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Wale im Visier

26. April 2014

Japan geht vor seiner Küste wieder auf die Jagd nach den Meeressäugetieren - angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken. Ein Verbot des Internationalen Strafgerichtshofs spielt dabei keine Rolle.

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Japanische Walfänger inspizieren eine Harpune (Foto: Getty)
Bild: KAZUHIRO NOGI/AFP/Getty Images

Erstmals seit dem Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) ist in Japan wieder eine Walfangflotte aufgebrochen. Vier Boote liefen aus dem Fischerhafen Ayukawa im Nordosten des Landes aus, um in Küstennähe auf Walfang zu gehen.

Die Aktion soll bis Anfang Juni dauern, gab das Fischereiministerium in Tokio bekannt. Trotz des vom IGH verhängten Fangverbots für die Antarktis soll die Jagd im Nordpazifik weitergehen, wenn auch in reduzierter Form. So sollen noch bis Ende März 2015 etwa 210 Wale und nicht wie im vergangenen Jahr 380 Tiere harpuniert werden. Offiziell dient das Vorhaben der Forschung und fällt nicht unter das IGH-Urteil.

Australien hatte geklagt

Das oberste UN-Gericht in Den Haag hatte im März entschieden, dass Japan die angeblich zu Forschungszwecken vorgenommene Jagd auf die Meeressäuger im Südpolarmeer einstellen muss. Das höchste UN-Gericht gab damit einer Klage Australiens Recht und urteilte, bei dem japanischen Antarktis-Programm hätten "eher finanzielle Überlegungen als rein wissenschaftliche Kriterien" eine Rolle gespielt.

Umweltschützer begrüßten das Urteil und die Regierung in Tokio kündigte an, die Entscheidung respektieren zu wollen. Allerdings betrifft sie lediglich die Antarktis, nicht aber den Nordwestpazifik und die japanischen Küstengewässer.

Ein harpunierter Wal wird an Bord eines Fangschiffs gezogen (Foto: dpa)
Mit geringerer Fangquote zwar aber der selben Brutalität geht die Jagd vor der Küste Japans weiterBild: picture-alliance/dpa

Zum Schutz der Bestände hatte die Internationale Walfangkommission 1986 die kommerzielle Jagd verboten. Japan nutzte jedoch ein juristisches Schlupfloch und beruft sich auf die wissenschaftliche Erforschung des kommerziellen Walfangs. Dabei wurde nie verschwiegen, dass das Fleisch der dabei getöteten Tiere in Japan verzehrt wird.

Japan will das Antarktis-Verbot umgehen

Nun droht eine neue Konfrontation mit Walfanggegnern. Denn vergangene Woche kündigte die Regierung in Tokio an, in die Antarktis zurückzukehren. Man wolle das Antarktis-Programm stärker wissenschaftlich ausrichten, um seine Fortführung zu erlauben, teilte Fischereiminister Yoshimasa Hayashi mit.

Die Regierung verteidigt den Walfang als Teil der kulturellen Tradition des Landes. Laut einer Umfrage unterstützen 60 Prozent der Japaner die Praxis, jedoch essen nur 14 Prozent Walfleisch. Anders als im 19. Jahrhundert spielen Walprodukte kaum eine wirtschaftliche Rolle mehr und Walfleisch gehört nicht zur gewöhnlichen Nahrung der Japaner. Auch Norwegen und Island betreiben Walfang, allerdings offen zu kommerziellen Zwecken.

uh/wl (dpa, afp)