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PolitikGabun

Gabun: General als Übergangspräsident vereidigt

4. September 2023

Fünf Tage nach dem Militärputsch in Gabun hat der neue Machthaber Brice Oligui Nguema seinen Eid als Übergangspräsident des Landes abgelegt. Über internationale Kritik an dem Staatsstreich zeigte er sich "erstaunt".

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Gabun, Libreville | General Brice Oligui Nguema wird als Interimspräsident vereidigt
Der neue starke Mann in Gabun: General Brice Oligui Nguema wird als Interimspräsident vereidigtBild: AFP/Getty Images

In seiner Antrittsrede sagte Oligui, er weise die künftige Regierung an, Überlegungen zu einer Amnestie für politische Häftlinge anzustellen und die "Rückkehr aller Menschen im Exil" zu erleichtern. 

Am Mittwoch vergangener Woche (30.8.) hatte das Militär Gabuns den langjährigen Staatschef Ali Bongo Ondimba nach dessen umstrittenem Wahlsieg abgesetzt. Oligui kündigte danach an, die nach dem Putsch aufgelösten staatlichen Institutionen demokratischer gestalten zu wollen.

Übergangspräsident kündigt Referendum an

In seiner Antrittsrede kündigte der 48-jährige General Oligui "freie, transparente und glaubwürdige Wahlen" an - ohne jedoch ein Datum zu nennen. Weiter sagte er, er habe sich um die Teilnahme aller "zentralen Gruppen" des Landes am Entwurf einer neuen Verfassung bemüht.

Gabun, Port-Gentil | Unterstützer der Putschisten
Unterstützer der Putschisten in Gabun demonstrieren in den Straßen von Port-Gentil (Archivbild vom 30. August)Bild: REUTERS

Über diese werde in einem Referendum abgestimmt. Unter den Gästen von Oliguis Antrittsrede waren der zuletzt amtierende Regierungschef des Landes sowie die Stellvertreterin des gestürzten Staatschefs Bongo.

Vor seiner Rede hatte Oligui vor dem gabunischen Verfassungsgericht den Amtseid mit der Formel "Ich schwöre vor Gott und dem gabunischen Volk, dass ich das republikanische Prinzip treu bewahren werde" abgelegt.

Oligui: Militärs wollten "Blutvergießen" verhindern

In seiner Antrittsrede sagte Oligui, er sei über die internationalen Reaktionen auf den Staatsstreich "erstaunt". Die Militärs hätten gehandelt, um "Blutvergießen" zu verhindern, sie hätten das "Regime Bongo" nach dessen "Wahlputsch" abgesetzt. Die Soldaten hätten vor die Wahl gestanden, "entweder Gabuner zu töten, die legitim demonstriert hatten, oder einen offensichtlich manipulierten Wahlprozess zu beenden".

Die Militärs hatten den Staatsstreich mit einer "ernstzunehmenden institutionellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise" im Land begründet. General Oligui wirft dem entmachteten Staatschef Bongo Korruption vor.

Die Bongo-Familie regierte das ölreiche Land seit mehr als 55 Jahren. Die rund 2,3 Millionen Einwohner Gabuns leben trotz des Öl-Reichtums des Landes größtenteils in Armut. Viele Gabuner feierten den Putsch als "Befreiung" von einer Kleptokratie.

Josep Borrel
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sah "Unregelmäßigkeiten" bei den Wahlen (Archivbild)Bild: European Union

Mehrere Staaten und internationale Organisationen hatten den Putsch in Gabun verurteilt. Die Afrikanische Union (AU) bezeichnete ihn als "eklatante Verletzung" der Grundsätze des Staatenbunds und schloss Gabun deswegen vorläufig aus. Frankreich setzte seine Militärzusammenarbeit mit Gabun aus.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte sich zurückhaltender. Am vergangenen Donnerstag sagte Borrell, der Putsch in Gabun sei nicht mit jenem im Niger Ende Juli zu vergleichen, in Gabun habe es "Wahlen voller Unregelmäßigkeiten" gegeben. Auch die Bundesregierung hatte den Putsch verurteilt, gleichzeitig aber auf "berechtigte Kritik" an den Wahlen verwiesen.

nob/apo (afp, dpa, rtr)