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IWF: Kein Mitleid mit den Griechen

26. Mai 2012

Die Vorsitzende des Internationalen Währungsfonds, Lagarde, ist mit den Griechen hart ins Gericht gegangen. In einem Interview fand sie so deutliche Worte wie kein anderer Politiker in den vergangenen zweieinhalb Jahren.

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IWF-Chefin Christine Lagarde (Foto: rtr)
IBild: Reuters

IWF-Chefin Christine Lagarde hat nach eigenen Worten mehr Mitleid mit den Ärmsten in Afrika als mit der unter Wirtschaftskrise und rigiden Sparmaßnahmen stöhnenden Bevölkerung in Griechenland. Die frühere französische Finanzministerin meinte in dem Interview der britischen Tageszeitung "Guardian" weiter, die Griechen sollten sich untereinander helfen. "Indem sie alle ihre Steuern bezahlen", fügte Lagarde hinzu und bezog sich damit auf die finanzielle Elite des Landes, die darum bemüht ist, ihr Milliarden-Vermögen außerhalb der Heimat zu deponieren. "Steuerflucht ist einer der maßgeblichen Faktoren der Griechenlandkrise", betonte sie.

Keine Nachverhandlungen

Die Vorsitzende des Währungsfonds schloss eine Neuverhandlung der Konditionen zum ausgehandelten Sparpaket aus. Es sei an der Zeit, "dass die Griechen ihren Teil beitragen und ihre Gegenleistung erbringen", betonte sie.

Der IWF ist neben der EU der wichtigste Kreditgeber des fast bankrotten Landes. Der Währungsfonds pocht darauf, dass die Regierung in Athen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes verbessert und die öffentlichen Finanzen saniert. Am ersten Hilfspaket für Griechenland, das im Mai 2010 auf den Weg gebracht wurde, hatte sich der IWF mit 30 Milliarden Euro beteiligt. Im März sagte er dann im Rahmen des zweiten Hilfspakets 28 Milliarden Euro an Kredithilfen zu.

Griechenland vor dem Euro-Aus?

Empathie für Afrika

"Ich denke mehr an die Kinder, die in einem kleinen Dorf im Niger in die Schule gehen und zwei Stunden Unterricht am Tag erhalten, sich zu dritt einen Stuhl teilen und sehr froh sind, eine Ausbildung zu bekommen", führte Lagarde weiter aus. "Ich habe sie immer im Auge, weil ich glaube, dass sie sogar mehr Hilfe brauchen als die Menschen in Athen."

Der Internationale Währungsfonds hat seine offiziellen Kontakte zu Griechenland nach dem Scheitern der Regierungsbildung in Athen Mitte Mai eingefroren. Mit der Übergangsregierung will der IWF nicht verhandeln und wartet jetzt auf das Ergebnis der Neuwahl am 17. Juni.

Viele Griechen sind empört und wütend über die tiefen Einschnitte bei Löhnen und Sozialversicherungen sowie über die hohe Arbeitslosigkeit infolge der Rezession. Sie unterstützen deshalb inzwischen linke und populistische Parteien. Diese versprechen ein Ende des Sparkurses und eine Aufkündigung der Verträge mit den internationalen Geldgebern. Falls diese Gruppen die zweite Neuwahl binnen sechs Wochen im Juni gewinnen sollten, würde dies wahrscheinlich ein Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone bedeuten.

se/fab (dpa, rtr, dapd, afp)