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"Die Anerkennung ist da"

Aline Ranaivoson, Peter Hille10. Februar 2014

Kein Staatschef kann einen längeren Namen vorweisen als der neue madagassische Präsident Hery Rajaonarimampianina. Mindestens ebenso lang ist die Liste an Problemen seines Landes, über die er im DW-Interview spricht.

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Madagaskars Präsident Hery Rajaonarimampianina (Foto: DW/P. Hille)
Bild: DW/P. Hille

DW: Madagaskar hat fünf Jahre einer Übergangsregierung hinter sich, die international nicht anerkannt war. Das hat auch die Wirtschaft enorm geschwächt. Neun von zehn Madagassen leben von weniger als zwei US-Dollar täglich. Was werden Sie gegen diese Armut machen?

Hery Rajaonarimampianina: Das ist nicht nur für mich eine Herausforderung, sondern für alle Bürger, alle Politiker dieses Landes. Wir müssen schnell und hart gegen die Armut vorgehen. Meine Strategie ist es, Arbeit zu schaffen und Wertschöpfung anzukurbeln.

Wie wollen Sie das erreichen? Wie wollen Sie Investoren zurückgewinnen?

Wir werden große Infrastrukturprojekte anstoßen, vor allem in der Landwirtschaft. Das wird Arbeit schaffen. Im Tourismus werden wir auch Arbeitsplätze schaffen. Und im Bergbau. Aber darüber dürfen wir nicht die Bildung vernachlässigen, die Gesundheit und die Ernährung.

Die Afrikanische Union und der regionale Staatenbund SADC haben Madagaskar wieder in ihrer Mitte aufgenommen, nachdem Ihr Land nach dem Putsch 2009 suspendiert worden war. Wie wollen Sie das Vertrauen der Europäischen Union zurückerlangen?

Es gibt dieses Vertrauen schon. Die Anerkennung ist da, das zeigen die AU und SADC. Jetzt warten einige Partner wie die EU noch auf die Ernennung eines neuen Premierministers. Ich mache mir aber keine Sorgen um die Beziehungen zur EU, die werden ungetrübt sein.

Ihr Vorvorgänger Marc Ravalomanana hatte besonders enge Beziehungen nach Berlin gepflegt. Werden Sie daran anknüpfen?

Ich werde das mit allen Ländern tun, auch mit Deutschland. Deutschland ist heute das Vorbild in Europa und treibt das Wirtschaftswachstum für ganz Europa voran. Da ist es klar, dass ich dieser Entwicklung besondere Aufmerksamkeit widme, und zur Verbesserung der deutsch-madagassischen Beziehungen beitrage. Das könnte im Bereich der Wirtschaft sein, im Sozialen und auch in der Umweltpolitik, in der Deutschland sehr aktiv ist.

Die Umwelt ist in Madagaskar besonders durch das Abholzen des wertvollen Rosenholzes gefährdet. Sie haben dem Rosenholzhandel gerade den Krieg erklärt. Wie wollen Sie dieses Geschäft bekämpfen?

Wir müssen alle zusammenarbeiten, auch mit den internationalen Partnern. Schließlich geht es hier um ein Weltkulturerbe, das zerstört wird. Wir müssen unsere Küsten bewachen und Schiffe auf hohe See abdrängen, die in Madagaskar Rosenholz laden wollen. Hier muss die Marine tätig werden. Und die Menschen vor Ort, die vom Handel profitieren, müssen Alternativen aufgezeigt bekommen. Wir müssen das Abholzen mit aller Macht verhindern. Wir müssen jetzt schnell eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. Es gibt noch an verschiedenen Orten Lager mit Rosenholz und anderen wertvollen Hölzern. Die müssen wir sicherstellen und schnellst möglich auflösen.

Amtseinführung von Hery Rajaonarimampianina (Foto: picture alliance/Zuma Press)
Rajaonarimampianina bei seiner AmtseinführungBild: picture alliance/ZUMA Press

Auch im Garten Ihres Präsidentenpalasts wurden Container mit illegalem Rosenholz gefunden. Wie erklären Sie das?

Diese Vorräte sind alt, sie wurden schon in der Zeit vor der Übergangsregierung 2009 entdeckt. Das Wichtigste ist, dass wir, wie bei allen sonst entdeckten und nicht registrierten Holzvorräten auch, möglichst schnell dieses Holz registrieren und verkaufen.

Auch gegen die Korruption wollen Sie vorgehen, so haben sie angekündigt. Aber während ihrer Zeit als Finanzminister in der Übergangsregierung hat sich die Korruption im Land nur weiter verschlimmert.

Korruption hat immer existiert. Überall in der Welt. Es ist aber wahr, dass das Niveau der Korruption in Madagaskar beunruhigend hoch ist. Deshalb werde ich einen unerbittlichen Kampf dagegen führen. Es geht darum, wieder eine staatliche Autorität aufzubauen. Das geht ebenfalls alle an. Jeder Einzelne muss seiner Verantwortung gerecht werden.

Seit Ende Januar 2014 ist Hery Rajaonarimampianina Präsident von Madagaskar. Vorher war er Finanzminister der Übergangsregierung von Andry Rajoelina, die international nicht anerkannt war. Rajoelina hatte 2009 den damaligen Präsidenten Ravalamonana aus dem Amt gejagt und sich mit dessen Lager jahrelang nicht über Neuwahlen einigen können.

Das Interview führten Aline Ranaivoson und Peter Hille