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Mehr Einwanderer in Lohn und Brot

3. Dezember 2012

Deutschland hat bei der Integration von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt aufgeholt. Dies bescheinigt jetzt eine neue Studie der OECD. Auch die Jobchancen von Migrantenkindern sind teils besser als in anderen Ländern.

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Zwei ausländische Frauen bei einer Umschulung in Berlin (foto:Getty Images)
Bild: Getty Images

Zum ersten Mal hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) umfassend den Stand der Integration in den 30 wichtigsten Industrieländern verglichen, zum Beispiel bei Einkommen, Wohnen, Gesundheit, Diskriminierung und insbesondere auch bei Arbeit und Ausbildung. Und die Gesamtbilanz, vorgelegt in Paris und Berlin, klingt ermutigend: In vielen gesellschaftlichen Feldern gab es in den vergangenen zehn Jahren Erfolge.

So sank die Arbeitslosigkeit bemerkenswert. Im Jahr 2010 gingen demnach in den OECD-Ländern 65 Prozent der Migranten einer Beschäftigung nach. Deutschland lag mit einer die Rate von 64 Prozent im Durchschnitt, legte aber von 57 Prozent im Jahr 2000 besonders stark zu.

Positiv: Die Perspektiven für Kinder

Hervorzuheben ist dabei die verhältnismäßig gute Situation für die Einwandererkinder und -jugendlichen. Trotz oft schlechterer Schulabschlüsse als in anderen Staaten waren in der Bundesrepublik 2008 nur 13 Prozent der Nachkömmlinge von Migranten zwischen 15 und 34 Jahren ohne Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Im OECD-Schnitt betrug der Anteil mehr als 16 Prozent. Bei Nicht-Migranten lag die Quote in Deutschland bei neun, in der OECD bei zwölf Prozent.

Negativ: Hochqualifizierte müssen ihr Glück suchen

Schwer haben es hierzulande hingegen Hochqualifizierte und Zuwanderer, die im öffentlichen Sektor arbeiten wollen.

Während der Anteil der geringqualifizierten Zuwanderer am Arbeitsmarkt höher ist als der von in Deutschland Geborenen, finden hochqualifizierte Migranten seltener einen Job als hier geborene Menschen mit entsprechendem Abschluss. OECD-Experte Thomas Liebig erklärt sich diesen Befund mit Vorurteilen der Arbeitgeber. Migranten würden als niedrigqualifiziert, aber fleißig eingeschätzt, sagt Liebig. Menschen mit niedrigen Abschlüssen bekämen also häufig eine Chance.

Migrationsexperte aus der Pariser OECD-Zentrale: Thomas Liebig (foto:dpa)
Migrationsexperte aus der Pariser OECD-Zentrale: Thomas LiebigBild: picture-alliance/dpa

Hochqualifizierte Migranten würden dagegen nicht als hochqualifiziert wahrgenommen. Und die drängen immer stärker in die Bundesrepublik. So wurde jüngst berichtet, zwölf Prozent mehr Neuankömmlinge als vor einem Jahrzehnt verfügten über einen Hochschulabschluss. Erst in diesem Jahr war das Gesetz zur sogenannten "Blue Card" in Kraft getreten, das die Hürden für Einwanderer senken soll, um den Mangel an Fachkräften zu behebenl.

Negativ: Staatsdienst bleibt verschlossen

Während das private Unternehmertum die Zuwandererkinder zunehmend als wichtigstes Potenzial erkannt hat, bleibt der Staat skeptisch bei Einstellungen. Im öffentlichen Sektor arbeiten in Deutschland nur halb so viele Migranten wie in Deutschland Geborene. Laut Liebig ist der öffentliche Dienst aber entscheidend für die Integration, weil dort die Wahrscheinlichkeit für die Restbevölkerung hoch sei, auf Migranten zu treffen und als Normalität wahrzunehmen.

"Die Chance, einen Lehrer oder einen Polizisten mit ausländischen Wurzeln einzustellen, wird in der Bundesrepublik leider immer noch zu wenig genutzt", so Liebig. Erst seit Kurzem bemühe sich die Politik um mehr Zuwanderer in diesem Sektor. "Deutschland hat hier geschlafen", klagt der Fachmann von der OECD.

SC/rb (epd, afp, dpa)