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Kicken mit künstlicher Intelligenz

Bianca Schröder10. Juni 2014

Auch Roboter können dribbeln, flanken und Tore schießen. Die FUmanoids aus Berlin mischen international ganz oben mit. Informatiker arbeiten daran, dass die Fußball-Roboter eines Tages so gut spielen wie Özil oder Messi.

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Ein Roboter der Berliner 'FUmanoids' bereitet sich auf den Elfmeterschuss vor (Foto: Kristina Schippling)
Bild: Kristina Schippling

Heute ist Emmy ein wenig wacklig auf den Beinen. Der kleine Roboter läuft zwar dem Ball hinterher und schießt aufs Tor, stolpert dabei aber über seine eigenen Füße. "Sie hat vor einigen Tagen bei den Iran Open diverse Verletzungen erlitten", erläutert Daniel Seifert, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin. Deshalb hilft der Informatiker der rund 65 Zentimeter hohen Dame ausnahmsweise auf die Beine. Normalerweise agiert Emmy vollkommen autonom. Und ausgesprochen erfolgreich mit ihrem Team: Die FUmanoids sind zweifacher Vize-Weltmeister und amtierender Deutscher Meister.

Wissen sammeln für Dienstleistungsroboter

Für Professor Raúl Rojas, Leiter der Arbeitsgruppe Intelligente Systeme und Robotik, ist wichtig, dass die Roboter keine reine Spielerei sind. "Dahinter steckt die Idee, Wissen für künftige Dienstleistungsroboter zu sammeln, die zum Beispiel im Haushalt oder in der Industrie helfen können", sagt er. Viele Herausforderungen - Koordination eines Teams, die Erkennung von Situationen mittels Kameras, die Planung von Aktivitäten - seien ähnlich. Ende der 1990er Jahre begann der aus Mexiko stammende Wissenschaftler, mit kleinen Fußball-Robotern auf Rädern zu arbeiten, die äußerlich keine Ähnlichkeit mit Menschen hatten. Diese Roboter, die FU-Fighters, wurden 2004 und 2005 Weltmeister. Seit 2007 baut Rojas mit seiner Arbeitsgruppe Roboter, die auf zwei Beinen laufen.

Raúl Rojas, Informatik-Professor der FU Berlin, steht vor einem Fahrzeug (Foto: privat)
Erfolgscoach mit Visionen: Für Professor Raúl Rojas sind die Fußball-Roboter keine reine SpielereiBild: privat

Sie hätten die Forscher vor ganz neue Probleme gestellt, erläutert der Informatik-Professor. So sei es für einen Roboter sehr schwer, das Gleichgewicht zu halten - er habe schließlich kein Körpergefühl. Auch die Umgebung zu erkennen sei eine Herausforderung. "Der Roboter bewegt sich ja und muss daher aus unterschiedlichen Perspektiven wissen, wo das Spielfeld, das Tor und der Ball sind." Bei den FUmanoids klappt die Erkennung schon recht gut. So haben sie dieses Jahr noch kein Eigentor geschossen. Schwächeren Teams passiert das regelmäßig, seit beide Tore gelb sind. Bis 2013 war noch eins gelb, das andere blau, das machte die Unterscheidung leichter.

Die Fußball-Roboter der Berliner FUmanoids spielen vor Publikum bei der Langen Nacht der Wissenschaft an der FU Berlin (Foto: Michael Fahrig)
Die Angst des Torwarts vorm Elfmeter ...Bild: Michael Fahrig

Das Ziel: so gut wie Menschen spielen

Gerade haben die Berliner Roboter die Iran Open in Teheran gewonnen, an der diesjährigen Roboter-Weltmeisterschaft in Brasilien können sie nicht teilnehmen, zu teuer kämen die Flug- und Hotelkosten. Doch für Roboter gibt es jedes Jahr eine Weltmeisterschaft, und Raúl Rojas ist motiviert, seine Arbeit fortzusetzen. Seine Studierenden hätten großes Interesse an den Fußball-Robotern, sagt der Professor. "Da kombiniert man das Spielerische mit echter Forschung." Derzeit bestehen die FUmanoids aus sechs Robotern. Sie alle tragen die Vornamen von berühmten Mathematikern oder Informatikern. Emmy ist nach der Mathematikerin Emmy Noether benannt.

Die Teilnehmer des ersten RoboCups im Jahr 1997 setzten sich zum Ziel, dass bis 2050 eine Robotermannschaft nicht nur mit Menschen mithalten kann, sondern sogar den amtierenden Weltmeister besiegen soll. Aus heutiger Sicht erscheint Rojas das allerdings zu ehrgeizig. "Man kann natürlich eine Maschine bauen, die mit großer Kraft den Ball von einer Ecke des Spielfelds in eine andere befördert. Aber es geht darum, Roboter zu bauen, die so wie Menschen aussehen und sich so wie Menschen verhalten, und davon sind wir weit entfernt."

Ein Regal voller Pokale

Vorerst messen sich Emmy und ihre Kollegen also weiter mit anderen Robotern, und ihre menschlichen "Trainer" - derzeit zehn Mitarbeiter und Studierende - arbeiten daran, dass sie klüger und wendiger werden. Dabei betreiben sie deutlich mehr Aufwand als andere. "Viele Teams kaufen mittlerweile ihre Roboter fertig ein. Wir gehören zu den wenigen, die ihre Roboter wirklich komplett selber herstellen", sagt Daniel Seifert. Eine ganze Regalwand voll mit Pokalen aus aller Welt bezeugt, dass sie damit auf dem richtigen Weg sind.