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Zerplatzt Tokios Olympia-Traum?

5. September 2013

Diese Sorge treibt jedenfalls den Bewerbungschef der japanischen Hauptstadt um. Doch all' seine Bemühungen um Schadensbegrenzung im IOC werden ihm nichts nutzen - vom Unglücksreaktor kommen neue Horrormeldungen.

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Blick auf Tanks, in denen radioaktives Wasser aus den havarierten Reaktoren des Kraftwerks Fukushima gespeichert wird (Foto: Reuters/Tokyo Electric Power Co)
Bild: Reuters/Tokyo Electric Power Co

Japans Hauptstadt Tokio sieht im Zuge ihrer Bewerbung um die Olympischen Spiele 2020 wegen der Diskussionen über die atomare Verseuchung in Fukushima anscheinend ihre Felle davonschwimmen. Bewerbungs-Chef Tsunekazu Takeda gab jetzt zu, sämtlichen Mitgliedern der Internationalen Olympischen Komitees in der vergangenen Woche einen Brief geschrieben zu haben. "Ich habe ihnen mitgeteilt, dass Tokio sehr sicher ist", sagte Takeda, der selbst IOC-Mitglied ist. "Die 35 Millionen Menschen, die im Großraum Tokio zu Hause sind, leben dort absolut sicher", erklärte er am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der 125. Session des IOC in Buenos Aires.

Die Regierung habe bereits bekannt gegeben, dass sie die Verantwortung für die Aufräumarbeiten in Fukushima übernehme. "Ich bin im Hinblick auf die Wahl nicht besorgt", sagte Takeda, der auch auf die Distanz zwischen Tokio und Fukushima (250 Kilometer) verwies.

Tokios Olympia-Bewerbungschef Takeda präsentiert im Juli 2012 mit Sportlern und anderen Funktionären das entsprechende Plakat für die Spiele 2020 (Foto: Yoshikazu Tsuno/AFP/GettyImages)
Da war Tokios Olympia-Welt noch in Ordnung: Bewerbungschef Takeda (li.) präsentiert im Juli 2012 das entsprechende Plakat für die Spiele 2020Bild: Yoshikazu Tsuno/AFP/GettyImages

Die IOC-Session wählt am Samstag den Austragungsort der Sommerspiele 2020. Konkurrenten von Tokio sind Istanbul und Madrid.

Strahlung innerhalb von vier Stunden tödlich

An der Atomruine Fukushima Daiichi war nur Stunden vor Takedas Äußerungen ein neuer Strahlenhöchstwert gemessen worden. Wie ein Sprecher des Atombetreibers Tepco mitteilte, wurde an einem der Tanks für verstrahltes Kühlwasser ein sogenannter "Hotspot" mit einem Strahlenwert von 2200 Millisievert entdeckt. Der Hotspot liege an demselben Tank, bei dem am Wochenende 1800 Millisievert gemessen worden waren. Es handelt sich um Beta-Strahlung, die nicht durch die Schutzkleidung der Reparaturtrupps dringt. Für einen ungeschützten Menschen ist eine so hohe Dosis innerhalb von vier Stunden tödlich.

Als Grund für die Stellen mit extrem hoher Strahlung vermutet Tepco bröckelnde Dichtungen aus Kunstharz, die sich zwischen den zusammengeschraubten Metallringen der Tanks befinden. Auf dem Gelände des havarierten AKW stehen etwa 1000 Metalltanks, in denen verseuchtes Kühlwasser aus den beschädigten Reaktorblöcken gelagert wird. Aus einem dieser Tanks waren kürzlich 300 Tonnen ausgelaufen. Es werden weitere Lecks befürchtet. Die Gesamtmenge des radioaktives Wassers in Fukushima würde 130 Schwimmbecken mit Olympia-Maßen füllen. Seit der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe am 11. März 2011 pumpt Tepco täglich etwa 340.000 Liter Wasser zur Kühlung der beschädigten Reaktoren in die Gebäude. Zudem dringen rund 400 Tonnen Grundwasser pro Tag ein und vermischen sich dort mit dem verseuchten Kühlwasser.

Das verseuchte Kühlwasser von Fukushima kommt in provisorische Lagerbehälter (foto: EPA)
Immer neue Lecks: Das verseuchte Kühlwasser kommt in provisorische LagerbehälterBild: picture-alliance/dpa

Gefahr auch durch weitere Erdbeben

Wo die Reaktorblöcke lecken, weiß niemand. Wegen der hohen Strahlung ist es den Arbeitern auch zweieinhalb Jahre nach Beginn der Katastrophe weiter nicht möglich, die volllaufenden Untergeschosse zu inspizieren. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe kündigte am Dienstag an, für Tepco umgreechnet 360 Millionen Euro bereitzustellen, um unter anderem einen unterirdischen Ring aus gefrorener Erde um die Reaktorgebäude zu bauen. Damit soll ein weiteres Eindringen von Grundwasser gebremst werden.

Gefahr droht auch durch weitere Erdbeben. Am Mittwoch wurde die Region von einem Beben der Stärke 6,9 erschüttert. Berichte über neue Schäden an dem AKW durch die starke Erschütterung gab es bisher nicht.

sti/SC (dpa, rtr sid)