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Meinung: Frauen im Sport haben mehr verdient

Jonathan Harding
22. März 2021

Nach dem frauenfeindlichen und diskriminierenden Verhalten eines Fußballtrainers und des zuständigen DFB-Regionalverbands ist es allerhöchste Zeit für echte Veränderungen, findet Jonathan Harding.

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Fussball Länderspiel Frauen Deutschland - Irland 3:0
Bild: Sven Simon/picture-alliance

Wie lange wird der Sport den Frauen noch sagen, dass sie professionell sein sollen - dann aber Entscheidungen treffen, die das Gegenteil nahelegen? Dass sich die Spielerinnen der ersten und zweiten Frauenfußball-Bundesliga nach dem diskriminierenden Verhalten eines Jugendtrainers veranlasst sahen, einen Brief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu schreiben, ist bezeichnend.

DW-Redakteur Jonathan Harding
DW-Redakteur Jonathan Harding

Menschen, die sich in ihrem Umfeld unterstützt und respektiert fühlen, brauchen keine offenen Briefe an ihre Verbände zu schreiben und sie aufzufordern, Stellung zu beziehen. Sie fühlen sich bereits unterstützt. Sie werden gehört.

Es fehlte an Respekt, als Borussia Mönchengladbachs Juniorentrainer Heiko Vogel einer Schiedsrichter-Assistentin sagte, Frauen hätten auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Und auch als der Westdeutsche Fußballverband bestätigte, dass Vogel als Teil seiner Strafe eine Frauenmannschaft trainieren sollte. Es fehlte an Verständnis, als der Bundesliga-Verein protestierte, das Wort "Strafe" sei fehl am Platz, weil Vogel selbst angeboten habe, als Teil seiner Wiedergutmachung eine Frauenmannschaft zu trainieren. 

Einen frauenfeindlichen Mann in eine Machtposition in einem Frauensport zu bringen, ist kein Zeichen von Respekt. Wie gut gemeint Vogels Versuch der Wiedergutmachung auch sein mag, dies ist kein Schritt, durch den sich Frauen sicherer oder besser fühlen. Vogel sollte schnellstmöglich damit beginnen, seinen Sexismus abzulegen. Sechs Trainingseinheiten mit einem Frauenteam werden dazu nicht reichen.  

Ungleichheit besteht fort

Immer wieder müssen Frauen Kämpfe im und um den Sport ausfechten. Ob es um gerechte Bezahlung, Unterstützung, Chancen oder Respekt geht - Frauen müssen genauso viel Zeit wie auf dem Spielfeld abseits davon verbringen, um für sich zu kämpfen und sich zu rechtfertigen.  

Erst in der vergangenen Woche wurden College-Basketballerinnen in den USA an die weiterhin bestehende Ungleichheit erinnert: Während des March-Madness-Wettbewerbs zum Saisonfinale wurden ihnen weniger Fitnesseinrichtungen, weniger Essensauswahl und weniger Sportausrüstung zur Verfügung gestellt als den männlichen Teilnehmern. 

Am Sonntag postete der DFB ein Video, in dem es hieß, Fußball sei für alle da. Professionell geschnittene Videos, Gleichstellungskampagnen und Hashtags sind großartig. Aber sie bedeuten nichts, wenn sie nicht durch konkrete Taten unterstützt werden. Es ist eine Sache, über Frauen zu reden, die die nächste Generation inspirieren. Und eine ganz andere, die aktuelle nicht zu respektieren.

Damit sich Frauen respektiert, unterstützt und nicht lächerlich gemacht fühlen, müssen führende Sportorganisationen spürbare Veränderungen in Angriff zu nehmen. Dabei sind auch Männer wie Heiko Vogel gefordert, die die Arbeit vor Ort machen. 

Es ist allerhöchste Zeit. Viel zu lange haben Männer ihre emotionalen Pflichten an Frauen delegiert. 

Adaption: Jörg Strohschein