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IWF befürchtet Engpass bei Krediten

10. Oktober 2012

Der Internationale Währungsfonds hat in einem Bericht vor der Gefahr einer Kreditklemme in Europa gewarnt. Sollte die Kreditvergabe sinken, könnte die Konjunktur in der Eurozone noch weiter einbrechen.

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Eine Frau geht an einem Schriftzug zum Jahrestreffen von IWF und Weltbank in Tokio vorbei (Foto: Reuters)
IWF / Weltbank / TokioBild: Reuters

Es sei im schlimmsten Fall denkbar, dass überhastete Bilanzverkürzungen bei den Banken die Kreditvergabe bis Ende 2013 um 18 Prozent sinken lassen, heißt es im neuen Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Stabilität des globalen Finanzsystems. Dadurch könne die Konjunktur in der Eurozone zwischen 1,5 und 4 Prozent im Vergleich zu den jetzigen ohnehin niedrigen Prognosen einbrechen.

Um das zu verhindern, müssten die europäischen Regierungen vor allem durch die Umsetzung bereits vereinbarter Maßnahmen gegen die Schuldenkrise ihre politische Glaubwürdigkeit bekräftigen. Darauf aufbauend könnten sie "die derzeitige Situation stabilisieren und schnelle Schritte zu einer besser integrierten Union unternehmen", schreibt der IWF. Dazu gehöre unter anderem die Säuberung des Bankensektors einschießlich der Rekapitalisierung und Restrukturierung überlebensfähiger Banken und der Auflösung nicht lebensfähiger Banken.

Neben der Eurokrise hätten auch weltweit schlechtere Konjunkturprognosen dazu beigetragen, dass das Vertrauen ins globale Finanzsystem zuletzt wieder deutlich nachgelassen habe. Vor allem die hohen Staatsdefizite der USA und Japans belasteten das Vertrauen der Märkte.

Gefahr für weltweites Finanzsystem?

Die Euro-Schuldenkrise ist nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds eine der größten Gefahren für die Stabilität des weltweiten Finanzsystems. Die Regierungen in der Euro-Zone müssten ihre Anstrengungen verstärken und ihre finanziellen wie fiskalpolitischen Beziehungen vertiefen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, heißt es in einem am Mittwoch in Tokio veröffentlichen IWF-Bericht. "Obwohl die Politik schon viele wichtige Schritte unternommen hat, bleibt die Agenda bedenklich unvollständig."

Privatanleger seien insgesamt noch weniger risikofreudig geworden und die schwächeren Euroländer litten weiter unter einer Kapitalflucht, konstatiert der IWF. Schwindendes Vertrauen der Märkte habe in Europa zu einer Kapitalflucht vom Rand in den Kern des Euroraums geführt. Dies bedeute höhere Kreditkosten und eine wachsende Kluft zwischen den "Reichen und Habenichtsen".

IWF senkt Wachstumsprognosen

Kritik an Teilnahmebedingungen

Zwar habe die Eurozone wichtige Gegenmaßnahmen eingeleitet, zuletzt im September die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Ankündigung, unter bestimmten Bedingungen Staatsanleihen hochverschuldeter Euroländer zu kaufen. Ohne schnell greifende zusätzliche Maßnahmen könnte der zunehmende Druck auf Banken in Europa zu einem Guthaben-Rückgang von 2,8 bis 4,5 Billionen Dollar (2,2 bis 3,5 Billionen Euro) führen. Wenn die Banken aus mangelndem Vertrauen weniger Darlehen gewährten, könnte so eine Kreditklemme entstehen.

"Bedeutende Risiken" sieht der IWF beim neuen EZB-Programm wegen der geforderten Teilnahmebedingungen. Die Zentralbank hatte Anfang September ein neues Programm zum unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen beschlossen. Es ist jedoch Staaten vorbehalten, die Hilfen bei Euro-Stabilitätsfonds ESM beantragt und sich dabei zur Umsetzung von Sparanstrengungen zur Reduzierung ihres Haushaltsdefizits verpflichtet haben. Der IWF warnte, das EZB-Programm garantiere keine Rückkehr zu einer tragbaren Schuldenlast, da die verlangten Sparanstrengungen auch zur Verlangsamung des Wachstums und damit zur Verringerung der Staatseinnahmen führen könnten.

kle/gmf (rtr, dpa, dapd, afp)