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Zufriedenheit bei den Linken

Bernd Gräßler22. September 2013

Ein zweistelliges Prozent-Ergebnis hatte Gregor Gysi als Wahlziel ausgegeben. Es wurde weniger, doch die Partei tröstet sich mit dem Mißerfolg von Konkurrenten.Von der Wahlparty der Linken berichtet Bernd Gräßler.

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Anhänger von Die Linke reagieren am 22.09.2013 in Berlin auf die Ergebnisse der Bundestagswahl. Foto: Jan Woitas/dpa
Linke:Trost im Mißerfolg der KonkurrenzBild: picture-alliance/dpa

Gysi: "wir werden tatkräftige Opposition"

"Gregor, Gregor“ - die Gäste der Linken-Wahlparty bereiten ihrem Spitzenkandidaten Gregor Gysi einen begeisterten Empfang, als er im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei auf das Podium steigt. Ein Gutteil des passablen Abschneidens verdankt die Linke dem unermüdlichen Einsatz des 65jährigen, der als eloquenter Redner von früh bis spätabends auf Wahlkundgebungen und in Talkshows für das parlamentarische Überleben der 2007 gegründeten Partei Die Linke warb. Noch Mitte letzten Jahres drohte die Gefahr einer Spaltung in einen pragmatischen (ostdeutschen) und einen radikalen(westdeutschen) Teil. Die Umfrageergebnisse tendierten nach unten zur Fünf-Prozent-Marke. Diese Gefahr ist nun gebannt.

Trotz eines schlechteren Abschneidens als 2009 kann die Linke im Ranking der Bundestagsparteien möglicherweise sogar einen weiteren Platz nach vorn kommen und die drittstärkste Fraktion stellen. Künftig müssten auch die Journalisten öfter mit der Linken sprechen, teilte Gysi bei seinem Auftritt vor den Gästen der Wahlparty einen Seitenhieb gegen die Medien aus, bei denen die Linkspartei aus seiner Sicht zu kurz kommt.

Jubel über Schlappe der FDP

Sollte es eine große Koalition von CDU und SPD geben, würde Gysi als Linken-Fraktionschef wohl die Rolle eines „Oppositionsführers“ für sich reklamieren und seine Medienpräsenz noch erhöhen.

„Wer hätte gedacht, dass wir uns mit den Grünen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern würden“, jubelte Parteichef Bernd Riexinger, ohne zu erwähnen, dass dies nicht den eigenen Zugewinnen sondern dem schlechten Abschneiden der Grünen zu verdanken ist. Der Mißerfolg der Anderen ist an diesem Abend der Trost für die Linke. Vor allem, wenn die Prognosen und Hochrechnungen das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag signalisieren, brechen die Wahlparty-Gästen immer wieder in Jubel aus. Dass Angela Merkels Union einen überwältigenden Wahlsieg errungen hat, geht dabei unter. Auch mit der SPD hat man nichts am Hut.

Als die sozialdemokratische Konkurrenz in Gestalt von Peer Steinbrück in einem Interview auf dem Fernsehschirm auftaucht, fragt der Moderator der linken Wahlparty in den Saal hinein: "Wollt Ihr das sehen?" Und schaltet um, ohne eine Antwort abzuwarten. „Richtig Rot – Die Linke“ steht auf den Luftballons, die über den Köpfen im Kesselhaus der Kulturbrauerei schweben, und das ist auch das Selbstverständnis der Linken im Verhältnis zu den Sozialdemokraten, die sich laut Linken-Parteichef Bernd Riexinger dem Diktat des Finanzkapitals unterwerfen.

Ein Hoffnungsstrahl aus Hessen

Zähneknirschend hat die Linke akzeptiert, dass es auch bei einer rechnerischen Möglichkeit nicht zu einem Bündnis von SPD, Grünen und Linken gegen Merkels Union kommen wird.Gysi bezeichnet dies als zwar als albern und sagt, dass man für Gespräche zur Verfügung stehe. Als SPD-Spitzenkandidat Steinbrück dies am Abend erneut bis 2017 ausschließt, überrascht es niemanden mehr. Wirklichen Anlass zur Freude bieten an diesem Abend die Ergebnisse der Landtagswahl in Hessen, die in Berlin eintrudeln. Die Linke hat es dort wieder in den Landtag geschafft, anders als im Januar in Niedersachsen und zuvor in Nordrhein-Westfalen. Möglicherweise wird sie sogar für die Regierungsbildung gebraucht. Neben Hessen gibt es noch linke Abgeordnete in den Landesparlamenten von Saarland, Hamburg und Bremen sowie aller ostdeutscher Bundesländer.