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Gorillas retten mit Facebook

Simone Schlindwein8. Oktober 2009

Weltweit gibt es nur noch knapp 800 Berggorillas. Uganda setzt nun auf Facebook, Twitter und Myspace, um Geld für den Artenschutz zu sammeln und die letzten Tiere zu retten.

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Gorilla (Foto: AP)
Hilfe durch das Internet?Bild: AP

Es ist kühl und feucht im Regenwald. Ein Bach plätschert durch das Unterholz. Das Wasser ist eiskalt hier oben in den Virunga-Bergen. Die Vulkanberge bilden die natürliche Grenze im Dreiländereck zwischen Uganda, Ruanda und dem Kongo. In dem dichten Regenwald leben die letzten Berggorillas.

Familien-Idylle im Regenwald

Der Silberrücken Shonshi sitzt unter einem Eukalyptusbaum. Mit seinen gewaltigen Pranken pflückt er Zweige. Mit seinen Schneidezähnen zieht er die Haut von den Blattstängeln. Shonshi hat seinen Namen von dem Gebirgsbach. Vor zwei Jahren haben die Ranger des Nationalparks die Gorilla-Familie hier an diesem Flüsschen entdeckt. Mit 34 Gorillas, darunter 13 Jungen, ist diese Familie die größte bekannte Gruppe der Welt. Und es ist heute das erste Mal, dass der Silberrücken Menschen in bunter Kleidung sieht. Bislang kannte der 25-jährige Silberrücken nur den Parkwächter Benjamin Bahinda in seiner grünen Uniform. Zwei Jahre lang hat Bahinda die Gorilla-Familie täglich besucht, um sie an Menschen zu gewöhnen.

"Am Anfang beobachten wir die Tiere nur. Wir folgen ihren Spuren. Wenn wir sie schließlich zum ersten Mal sehen, imitieren wir deren Sprache. Wenn sie bemerken, dass das kein Gorilla ist, der mit ihnen spricht, dann versucht das dominante Männchen dich herauszufordern. Er kommt auf dich zugelaufen. Doch man muss still stehen. Wenn du dich bewegst, dann wird er dich schnappen und vielleicht sogar töten." Allerdings sei er selbst in seinen 22 Jahren als Parkwächter noch nie angegriffen worden, sagt Benjamin Bahinda.

Parkwächter Benjamin Bahinda (Foto: DW)
Parkwächter Benjamin BahindaBild: DW

Gorilla-Big Brother im Dschungel

320 Berggorillas haben die Ranger des Nationalparks auf der ugandischen Seite gezählt – die Hälfte der letzten 780 Berggorillas weltweit. Sie sind vom Aussterben bedroht. Deswegen ist der Schutz dieser Tiere so wichtig. Gorillas an Menschen zu gewöhnen, ist ein Weg, die seltenen Tiere zu schützen. Denn Touristen bezahlen 500 Dollar, um Gorillas zu beobachten. Ohne dieses Geld könnten sich Länder wie Uganda den Artenschutz nicht leisten. Von den 13 Gorilla-Gruppen im ugandischen Nationalpark waren bislang fünf an Menschen gewöhnt. Die Shonshi-Familie ist nun die sechste. Internationale Artenschutzregeln beschränken den Gorilla-Tourismus: Täglich dürfen maximal acht Menschen eine Stunde lang die Tiere besuchen. Das begrenzt die Besucherzahl. In Uganda sind Eintrittskarten für die Gorilla-Touren stets ausverkauft. Deswegen hat sich die Wildlife-Behörde eine neue Strategie ausgedacht, erklärt Moses Mapesa, Direktor der Wildlife-Behörde.

"Mit der Kampagne können Menschen überall auf der Welt mit den Gorillas in Kontakt treten. Wir werden Kameras und GPS-Systeme im Park einsetzen, damit Millionen Menschen das Leben der Tiere täglich verfolgen können. Um einen Gorilla beispielsweise auf Facebook anzufreunden, zahlt man einen Dollar. Dieses Geld wird uns beim Artenschutz helfen."

Gorilla (Foto: DW)
Gorilla-Alltag in UgandaBild: DW

Online-Geld für Artenschutz

Mapesa hofft, dass so Millionen Menschen weltweit zum Artenschutz beitragen werden und zur Rettung der letzten Berggorillas. Fünf Prozent der Einnahmen investiert die Wildlife-Agentur in die Gemeinden rund um den Park. Schulen und Krankenhäuser werden gebaut, um auch die Menschen von der Wichtigkeit des Artenschutzes zu überzeugen.

Davon profitieren dann auch die Batwa, der Pygmäenstamm, die einst im Regenwald lebten. Die Batwa lebt heute außerhalb des Nationalparks und schlagen sich mit Landwirtschaft durch. Deshalb sind vor allem Schulen wichtig: Nur mit einer Ausbildung haben die Kinder der Batwa eine Chance, später andere Jobs zu finden. Denn Landwirtschaft heißt wiederum Waldzerstörung, um genug Land für alle zu schaffen. Und wenn der Wald verschwindet, verschwindet auch der letzte Lebensraum der Berggorillas.