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Familienpolitik kommt nicht an

Heiner Kiesel9. April 2013

Wenn es um Familien und Kinder geht, sind sich Bundesregierung und Opposition einig: das ist ein ganz wichtiges Thema. Doch trotz vieler Initiativen und Vorstöße sind die deutschen Eltern nicht zufriedener geworden.

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Eine Familie steht bei Sonnenuntergang auf einer Spree-Brücke in Berlin und schaut auf das Wasser (Foto: picture alliance/dpa)
Der Wunsch vieler Familien: mehr Zeit miteinanderBild: picture-alliance/dpa

"Eine neue, moderne und nachhaltige Familienpolitik" sah die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen am Werk, als sie 2009 die Ziele der frisch gewählten Bundesregierung im Reichstag erläuterte. Familienpolitik sei vom Rand in die Mitte der Gesellschaft gerückt, meinte die heutige Arbeitsministerin, und im Koalitionsvertrag vom Oktober desselben Jahres wurde niedergelegt, dass durch "günstigere Rahmenbedingungen für Familien mehr Kinder in Deutschland geboren werden" sollen.

Von all dem scheinen die Eltern im Lande recht wenig mitbekommen haben. 61 Prozent können eher nicht erkennen, dass die Bundesregierung konkrete familienpolitische Ziele verfolgt, zeigt jetzt die Studie "Wenn Eltern die Wahl haben". Sie wurde vom Umfrageinstitut Forsa im Auftrag der Zeitschrift Eltern durchgeführt. Nur 16 Prozent der Befragten vermuten, dass die Familien-Strategie der Regierung irgend etwas mit der befürchteten Überalterung der Gesellschaft zu tun hat. 88 Prozent wünschen sich aber gerade, dass der Staat etwas für mehr Kinder im Land unternimmt.

Die Daten stammen aus einer Telefon-Befragung im Januar diesen Jahres. Interviewt wurden 1000 Mütter und Väter, deren Kindern noch nicht volljährig sind. Dabei stellte sich heraus, dass die meisten von Ihnen eigentlich kaum Bescheid darüber wissen, welche familienpolitischen Ziele die im Parlament vertretenen Parteien verfolgen. 15 Prozent geben an, dass sie eine Ahnung davon haben und 47 Prozent wissen eher nichts. 38 Prozent erklären, nur die familienpolitischen Vorstellungen einzelner Parteien zu kennen. Der Grund dafür ist, so sind die Befragten überzeugt, dass die Parteien zu wenig über ihre jeweilige Agenda informierten.

Bundeskanzlerin Merkel und Bundesfamilienministerin Schröder (Foto: picture alliance/BREUEL-BILD)
Familienministerin Kristina Schröder und Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Familiengipfel 2013Bild: picture-alliance/BREUEL-BILD

Familienpolitik wichtig für Wahlentscheidung

Es scheint also Informationsdefizite bezüglich der Familienpolitik zu geben. Weder die einzelnen Parteien noch die Bundesregierung konnten offenbar vermitteln, um was es ihnen geht und wie sie ihre Ziele erreichen wollen. Dabei gibt es im Bereich Familie, Kinder und Bildung eine ganze Reihe von Themen, die die Wahlentscheidung von Eltern durchaus beeinflussen könnten. Anstrengungen, benachteiligte Kinder zu fördern (bei 65 Prozent) und die kostenlose Mitversicherung von nicht berufstätigen Ehepartnern in der Krankenversicherung (58 Prozent) gehören dazu. Besonders auffällig ist die Beliebtheit des Ehegattensplittings, bei dem Verheiratete, die sehr unterschiedlich verdienen, steuerlich begünstigt werden: 59 Prozent finden es wichtig, dass daran festgehalten wird.

Die meisten Eltern sind nicht wirklich zufriedener geworden, wenn es um die Organisation ihres Lebens geht. Daran hat auch die "moderne und nachhaltige Familienpolitik" der letzten Jahre wenig geändert. Wie vor vier Jahren sind es noch deutlich über die Hälfte, die Probleme damit haben, Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Männer sehen das lockerer: über die Hälfte haben fast keine Schwierigkeiten. Die Frauen sehen sich aber nur zu 41 Prozent im grünen Bereich.

Lebensmodelle nicht wunschgemäß

Generell zeigt sich, dass viele Eltern ein Familienmodell leben, dass sie nicht optimal finden. Besonders hoch ist die Diskrepanz dort, wo beide Eltern gerne Teilzeit arbeiten und sich Hausarbeit und Kinderbetreuung gleichmäßig aufteilen wollen: Das wünschen sich 38 Prozent, aber nur sechs Prozent haben es umgesetzt. Unterschiedliche Gehälter und Einkommensverluste werden hier als Hauptursachen genannt. Die Frauen bleiben eher zu Hause, weil sie im Schnitt deutlich weniger verdienen als die Männer. Erst später geht es den Eltern um Karrierenachteile, unwillige Arbeitgeber und fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die Studie zeigt auch, dass es den jungen Eltern ganz und gar nicht darum geht, möglichst schnell wieder an den Arbeitsplatz zu kommen. 42 Prozent sehen den richtigen Zeitpunkt erst nach drei Jahren oder sogar noch später.

Mutter mit Kind (Foto: Fotolia/easyshooting.de)
Beruf und Famile - ein Problem besonders für FrauenBild: Fotolia/easyshooting.de