Festival der Extraklasse: TFF Rudolstadt
Vom 3. bis 6. Juli hieß es für Musikfreunde wieder: auf zum TFF Rudolstadt. Das Tanz- und Folkfest in Thüringen ist das größte Folk- und Weltmusikfestival Deutschlands und längst über die Landesgrenzen hinweg bekannt.
Von Folk bis Klassik
Kaum ein Festival wartet mit so einer musikalischen Bandbreite auf wie das Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt. Weltmusikstars, schräge Liedermacher, virtuose Instrumentalisten, traditionelle Folkies und sogar Klassikmusiker gaben sich beim 24. TFF vier Tage lang auf über 20 Bühnen die Klinke in die Hand.
Tanzen ausdrücklich erwünscht
Auch getanzt wurde hier schon immer. Denn 1955 wurde das TFF ursprünglich als Tanzfest der DDR gegründet. Nach der Wende mutierte es dann zum Folk- und Weltmusikfestival. Doch traditionelle Tänze aus der Region werden hier immer noch aufgeführt, wie hier vom Thüringer Folklore Ensemble.
Samba de Roda aus Bahia
Außerdem gibt es immer einen Tanz des Jahres. Diesmal hatte man den Samba auserkoren, was sicher auch mit der Fußball-WM in Brasilien zu tun hat. Dona Nicinha zeigte dem Publikum, wie man den Samba de Roda tanzt. Die Matriarchin unterrichtete schon in den 1960er Jahren Kinder in ihrer Heimatstadt Santo Amaro. 2005 wurde der Samba übrigens von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt.
Länderschwerpunkt Tansania
Neben einem Tanz steht auch immer ein Land mit seiner musikalischen Kultur im Fokus. 2014 fiel die Wahl auf Tansania. Bei Vorträgen konnte man mehr über das afrikanische Land erfahren, bevor man eines der vielen Konzerte tansanischer Musiker besuchte. Auch Segere Original war angereist, um dem Publikum Zaramo-Ngoma und Modern Taarab näherzubringen. Wer kennt das hierzulande schon?
Die Magie des Bass
Dann gibt es beim TFF auch ein Instrument des Jahres. Diesmal wurde dem Publikum der Bass in all seinen Facetten nähergebracht. Er gibt viel mehr her als nur das tiefe "C". In Rudolstadt waren neben Bassgitarre und Bassgeige auch Bassbalalaika, Basstuba und Basssaxophon am Start. In einem gemeinsamen Konzert stellten Bassisten aus aller Herren Länder vor, was das Instrument so alles kann.
Straßenmusik allerorten
Beim TFF wird nicht nur auf den offiziellen Bühnen musiziert. Unzählige Straßenmusikanten werben beim TFF an jeder Ecke der thüringischen Kleinstadt um die Gunst des Publikums. Ein Instrumentenbauzentrum, Ausstellungen und Workshops sowie die Verleihung des Weltmusikpreises "RUTH" machen das Festival einzigartig.
Alpen Klezmer
Der diesjährige Weltmusikpreis zeichnete die ungewöhnliche musikalische Hochzeit jiddischer und bayerischer Volksmusik aus. Hinter dem Namen Alpen Klezmer verbergen sich eine Münchner Sängerin mit slowenischen Wurzeln und ein lettischer Pianist und Akkordeonspieler. Zusammen kreieren sie koschere Gebirgsjodler und Klezmer-Pathos mit urwüchsiger Bodenständigkeit. Ein ungewöhnliches Experiment.
Liloba
"Liloba" ist ein Wort aus der afrikanischen Sprache Lingala und bedeutet soviel wie "Stimme". Im Fall der Band stammen die Stimmen gleich aus mehreren Kulturen: Ein Klangtüftler aus Leipzig trifft auf kongolesisches Rhythmusgefühl und frankophones Savoir Vivre. Urbane Elektronik, Beats aus Afrika und eine Prise Chanson: Auch dafür gab es einen RUTH, die höchste Auszeichnung beim TFF Rudolstadt.
Mercan Dede
Die mystischen Klangreisen des türkischen Klangvisionärs sind längst international bekannt. Er ist überzeugt, dass die hypnotisch-spirituellen Rhythmen der traditionellen Sufimusik und zeitgenössische House- oder Technoklänge ähnliche Trancezustände auslösen. Und tatsächlich: Auf seinen Konzerten verfallen die Besucher scharenweise den Tönen aus Mercans ungewöhnlicher musikalischer Werkstatt.
Kali Mutsa
Die chilenische Band behauptet, von Zigeunern abzustammen, die vor 1000 Jahren in Südamerika landeten. Kali sei die Tochter des letzten Inka-Häuptlings Tupac Amaru und einer Zigeunerin - und Kali Mutsa ihre 1920 geborene Nachfahrin, die dank ihrer Schamanenkräfte immer noch wie eine junge Frau aussehe. Alles klar? Die verrückte Truppe paart den Geist von Bollywood mit Sound aus den Anden.
The Puppini Sisters
Auch aus Amerika - aber diesmal aus den USA - stammten die Andrew Sisters, die in den 1940er Jahren überaus populär waren. Eine Neuauflage starteten 2004 die Puppini Sisters aus London. Das Damentrio tritt gekonnt in die Fußstapfen der berühmten Schwestern und bringt nostalgischen Swing auf die Bühne. In Rudolstadt wurden sie dabei sogar von den Thüringer Symphonikern unterstützt.
Turtle Island
Karneval kennt man aus Amerika und Europa, aber aus Japan? Was die Kapelle aus der Autostadt Toyota-City spielt, nennt sich zwar Karnevalsmusik, aber die Wurzeln dazu liegen im traditionellen Bon- oder Laternenfest zur Ehrung der Ahnen. Bei Turtle Island mischen sich Taiko-Trommeln mit Ska, Rock, Reggae und Punk.
Russkaja
Man muss nicht Russisch können, um Russkaja zu verstehen, denn die Musiker haben sich vor allem eins auf die Fahnen geschrieben: Wir machen Party! Es gibt auch nur einen echten Russen in ihren Reihen, die Band stammt nämlich aus Wien und serviert eine wilde Mischung aus Metal, Rock und Balkansound. Eines der vielen Konzerte, die die DW beim TFF im Heinepark aufgenommen hat.