1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Musik

Sänger Johnny Clegg ist tot

17. Juli 2019

Die Musikwelt trauert um den Sänger aus Südafrika. Sein Engagement gegen die Rassentrennung in Südafrika machte ihn bekannt. Mit seiner Musik kämpfte Johnny Clegg erfolgreich für die Freilassung von Nelson Mandela.

https://p.dw.com/p/3MCg9
Südafrikanischer Musiker Johnny Clegg ist gestorben
Bild: picture-alliance/dpa/D. Farrell

Südafrika 1987: Auf den Straßen entladen sich Proteste gegen das brutale Apartheidsreegime, die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt. Nelson Mandela ist seit 23 Jahren im Hochsicherheitsgefängnis. Ein weißer Musiker singt auf Zulu: "Wir haben ihn noch nicht gesehen. Wir haben Mandela noch nicht gesehen".

"Asimbonanga" heißt dieses erste Lied, das offen die Freilassung Mandelas fordert. Es wird ein Hit, der vom Apartheid-Regime verboten wird. "Es hat mich sehr traurig gemacht, dass die Südafrikaner sich gegenseitig erschossen haben", erinnerte sich Johnny Cleggin einem Interview, das er 2013 mit der DW geführt hat. "Deshalb habe ich dieses Lied geschrieben. Ich wollte damit sagen: Wer wird die Person sein, die uns wieder vereinen kann? Das kann nur Mandela sein."

Johnny Clegg und Nelson Mandela zusammen auf der Bühne
Überraschung auf der Bühne: Mandela tanzt mit Johnny Clegg beim Konzert in FrankfurtBild: picture-alliance/dpa

Viele Jahre später, bei einem Konzert in Frankfurt, sollte Mandela es ihm persönlich danken: Als Johnny Clegg mit seiner Band gerade das Lied "Asimbonanga" spielt, taucht Mandela auf einmal auf der Bühne auf. Warum denn keiner tanze, fragt er. "Lasst uns das Lied noch einmal spielen!" Für Johnny Clegg war dies einer der großartigsten Augenblicke in seinem Leben, wie er später oft erzählte.

Nach einem vier Jahre andauernden Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs ist der Sänger und Gitarrist jetzt gestorben. Er wurde nur 66 Jahre alt. 

Vom Anti-Apartheidkämpfer zum Weltstar

Den Beinamen "der weiße Zulu" hat Johnny Clegg nicht umsonst getragen. In London geboren und aufgewachsen, erlebt er als Jugendlicher südafrikanische Straßenmusiker und ist sofort von deren Sprache und dem Rhythmus begeistert. Diese Musik lässt ihn nicht mehr los.

1969 gründet er zusammen mit dem schwarzen Musiker Sipho Mchunu seine erste Band "Juluka". Sie geben erste Konzerte - wegen der Apartheidgesetze nur im kleinen Rahmen, in Kirchen oder auf privaten Veranstaltungen. "Er war ein Geschenk Gottes", sagt Mchunu über Johnny Clegg in einem Radio-Interview. 

Clegg lernt die Zulu-Sprache, setzt sich mit ihrer Kultur auseinander. Mit seiner Musik wird der Weiße Johnny Clegg zum Sprachrohr im Kampf gegen das Apartheidregime Südafrikas. Seine beiden Bands, "Juluka" und "Savuka", sind multi-ethnisch. Das Lied "Scatterlings Of Africa" bringt sie international an die Spitze der Charts: In Frankreich landet es sogar auf Platz eins. 

Johnny Clegg auf der Bühne
Bild: AP

Mit seiner mitreißenden Stilmixtur aus Rock, Folk und afrikanischen Rhythmen wird Johnny Clegg einer der weltweit wichtigsten Musiker im Kampf gegen die Apartheid. Dafür nimmt er auch Anfeindungen in Kauf: Er riskiert es, seine Freunde zu verlieren. Und natürlich erfährt er auch staatliche Zensur.

Für den Schlagzeuger Sipho Mabuse war Clegg ein "Katalysator des politischen Bewusstseins". Er bewunderte ihn dafür, dass er sich "in Sphären begab, in die sich kein Weißer wagte".

Cleggs langjähriger Manager Roddy Quin würdigte den verstorbenen Künstler in einer Stellungnahme: "Johnny hinterlässt tiefe Spuren in den Herzen aller, die sich als Afrikaner betrachten. Mit seinem einzigartigen Musikstil überwand er kulturelle Grenzen wie kaum ein anderer." Dem Druck der Apartheidregeln habe er sich nie gebeugt, sagte Quin.

Trauer und Versprechen

Der südafrikanische Präsident Ramaphosa nannte Clegg einen "außergewöhnlichen Landsmann und eine Ikone des sozialen Zusammenhalts und Anti-Rassismus". Ramaphosa erklärte, "eine beliebte, inspirierende und heldenhafte Stimme ist verstummt". Er würdigte Clegg als "Vorreiter für sozialen Zusammenhalt und Kampf gegen Rassismus."

Die Nelson-Mandela-Stiftung versprach auf Twitter, weiter für "das Land zu arbeiten, von dem er träumte". Auch Südafrikas Verkehrsminister bedankt sich auf Twitter bei dem Verstorbenen:

In seiner fast 50-Jährigen Karriere hat Clegg vor allem mit seiner Band Savuka Maßstäbe gesetzt. Nicht umsonst gab es eine Grammy-Nominierung. Er mischte traditionelle südafrikanische Musik mit dem Sound des Westens und schuf damit einen explosiven und sehr tanzbaren Musikstil. 2011 wurde Clegg in den Order of the British Empire aufgenommen. Seine größte Ehrung aber war sicher sein Spitzname "Der weiße Zulu".

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen