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Kleine Revolution

2. Dezember 2009

In Mali brennt die Sonne 360 Tage im Jahr vom Himmel. Aber für große Solaranlagen fehlt das Geld. Kleine, umweltfreundliche Solar-Revolutionen geschehen aber trotzdem – auf dem Land, und auch mit deutscher Hilfe.

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Nutzung von Solarstrom in einer Schule (Foto: picture-alliance/dpa)
Dank Solarstrom bekommt eine Schule endlich LichtBild: picture-alliance/ dpa

Abdoulaye hat sein altes Radio mit einer abenteuerlichen Kabelkonstruktion an eine Batterie angeschlossen – Tracy Chapman singt von der Revolution, und Abdoulaye nickt anerkennend, denn es hat sich viel getan in seinem Dorf Ouéllesebougou. Es liegt drei beschwerliche Autostunden westlich von Malis Hauptstadt Bamako, und lange Zeit war es sozusagen Lichtjahre entfernt von der Zivilisation. Kein Wasser, keine Straßen, kein Strom – wenn überhaupt, dann nur aus alten Autobatterien. "Jetzt haben wir Solarbatterien. Damit können wir auch endlich unsere Handys richtig aufladen. Alle sind begeistert", sagt Abdoulaye. Er repariert Fahrräder und Mopeds – wie alle anderen Handwerker des Dorfes musste auch er bisher seinen Laden an der Hauptstraße bei Einbruch der Dunkelheit schließen – ohne Licht konnte er nicht weiterarbeiten, und außerdem hatte er Angst vor Dieben. Jetzt kann er die Aufträge seiner Kunden auch abends erledigen – und dadurch verdient er besser.

Lohnende Investition

Installation einer Solaranlage (Foto: DW/Rottscheidt)
Solarzellen werden auf einem Dach angebracht

In Ouéllesebougou hat die GTZ geholfen – die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Sie hat dafür gesorgt, dass sich in Mali eine Firma gründet, die mit ihren Ingenieuren gezielt Dörfer aussucht, die bislang nach Sonnenuntergang in allen Bereichen des Alltags im Dunkeln lagen - und die jetzt bereit sind, in den Solarstrom zu investieren. "Wir haben das hochgerechnet: Im Prinzip bieten wir hier moderne Energie für 16.000 Menschen an – im Büro des Bürgermeisters, in der Schule, in dem kleinen Hospital, und in der Ladestation", erklärt der GTZ-Techniker Moussa Doumbia. Die Ladestation gibt es seit kurzem – ein kleines, weiß gestrichenes Häuschen in der Mitte des Dorfes. Auf dem Dach befinden sich zwölf Solarpaneele, mit denen Batterien aufgeladen werden können.

Windräder in der Wüste (Bild: DW-TV)
Grüne Energie für Afrika - es bleibt noch viel zu tunBild: DW-TV

Natürlich kann sich nicht jeder Dorfbewohner eine Batterie leisten. Aber ELCOM, die neu gegründete Stromgesellschaft für den ländlichen Raum, vergibt günstige Kredite. Und außerdem halten die Batterien länger als die alten, giftigen Autobatterien. Viele Familien schließen sich zusammen, um eine oder zwei Batterien zu kaufen. Und die Menschen sind zufrieden. "Bisher hatten wir nur einen Schwarz-Weiß-Fernseher, für mehr Strom haben unsere Batterien nie gereicht. Jetzt können wir endlich auch in Farbe fernsehen", sagt ein Kunde.

Licht verhindert Schummelei bei Wahlen

Solarkocher in afrikanischen Dorf (Foto: picture-alliance/dpa)
Seltenes Bild: Solarkocher in afrikanischem DorfBild: picture-alliance / dpa

Außerdem sei es viel sicherer geworden im Dorf, seit hier auf dem Marktplatz die erste Straßenlaterne leuchtet – natürlich mit Sonnenenergie. Bürgermeister Abdou Nouhoune ist stolz, dass sein Rathaus jetzt Solarpaneele auf dem Wellblechdach und sein Büro einen Ventilator hat - und Licht. Damit es bei Kommunalwahlen bei der Stimmauszählung auch mit rechten Dingen zugeht. "Es geht um Transparenz. Wir wollen, dass die Menschen begreifen, dass es ihr Projekt ist. Deswegen schließen die Techniker hier alles in Anwesenheit der Bürger an." Und wenn der Bürgermeister von allen Bürgern spricht, dann meint er auch die Kleinen. Denn die Kinder von Ouellesebougou schwärmen vom neuen Klassenraum, in dem es jetzt eine Solarlampe gibt. So können die Schüler auch abends lernen. Und ihr Einsatz lohnt sich. Eine Schülerin erklärt, warum: "Seit es Licht gibt, haben wir alle bessere Noten!"

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Katrin Ogunsade