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GesellschaftAfrika

Faktencheck: Erdbeben in Marokko nicht durch Laser ausgelöst

13. September 2023

Haben bizarre Flugobjekte oder gar eine mysteriöse Laserwaffe das verheerende Erdbeben in Marokko ausgelöst? Diese absurde Theorie geistert durch die sozialen Netzwerke.

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Fact Check Morocco/Marokko earthquake/Erdbeben EN

Während die Suche nach Vermissten nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko weitergeht und die Aufräumarbeiten gerade erst begonnen haben, gehen in den sozialen Medien Videos viral, die seltsame Ereignisse zeigen sollen, die angeblich im Zusammenhang mit dem Erdbeben stehen sollen.

Behauptung: "Das geschah vor dem Erdbeben in Marokko", behauptet ein Nutzer der Plattform X (ehemals Twitter) und postet dazu ein Video, das "eine Art Drohne" zeigen soll, die Blitze und "einen riesigen laserähnlicher Strahl" nach unten werfe. Ein weiteres Video, das mehr als 200.000 Mal angesehen wird, soll den Himmel über Marrakesch zeigen, "bevor sich das Erdbeben ereignete". Auch auf Tiktok verbreiten sich die Videos.

DW Faktencheck: Fake.

Die Videos haben nichts mit dem Erdbeben in Marokko zu tun und können somit die Theorie einer Laserwaffe, die angeblich für das Erdbeben verantwortlich sein soll, auch nicht belegen. Tatsächlich sind die Videos nachweislich älter und in Teilen gar nicht echt.

Das Video, das einen Blitz zeigen soll, wurde mehrfach gepostet und lässt sich bis ins Jahr 2020 zurückverfolgen, also lange vor dem jüngsten Erdbeben in Marokko. Viele Nutzer und auch der Autor selbst kommentierten das Video, das angeblich eine Attacke durch Aliens zeigen soll, ironisch. Erstellt hat es ein Videokünstler, der sich Jay Hideaway nennt und mittels VFX-Technik künstlich erstellte visuelle Effekte in reale Videos einfügt. Auf seinem Tiktok-Kanal finden sich zahlreiche computergenerierte Videos, die apokalyptische Szenen zeigen sollen, wie zum Beispiel Zombie-Angriffe oder eine Explosion des Mondes. In seinem Opensea-Account nennt Jay Hideaway seine Werke "apokalyptische Videokunst".

Auch das zweite Video, das angeblich den Himmel über Marrakesch kurz vor dem Erdbeben zeigen soll, ist kein Beleg für seltsame Aktivitäten in der Luft im Zusammenhang mit der Katastrophe. Über eine Bilderrückwärtssuche stoßen wir auf Diskussionen über Unbekannte Flugobjekte (UFOs) in Forenbeiträgen. Der älteste Beitrag, der das besagte Video im Vorschaubild enthält, datiert laut Google von November 2021 und ist somit knapp zwei Jahre alt.

Naturkatastrophen als Nährboden für Verschwörungstheorien

Es ist nicht das erste Mal, dass der Einsatz mysteriöser Waffen die angebliche Ursache von Naturkatastrophen sein soll. Nach der Brandkatastrophe auf Hawaii im August kursierten im Netz Bilder, die einen Energiewaffenangriff auf die Insel Maui zeigen sollen. Doch das angebliche Beweisbild zeigt keine futuristischen Directed Energy Weapons (DEW), sondern einen Raketenstart aus dem Jahr 2018, wie unser Faktencheck zeigt.

Auch nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Februar machten Videos von angeblichen Beweisen für ein menschliches Eingreifen die Runde. Lichter am Himmel sollten demnach belegen, dass das Erdbeben in der Türkei angeblich durch ein ehemaliges US-Militärprogramm namens High-Frequency Active Auroral Research Program (HAARP) verursacht worden sei. Tatsächlich waren wohl sogenannte Erdbebenlichter die Ursache der leuchtenden Blitze in den Videos, wie Faktenchecks zeigten. Erdbebenlichter werden durch Funken an Stromleitungen erzeugt, wenn diese durch die Erschütterungen des Erdbebens unterbrochen werden.

Dass insbesondere Naturkatastrophen stets auch ein Nährboden für obskure Verdächtigungen und Verschwörungsmythen sind, ist kein Zufall, sagen Experten. "Krisenzeiten sind immer eine Blütezeit von Desinformation, Fehlinformationen und Verschwörungsmythen. Das hat einfach damit zu tun, dass die Informationslage selbst sehr unsicher ist", sagt Lena Frischlich, Medienpsychologin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Expertin für Verschwörungsideologien, im DW-Gespräch.

Mehr Faktenchecks und Informationen über Desinformation und Fakes finden Sie hier.