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Schokolade

Gudrun Heise28. Februar 2014

Nur ein kleines Stückchen Schokolade, und noch eins, und noch ein letztes - im Nu ist eine Tafel weg und das schlechte Gewissen da. Aber halt - muss nicht sein. Schokolade soll jede Menge Vorzüge haben, sagen Mediziner.

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Mode aus Schokolade (Foto: Alexandra Beier/Getty Images).
Bild: Getty Images

Welches Land kommt einem in den Sinn, wenn man an Schokolade denkt? Die Schweiz. Und welches, wenn man an den Nobelpreis denkt? Schweden. Genau in diesen beiden Ländern wird viel Schokolade gegessen, und genau aus diesen Ländern kommen viele Nobelpreisträger. Dass es da einen Zusammenhang gibt, das will Franz Messerli aus New York herausgefunden haben. Seine Studie wurde sogar im renommierten Magazin "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

Messerli hat in großer Fleißarbeit eine kompliziert Tabelle aufgestellt. Darin zeigt er einen Zusammenhang zwischen dem Schokoladenkonsum pro Kopf in einem Land und der Anzahl der aus diesem Land stammenden Nobelpreisträger pro zehn Millionen Einwohner. An Platz Eins steht - wie könnte es anders sein - die Schweiz. Das gilt für den Schokoladenkonsum von fast zwölf Kilogramm pro Person pro Jahr. 36 Nobelpreisträger kann das Alpenland vorweisen. Akribisch hat Messerli die Daten gesammelt und ausgewertet.

Insgesamt hat Messerli 23 Länder untersucht. Und eins will nicht so ganz ins Raster passen: Schweden. Rund 6,5 Kilogramm Schokolade isst hier jeder Einwohner im Jahr. Das Land kann 32 Nobelpreisträger vorweisen - zu viele. Denn laut Schoko-Statistik dürften nur 14 kluge Köpfe auf das Land entfallen. Messerli hatte schnell eine Erklärung parat: Die Schweden reagierten eben sehr sensibel auf den leistungssteigernden Effekt von Schokolade - und bräuchten deswegen weniger davon, damit es zum Nobelpreis reicht.

Nobelpreis 2013 Medaille (Foto: dpa).
Hat der Schokoladenkonsum wirklich Einfluss auf die Zahl der Nobelpreisträger in einem Land? Messerli glaubt ja.Bild: picture-alliance/dpa

Eine andere Vermutung des Mediziners mit dem schweizerisch klingenden Namen ist eine gewisse Befangenheit des Nobelpreiskomitees - die sitzen schließlich in Schweden, und es könnte ja durchaus ein wenig Lokalpatriotismus im Spiel sein. Aber die Ernüchterung folgt. Die Studie sei natürlich nicht ganz ernst zu nehmen, meint Angela Bechthold von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: "Es gibt durchaus wissenschaftliche Studien, die festgestellt haben, dass Inhaltstoffe von Schokolade sich positiv auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken können." Und das habe Herr Messerli zum Anlass für seine Studie genommen und tatsächlich gewisse Zusammenhänge festgestellt. Es sei aber "eine sehr humorvolle Untersuchung und nicht als wissenschaftliche Aussage zu werten." Deutschland liegt in der Messerli-Statistik übrigens auf Platz sieben.

Schokolade, aber bitte bitter

Die Wissenschaft hat Schokolade schon längst für sich entdeckt. Untersuchungen über Untersuchungen darunter auch jede Menge durchaus ernst zu nehmende Studien gibt es, beispielsweise darüber, welchen Einfluss Schokolade auf Körperfunktionen hat. Die Testpersonen müssen dabei geschmackliche Abstriche machen, denn es geht vor allem um dunkle Schokolade, Zartbitter und Bitter.

Zartbitterschokolade (Foto: Fotolia/PhotoSG).
Je dunkler die Schokolade, desto besser die WirkungBild: Fotolia/PhotoSG

Mindestens 70 Prozent Kakaoanteil muss sie haben, um positiv auf den Körper wirken zu können. Das Geheimnis sind die Flavonoide in den Kakaobohnen. Diese Flavonoide sind Pflanzenfaserstoffe, die eine entzündungshemmende Wirkung haben. Sie regulieren die Blutfette, senken den Cholesterinspiegel und den Blutdruck. Außerdem verlangsamen sie die Alterung und - da lag Messerli gar nicht so falsch - verbessern Gedächtnis und geistige Leistungsfähigkeit..

Flavonoide haben weitere, positive Eigenschaften, erklärt Angela Bechthold. So beeinflussen sie das Immunsystem und wirken positiv auf die Gefäßwände, indem sie verhindern, dass diese sich zu sehr verdicken. "Das Blut", erklärt Bechthold, "kann dadurch besser durch die Gefäße fließen." Schokolade beugt also gewissermaßen Arteriosklerose, also Arterienverkalkung, und Schlaganfall vor.

Schafft Schokolade gute Laune?

Ob Schokolade den Serotoninspiegel hebt, gute Laune und Glück verbreitet, daran scheiden sich die Geister. Auf jeden Fall liefert Schokolade den Hauptbaustein des Glückshormons Serotonin: die Aminosäure L-Tryptophan. Aber wie viel Schokolade braucht der Mensch, um glücklich zu werden? Die Antwort lautet: eine sehr große Menge. Mit einer Tafel am Tag ist es da nicht getan.

Schokolademaske in der Kosmetik (Foto: Fotolia/Valua Vitaly).
Schönheit kommt nicht nur von InnenBild: Fotolia/Valua Vitaly

Schokolade ist aber auch etwas, das mit Belohnung in Verbindung gebracht wird. Schon als Kind gibt's ein Stück, wenn man etwas gut gemacht hat. Das gute und positive Gefühl, das dabei entsteht, kann mit dem Botenstoff Dopamin erklärt werden. Der ist sozusagen für das Belohnungssystem im Gehirn zuständig und wird bei Genuss ausgeschüttet.

Zu viel des Guten kann der Gesundheit aber eher schaden als nutzen. Und da ist es egal, ob dunkel, Vollmilch oder weiß. Denn dunkle Schokolade hat wie jede andere Schokolade einen hohen Gehalt an Fett und Zucker. Wenn wir viel davon essen, nehmen wir viele Kalorien auf und das "kann dazu führen, dass man leichter Übergewicht bekommt", so die nüchterne Erklärung von Ernährungswissenschaftlerin Bechthold.

Schokolade ist nicht nur zum Essen da

Körperfett hin oder her, Schokolade lässt sich auch ohne Kalorien konsumieren. Das hat die Schönheitsindustrie schon lange für sich entdeckt. Da gibt es die Gesichtsmaske aus Schokolade, ein Schokoladenbad kann man genießen oder eine Schokoladen-Massage. Und ein Kosmetikstudio wirbt im Internet: "Lassen Sie sich mit sanften Massagestrichen und warmer Schokolade verwöhnen. Sie werden feststellen, Schokolade schafft Lebensfreude und Genuss."