizabeth II. eröffnet die Spiele

Traditionell stehen einige Programmpunkte fest. So wird zu Beginn der Feier am Freitagabend (27.07.2012) Königin Elizabeth II. von Jaques Rogge empfangen, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Danach wird beim Klang der Nationalhymne "God Save the Queen" die britische Flagge gehisst. Es folgt der Einzug der über 10.000 Athleten aus 204 Nationen – Griechenland als Mutterland der modernen Spiele geht vorneweg, Großbritannien als Ausrichter bildet den Abschluss. Das deutsche Team führt Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller an.

Als Symbol für den Frieden werden dann Tauben aufsteigen und die Königin eröffnet als Staatsoberhaupt die Spiele. Begleitet wird sie unter anderem von ihren Enkeln Harry und William sowie dessen Ehefrau Kate. Zu den geladenen Gästen gehören außerdem 120 Staatsoberhäupter, darunter Bundespräsident Joachim Gauck, die First Lady der USA, Michelle Obama, und Stars wie Angelina Jolie und Brad Pitt. Dann leisten einer der Olympioniken und zum ersten Mal auch einer der Trainer den olympischen Eid. Anschließend trifft nach ihrer weiten Reise endlich die olympische Fackel im Stadion ein.

Wer ist der letzte Fackelläufer?

Das best gehütete Geheimnis bleibt wie stets, wer denn nun das olympische Feuer entfachen darf – und natürlich auch wie. Die Vorschläge reichen vom fünfmaligen Ruder-Olympiasieger Steve Redgrave über Zehnkämpfer Daley Thompson bis hin zu Fußballer David Beckham. Dieser gab bereits bekannt, nur "eine kleine Rolle" bei der Zeremonie zu spielen. Welche genau, dürfe er nicht verraten.

Mohammed Ali entzündete 1996 das Olympische Feuer in Atlanta (Foto: OMAR TORRES/AFP, Getty Images)
Box-Legende Mohammed Ali entzündete 1996 das Olympische Feuer in AtlantaBild: Getty Images

Auch Dorothy Tyler-Odam wurde gehandelt. Die Silbermedaillen-Gewinnerin im Hochsprung (1936) ist die älteste lebende Medaillengewinnerin Großbritanniens und durchaus meinungsfreudig: Nach den Spielen in Berlin sagte sie über Adolf Hitler, er sei nur ein kleiner Wicht in großer Uniform. Möglich ist aber auch, dass völlig Unbekannte die große Rolle übernehmen könnten. So sind einige Kinder im Gespräch, die am Tag der Olympia-Vergabe nach London, dem 6. Juli 2005 geboren wurden.

Gedenken an München?

Ein weitaus tragischerer Jahrestag soll ebenfalls gewürdigt werden, geht es nach den Angehörigen der elf bei dem Palästinenser-Attentat von München (1972) getöteten israelischen Athleten. Doch auch zum 40. Jahrestag lehnte das IOC eine Schweigeminute während der Eröffnungsfeier kategorisch ab und veranstaltete stattdessen bereits ein Gedenken im olympischen Dorf.

Zuletzt wurden die Forderungen nach einer Schweigeminute während der offiziellen Zeremonie immer lauter. Dem IOC liegt eine Petition mit 103.000 Unterschriften vor. "Wir wollen nicht viel – nur diese eine Minute", sagte Alan Elkin von der Initiative. Israels Botschafter in London, Daniel Taub, sieht in der Frage kein ausschließlich israelisches oder jüdisches Thema: "Das Attentat in München 1972 war ganz klar ein Angriff auf den olympischen Geist."

Ein Mitglied der arabischen Kommandogruppe zeigt sich in München 1972 auf dem Balkon im olympischen Dorf. (Foto: AP Photo/Kurt Strumpf)
Einer der Attentäter während der Olympischen Spiele in München 1972Bild: AP

Paul McCartney singt

Der olympische Geist soll auch bei der Eröffnungsfeier die Massen ergreifen. Als sicher gilt immerhin, dass Beatle Paul McCartney einen Großteil des musikalischen Programms übernehmen wird. Wenn das Feuer brennt, beginnt der künstlerische Teil des Programms. Dafür hat sich Danny Boyle vom Shakespeare-Stück "Der Sturm" inspirieren lassen, in dem ein Zauberer und dessen Tochter auf einer einsamen Insel landen. So werden bis zu 15.000 Statisten auftreten, darunter Hunderte Kinder aus Londoner Schulen. Unter dem Motto "Inseln der Wunder" verwandelt Boyle das Olympiastadion in eine grüne britische Landschaft aus dem 18. Jahrhundert mit einem Picknick zwischen Pferden, Kühen, Schafen und Enten.

Daraufhin folgt eine Szene mit englischen Stahlarbeitern aus dem 19. Jahrhundert. Zum krönenden Abschluss sollen die fünf olympischen Ringe über dem Stadion schweben. Gemunkelt wird auch über einen Hubschrauber-Auftritt von "James Bond" alias Daniel Craig. Die erwarteten vier Milliarden TV-Zuschauer sollen jedenfalls voll auf ihre Kosten kommen.

Athleten voller Vorfreude

Doch nicht nur für die Zuschauer, auch für die Sportler selbst ist die Eröffnungsfeier ein Highlight. Olympiasiegerin Lena Schöneborn (Moderner Fünfkampf) unterbrach sogar ihr Vorbereitungsprogramm und flog extra gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Annika Schleu nach London. Trainerin Kim Raisner hat nichts dagegen: "Unsere Sportlerinnen können so die großen Erwartungen an Olympia extrem gut abbauen. Sie haben dann schon etwas Tolles erlebt." Schöneborns Wettkampf ist erst am letzten Tag, so dass die dreistündige Prozedur nicht schade. Andere Athleten, die schon in den ersten Tagen mit den Wettkämpfen beginnen, können deshalb nicht teilnehmen.

Mit bangem Blick schauen Sportler, Zuschauer und Veranstalter aber auf den britischen Himmel. Pünktlich zum Anbruch der Olympiawoche strahlte die Sonne bei 30 Grad vom Londoner Himmel. Für den Freitag sind allerdings heftige Regenschauer und eine deutliche Abkühlung vorhergesagt. Wetterexperten erklärten hoffnungsvoll, dass die Schauer bis zum Beginn der Eröffnungsfeier vorbei sein sollen. Aber selbst, wenn es regnete: Das wäre ja auch "very british".