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Kampf gegen die Ungleichheit- Sozialunternehmer in Davos

Manuela Kasper-Claridge (z.Zt. Davos)22. Januar 2014

Nicht jeder, der ins winterliche Davos kommt, kann sich einen Hubschrauber und ein Auto mit Fahrer leisten. Dazu zählen die 30 Sozialunternehmer, die aus der ganzen Welt auf Einladung der Schwab Stiftung gekommen sind.

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Mads Kjaer, dänischer Sozialunternehmer (Foto: DW)
Mads Kjaer, dänischer SozialunternehmerBild: DW

Das Frühstück war in 1800 Meter Höhe, denn die Sozialunternehmer sind auf der Schatzalp untergebracht, einem der höchst gelegenen Orte in Davos. Unterkünfte sind knapp während des Weltwirtschaftsforums und ins Hotel gelangt man nur nach einer 10-minütigen Fahrt mit der Bergbahn. Doch für Mads Kjaer, Sozialunternehmer aus Dänemark, ist dies ein ganz besonderer Tag. Denn er sitzt beim Frühstück mit Friedensnobelpreisträger Mohamed Yunus zusammen. Auch der wohnt auf der Schatzalp und kann hier für einige Momente der Hektik im Kongresszentrum entfliehen. Schnell kommt ein Gespräch in Gang und Kjaer holt sich einige Ratschläge vom Friedensnobelpreisträger, der selber erfolgreicher Sozialunternehmer ist. My C4 heißt sein Unternehmen mit dem er in Afrika Geld für Kleinunternehmer sammelt. Auf der Plattform werden Projekte vorgestellt und wer will, kann diese Projekte mit finanzieren.

"1000 Dollar Kredit reichen schon, um fünf Arbeitsplätze zu schaffen", erzählt der Däne mit Wohnsitz in Kenia begeistert. 22 Millionen Euro hat er in den vergangenen sieben Jahren eingesammelt und wieder verteilt.

Kleine Gruppe - große Wirkung

30 Sozialunternehmer sind auf Einladung der Schwab Stiftung nach Davos gekommen. Viele haben eine weite Anreise hinter sich, kommen aus Indien, Südafrika oder Ruanda. In ihren Heimatländern haben sie Unternehmen gegründet, die gesellschaftliche Veränderungen bewirken sollen. Sie bauen Schulen, verbessern das Gesundheitssystem oder kümmern sich um arbeitslose Jugendliche. Beim Weltwirtschaftsforum sitzen sie mit auf dem Podium, diskutieren mit den Mächtigen dieser Welt. Sie sind bei 2600 Teilnehmern nur eine kleine Gruppe, aber ihre Themen finden Aufmerksamkeit.

Gegen die Armut

"Die Art und Weise, wie wir in den letzten Jahrzehnten gehandelt haben, hat doch dazu geführt, dass wir mehr Ungleichheit haben und mehr Menschen, die hungern. Überall auf der Welt gibt es Armut, deshalb gibt es bei vielen die Sehnsucht, anders zu handeln", sagt Bam Aquino, philippinischer Sozialunternehmer. Hapinoy heißt sein Unternehmen, das philippinsche Kleinunternehmer unterstützt, die mit ihren übers ganze Land verstreuten Kiosken die Versorgung im Land sichern.

Bam Aquino, Sozialunternehmer, Philippinen (Foto: DW)
Bam Aquino aus den PhilippinenBild: DW

Die ungleiche Verteilung des Wohlstands ist ein Thema, das in vielen Foren in Davos diskutiert wird. Denn wenige Reiche und viele Arme bedeuten hohes Konfliktpotential.

Sozialunternehmer mit Adelstitel

Einer, der das schon ganz früh erkannt hat, ist Fazle Hasan Abed aus Bangladesch. Für sein soziales Engagement wurde der mittlerweile 77-Jährige von der britischen Queen mit dem Adelstitel ausgezeichnet. Seine Organisation BRAC hat heute über 100.000 Mitarbeiter. Begonnen hat er 1972. Damals war er noch bei Shell in London beschäftigt. Bei einem Besuch in seiner Heimat erlebte er die Not und Armut der Menschen. Für 7000 britische Pfund verkaufte er sein Haus und gründete damit BRAC. Heute organisiert BRAC von schulischer Bildung bis hin zu Kleinstkrediten vieles, was die Lebenssituation der Menschen verbessert. "Die Menschen werden arm bleiben, wenn wir nicht in Ausbildung investieren", sagt er in einem Gespräch mit der DW.

Sozialunternehmer beziehen Stellung

Politik hat versagt

Die Politik versage oft, da müssten dann Sozialunternehmer einspringen gerade in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Dabei bleibt Sir Fazle Hasan Abed ganz emotionslos. Das Unternehmen muss Geld verdienen, nur dann kann investiert werden. Er selber hat seinen Besitz an BRAC abgetreten. "Ich brauche weder ein Haus noch ein Auto", sagt er und lacht. Für Bangladesch ist er grundsätzlich optimistisch. "Wir haben sechs Prozent Wachstum und nach dem katastrophalen Unfall in einer Textilfabrik hat die Regierung nun endlich einen Mindestlohn eingeführt. Auch das verbessert das Leben vieler Menschen", sagt er, nimmt seinen Stock und stapft durch den Davoser Schnee.