1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Israelische Truppen dringen weiter in Gaza-Stadt ein

11. Januar 2009

Israel setzt seine Angriffe gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen unvermindert fort. Zugleich versucht Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Jerusalem zu vermitteln.

https://p.dw.com/p/GVuK
Israelische Soldaten im Gazastreifen (Foto: AP)
Israel greift weiter anBild: picture-alliance/ dpa

Zu Beginn der dritten Kriegswoche sind israelische Bodentruppen weiter in die Stadt Gaza vorgedrungen. Laut Augenzeugen rollten Panzer und gepanzerte Fahrzeuge in die südlichen Stadtgebiete. Im Stadtteil Scheich Adschlin in Küstennähe sei es zu schweren Gefechten mit militanten Palästinensern gekommen, hieß es.

Zuvor waren bei israelischen Angriffen an verschiedenen Orten im Gazastreifen insgesamt zwölf Palästinenser getötet worden, darunter sechs bei einem Luftangriff in Bet Lahia.

Eine israelische Armeesprecherin sagte am Morgen, die Luftwaffe habe seit Mitternacht etwa 60 Ziele angegriffen. In Rafah im südlichen Gazastreifen sei eine Moschee getroffen worde, die als Waffenlager und Trainingsstätte für die Hamas gedient habe. Außerdem habe die Luftwaffe weitere Gebäude und mehrere Gruppen bewaffneter Kämpfer beschossen. An der Grenze zu Ägypten seien erneut mehrere Schmugglertunnel bombardiert worden. Aus dem Gazastreifen sei in der Nacht nur eine Rakete auf Israel abgefeuert worden. Unter den Soldaten gebe es keine Verletzten. Palästinensischen Augenzeugen zufolge beschossen Hamas-Kämpfer östlich von Gaza-Stadt vorrückende israelische Panzer.

Einsatz von Phosphorgranaten dementiert

Verletzte palästinensische Kinder werden versorgt (Foto: AP)
Das humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophalBild: AP


Nach Angaben palästinensischer Ärzte wurden in dem Dorf Chusa östlich von Chan Junis durch Panzerfeuer eine Frau getötet und etwa 60 Menschen verletzt, mindestens 55 von ihnen durch Phosphorgranaten. Die israelischen Streitkräfte dementierten einen Militäreinsatz in dem Dorf und den Einsatz von Phosphorgranaten.

Auch nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die israelische Armee im Gazastreifen weißen Phosphor eingesetzt. Die Substanz könne Hautverbrennungen verursachen und auch Felder oder Häuser in Brand setzen. Die Organisation forderte Israel auf, den Gebrauch von Phosphor einzustellen.

Seit Beginn der israelischen Offensive am 27. Dezember sind nach palästinensischen Angaben etwa 850 Menschen im Gazastreifen getötet worden, 3.500 wurden verletzt. Fast die Hälfte der Toten sollen Zivilisten gewesen sein. Aufseiten der Israelis kamen bisher 13 Menschen ums Leben, unter ihnen zehn Soldaten. Israel wirft der Hamas vor, die Zivilbevölkerung als Schutzschild vor Angriffen zu benutzen.

Olmert verlangt Geduld und Entschlossenheit

Israelischer Panzer (foto: AP)
Panzer rücken in die südlichen Stadteile von Gaza vorBild: AP

Trotz internationaler Forderungen nach einer Waffenruhe rief Ministerpräsident Ehud Olmert die Israelis zu Geduld und Entschlossenheit auf. Die Soldaten hätten in den vergangenen zwei Wochen deutliche Fortschritte erzielt, sagte er bei einer Kabinettssitzung in Jerusalem. Um ein Ende der palästinensischen Raketenagriffe sicherzustellen, müsse weiter gekämpft werden. Man dürfe nicht in letzter Minute aufgeben, was zuvor in einer beispiellosen Anstrengung des ganzen Landes erreicht worden sei, so Olmert.

Steinmeier setzt diplomatische Bemühungen fort

Außenminister Steinmeier und seine israelische Kollegin Livni (Foto: AP)
Livni erklärte gegenüber Steinmeier, dass Israel einen Dialog mit der Hamas ablehntBild: AP

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier setzte seine Bemühungen um eine Waffenruhe in Israel fort. In Jerusalem sprach er zunächst Staatspräsident Schimon Peres. Dieser stellte klar, dass Israel den Gaza-Streifen nicht wiedererobern wolle. Ziel sei, die Raketenangriffe zu beenden.

Außenministerin Zipi Livni betonte mit Blick auf die jüngste Resolution des Weltsicherheitsrates, nur Israel entscheide, wann seine Offensive beendet werde, nicht die Staatengemeinschaft. Nach ihrem Gespräch mit Steinmeier fügte sie hinzu, ihr Land lehne jegliche Vereinbarung mit der radikal-islamischen Hamas ab. Dies sei kein Disput, der in einem Vertrag ende.

Am Samstag hatte Steinmeier in Kairo mit dem ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gesprochen. Steinmeier mahnte dabei einen konkreten "Arbeitsplan" für einen Waffenstillstand an. Darüber hinaus sagte er Mubarak deutsche Hilfe bei der Grenzsicherung zum Gazastreifen zu. Deutschland werde unter anderem ägyptische Grenzpolizisten ausrüsten und trainieren sowie technische Hilfsmittel zur Grenzüberwachung bereitstellen. Mubarak bemüht sich derzeit, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Zu diesem Zweck hält sich im Moment auch eine Delegation der Hamas in Kairo auf.

Demonstrationen in europäischen Städten

Demonstranten in Berlin (Foto: AP)
Rund 8.000 Menschen kamen zu Protesten in BerlinBild: AP

In Europa demonstrierten am Samstag Hunderttausende gegen die israelische Militäraktion im Gazastreifen. Allein in Paris protestierten rund 100.000 Menschen. Dabei kam es zu zahlreichen Zwischenfällen. Demonstranten attackierten die Polizei mit Steinen und verbrannten israelische Flaggen.

Proteste gab es auch in London, Athen, Oslo und Kopenhagen. In Deutschland gingen rund 35.000 Menschen auf die Straße. Die größte Kundgebung fand in Duisburg statt, wo sich rund 10.000 Menschen versammelten, um gegen Israel zu demonstrieren. (gri/uh)