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Franz von Assisi

13. März 2013

Der neue Papst hat sich als erstes Kirchenoberhaupt den Namen des heiligen Franziskus gegeben. Das ist ein kompletter Bruch mit der päpstlichen Tradition der letzten Jahrhunderte. Wer aber war der Namensgeber?

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Franziskus-Frsko in Assisi (Foto: picture-alliance/dpa)
Heilige Fresko ItalienBild: picture-alliance/dpa

Franz von Assisi (1181/82-1226) war bereits zwei Jahre nach seinem Tod von Papst Gregor IX. heilig gesprochen worden. Franziskus steht für ein Leben in Armut und an der Seite der Armen. Als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers in Assisi (Mittelitalien) verzichtete er auf allen Reichtum und gründete einen Bettelorden, der eine Erneuerung der katholischen Kirche bewirkte. Er, der auf seine Zeitgenossen noch sonderlich gewirkt hatte, stellte sich mit einer damals nicht gekannten Radikalität in die Nachfolge Christi. Um nackt dem nackten Christus zu folgen, gab er sein ganzes Hab und Gut weg und lebte in kompletter Armut. Wegen seiner asketischen Lebensform wird der Heilige aus Assisi auch in anderen Religionen verehrt, wie etwa von Hindus.

Noch heute ein Vorbild

Franziskus, der als Giovanni Battista Bernardone geboren wurde, zählte zur Schöpfung auch die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sein Lebensentwurf dient heute noch vielen als Vorbild, den Kapitalismus in seiner reinen Form abzulehnen und ein bescheidenes, der Umwelt angepasstes Leben zu führen.

Dass der Papst aus Argentinien den Namen Franziskus gewählt hat, kann auch als ein Zeichen für den interreligiösen Dialog gesehen werden. Denn der heilige Franz zog 1219 im Zusammenhang mit dem Fünften Kreuzzug als Missionar ins Heilige Land, wo er den Glauben predigen und Frieden schaffen wollte. Zwar ist ihm weder das eine noch das andere gelungen, doch kam es zu einem Gespräch mit dem Sultan, der sich tief beeindruckt von der Persönlichkeit des Ordensgründers zeigte. Die Friedensbestrebungen von Franziskus sind auch heute noch lebendig, etwa im Friedenstreffen von Assisi, zu dem Vertreter der Weltreligionen zusammenkommen.

Franziskus predigte Zeit seines Lebens auch die Botschaft von der Liebe zu den Tieren und zur ganzen Schöpfung. In seinem "Sonnengesang" lobte er Gott "durch Schwester Wasser", "Bruder Wind" und "Mutter Erde". In seiner "Vogelpredigt" sprach er mit Tieren. Sein Todestag 4. Oktober ist Welttierschutztag. Papst Johannes Paul II. ernannte Franziskus 1980 zum Patron des Umweltschutzes.

San Francesco d'Assisi (Foto: Fotolia/Comugnero Silvana)
Franz von Assisi, der Freund der TiereBild: Fotolia/Comugnero Silvana

Franziskaner sind weltweit aktiv

Franz von Assisi gründete den Orden der Franziskaner, der sich bis heute auf vielen Gebieten für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Mit Suppenküchen und Kleiderkammern helfen die Patres und Brüder Menschen in Not. Außerdem leisten sie Seelsorge in Gefängnissen, Altenheimen und Krankenhäusern. In Initiativen und Menschenrechtsgruppen engagieren sich Franziskaner für Umweltschutz und eine gerechtere Wirtschaft. Die Angehörigen der Gemeinschaft führen ein Leben in Armut und dürfen laut der von Franziskus verfassten Ordensregel kein Eigentum besitzen. Damit gehören sie zu den kirchlichen Bettelorden, die ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit, Schenkungen und Almosen verdienen. Nach Jahrhunderten im grauen Gewand sind Franziskaner heute an einer braunen Kutte mit Kapuze erkennbar. Statt eines Gürtels tragen sie einen weißen Strick mit drei Knoten.

Außer diesem "Ersten Orden" gründete Franziskus zwei weitere: die Klarissen und den "Dritten Orden" für Laien. Im 16. Jahrhundert kamen die Minoriten und Kapuziner hinzu. Heute umfasst die franziskanische Familie weltweit rund 650.000 Mitglieder in Laienbewegungen, Bruderschaften und klösterlichen Gemeinschaften. Bekannte Franziskaner sind der im KZ Auschwitz ermordete Priester Maximilian Kolbe, der heilige Antonius von Padua und der Scholastiker Johannes Duns Scotus.

rb/haz (afp, dpa, epd, kna)