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Kommentar: Kein Lerneffekt bei Klopp

Andreas Sten-Ziemons16. März 2014

Jürgen Klopp tobt an der Seitenlinie rum und muss auf die Tribüne. Der BVB-Trainer scheint ein unverbesserlicher Wiederholungstäter zu sein. Langsam wird es peinlich, findet DW-Sportreporter Andreas Sten-Ziemons.

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Andreas Sten-Ziemons
Bild: DW

Man kann vermuten, dass der Puls von Jürgen Klopp schon einmal niedriger war, als in den Schlussminuten der Partie zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Klopp muss dabei zusehen, wie das Spiel gegen die Gladbacher verloren geht und wie Schiedsrichter Deniz Aytekin in einigen Szenen anders entscheidet, als Klopp sich das wohl gewünscht hätte. Das ist zu viel für den Borussen-Coach: Nicht zum ersten Mal in seiner Karriere und nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag platzt Klopp der Kragen und er rennt mit wutverzerrtem Gesicht auf den vierten Offiziellen zu, um seinem Ärger lautstark Luft zu machen. Folgerichtig wird er vom Schiedsrichter, dessen Entscheidungen er schon zuvor immer wieder mit abfälligen Handbewegungen bedacht hat, berechtigterweise auf die Tribüne verbannt.

Mit dem Ausbruch in Richtung Schiedsrichtergespann ist es diesmal aber noch nicht genug: Auf der Tribüne fetzt sich Klopp erst mit einem Gladbacher Fan, dann mit einem BVB-Ordner. Kaum ist das Spiel abgepfiffen, hüpft er aus Reihe eins wieder zurück auf den Rasen, um dem vierten Schiedsrichter erneut lautstark seine Meinung mitzuteilen. Auch der Schiedsrichter bekommt nochmal eine Ansage von Klopp mit auf den Weg gegeben und anschließend werden dann noch zwei Reporter angepampt, die es wagen, beim Interview mit Klopp anzudeuten, dass sie die eine oder andere Szene vielleicht doch etwas anders gesehen haben, als der kochende BVB-Coach. Der selbst gibt in Sachen Schiedsrichter-Schelte das Unschuldslamm und fühlt sich zu hart bestraft - eine leicht verzerrte Selbstwahrnehmung.

Deniz Aytekin schickt Jürgen Klopp auf die Tribüne (Foto: AP Photo/Frank Augstein)
Schiedsrichter Aytekin hat genug gehört und schickt Klopp auf die Tribüne - der weiß nicht, wiesoBild: picture-alliance/AP

Katastrophale Außenwirkung

Bei allem Respekt vor den Erfolgen des Dortmunder Trainers, aber langsam wird es echt peinlich, wie sich Klopp immer wieder aufführt. Er ist seit 2001 Trainer, seit 2008 beim BVB, und sollte doch langsam wissen, wie seine Wutausbrüche nach außen wirken. Doch statt sich endlich zu zügeln, zeigt er in regelmäßigen Abständen in den Bundesligastadien sein "zweites Gesicht". Mittlerweile ist er in seiner Karriere als Bundesliga-Trainer schon zum vierten Mal vom Platz geflogen - nicht zum ersten Mal übrigens bei einer Partie, die von Aytekin geleitet wird. Klopp sollte langsam wissen, wie konsequent dieser Schiedsrichter heftiges Lamentieren an der Seitenlinie ahndet. Hinzu kommt Klopps fast schon legendärer Ausraster in der Champions League beim Spiel in Neapel.

Legt man den bislang nicht eingetretenen Lerneffekt bei "Rumpelstilzchen" Klopp zu Grunde, muss man davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren mit Sicherheit weitere Ausraster und Platzverweise hinzukommen werden. Schon im November 2010, nachdem er dem vierten Offiziellen beim Spiel gegen Hamburg seine Mütze ins Gesicht gedrückt hatte, gelobte er Besserung: "Nun kann ich versprechen, dass es solch ein Bild von mir nie wieder geben wird - und ab sofort alle vierten Unparteiischen vor mir sicher sind", sagte er damals. Ähnliches wiederholte sich nach einem Ausraster in Frankfurt im September 2012. Nach dem Zwischenfall in Neapel im vergangenen September gab er sich ebenfalls kleinlaut, jetzt ist er schon wieder ausgeflippt. Klopp lernt einfach nicht dazu.

Dabei ist es übrigens vollkommen egal, ob Schiedsrichter Aytekin mit seinen Entscheidungen im Spiel gegen Mönchengladbach im Einzelfall immer richtig lag oder nicht. Jürgen Klopp lag mit seinem Verhalten in jedem Fall daneben.