1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EU auf dem Holzweg

Jörg Brunsmann27. November 2014

Sollte Google aufgespalten werden, wie eine Resolution des Europaparlaments empfiehlt? Das ist der falsche Weg, findet Jörg Brunsmann: Den Branchenriesen klein zu machen, macht die Konkurrenz nicht automatisch größer.

https://p.dw.com/p/1Duuv
Ein Handy mit der Google-Stratseite im Europäisches Parlament in Straßburg - Foto: Patrick Steeger (EPA)
Bild: picture-alliance/dpa/EPA/P. Seeger

Sieh an, selbst bis zum Europaparlament hat es sich mittlerweile herumgesprochen: Google lässt der Konkurrenz kaum eine Chance. Und die Abgeordneten haben mit dieser Beobachtung sogar recht - wer heute meint, eine Suchmaschine, einen Landkarten- oder Videodienst aufmachen zu müssen, der kann sein Geld auch gleich aus dem Fenster werfen. Gegen die Dominanz von Google wird er in der Tat kaum eine Chance haben. Aber kann man das Google wirklich vorwerfen und dem Konzern mit einer Aufspaltung drohen? Nein. Denn die Dominanz von Google ist nicht entstanden, weil das Unternehmen seine Konkurrenten mit unfairen Mitteln vom Markt drängen würde. Wer das behauptet, hat einfach nicht richtig hingeschaut.

Jörg Brunsmann - Foto: Christel Becker-Rau (DW)
DW-Autor Jörg BrunsmannBild: DW/Christel Becker-Rau

Gewiss, der Internetriese ist kein Unschuldslamm und das alte, selbst gewählte Google-Motto "Don't be evil" kann man so heute auch nicht mehr gelten lassen. Das Unternehmen hat seine Möglichkeiten immer konsequent genutzt, hat sich in PCs, Smartphones und anderswo breitgemacht und versucht mit Produkten wie der Datenbrille "Google Glass" auch zukünftig den Ton anzugeben. Aber: Google war dabei immer innovativ und hat sich nicht gescheut, die Konsequenzen zu ziehen, wenn man sich verrannt hatte. Denn bei all dem hat Google die Wünsche und Interessen seiner Nutzer besser im Blick behalten als die Konkurrenz. Das ist die Basis für die 90 Prozent Marktanteil, die der Konzern heute in Europa hat.

Grün vor Neid

Dass sich mit der Arbeit als Datengroßhändler Milliarden verdienen lassen, dass Google mittlerweile dermaßen im Geld schwimmt, dass die Konkurrenz vor Neid grün wird und sich Hilfe suchend an die Politik wendet, das ist für das Unternehmen eher ein historischer Glücksfall als Planung. Am Anfang stand eine Studentenfirma, die Internetnutzern das gerade aufblühende Internet erschließen wollte.

Google war zur richtigen Zeit mit dem richtigen Konzept am richtigen Ort - und das zahlt sich jetzt aus. Auch für mich als Nutzer. Wenn ich in einer Suchmaschine eine Adresse eingebe, erwarte ich, eine Karte der Umgebung dieser Adresse angezeigt zu bekommen. Dass die Karten und Satellitenbilder ebenfalls Teil von Google sind und mir ein einziger Klick die Information liefert, nach der ich gesucht habe - ist das jetzt praktisch oder sollte ich da auch über die Dominanz von Google stöhnen?

Sind Internetnutzer unmündig?

Nein, die Analyse der EU-Abgeordneten, dass Google das Suchmaschinengeschäft dominiert, ist richtig - die Schlüsse die sie daraus ziehen, sind es aber nicht. Die Parlamentarier tun auch gerade so, als würden Internetnutzer Alternativen wie Yahoo, Bing oder Duckduckgo nicht kennen. Halten sie uns wirklich für so unmündig und zugleich für unfähig zu solchen Suchmaschinen zu wechseln? Ich kenne diese Suchmaschinen und auch noch einige Anbieter mehr - und die Ergebnisse, die ich dort bekomme, sind durchweg schlechter als das, was Google mir bietet. Das ist der einzige Grund, warum ich lieber dem bunten Internetriesen aus Mountain View treu bleibe. Das muss auch gar keine Ehe auf Dauer sein, die Dominanz von Google ist nicht gottgegeben und jede Alternative im Internet maximal zwei Mausklicks entfernt.

Aber wenn die EU Google kleiner machen will, nur damit die Konkurrenz größer erscheint, dann ist das der falsche Weg.