1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"EU sollte in Asien Flagge zeigen"

5. November 2012

Im Zeichen der Schuldenkrise und Abkühlung der Wirtschaft in China begann in Laos die Konferenz der ASEM-Staaten. Die Veranstaltung zählt zu den bedeutendsten Foren europäischer und asiatischer Länder.

https://p.dw.com/p/16cnV
Eingang zum ASEM-Konferenzgebäude in Laos (Foto: picture-alliance/dpa)
Treffen vor dem ASEM GipfelBild: picture alliance/Kyodo

Zum Auftakt haben die mehr als 30 angereisten Staats- und Regierungschefs aus Europa und Asien in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, Fakten geschaffen: Sie nahmen Norwegen, die Schweiz und Bangladesch in ihre Mitte auf. Damit gehören dem ASEM-Zusammenschluss nun 51 Mitglieder an. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist bei dem Treffen, das alle zwei Jahre stattfindet, erstmals seit acht Jahren nicht dabei. Sie lässt sich durch Außenminister Guido Westerwelle vertreten.

Euro ist stabil

Dieser warb zum Auftakt um Vertrauen in den Euro. Der Tiefpunkt der Finanzkrise sei überwunden. Der deutsche Außenminister forderte zudem noch engere Kontakte zwischen beiden Kontinenten. Es liege im europäischen Interesse, in Asien stärker zu investieren, aber sich auch politisch stärker zu engagieren. Umgekehrt sei es im asiatischen Interesse, sich enger mit Europa zu vernetzen, betonte Westerwelle.

Frankreichs Staatschef Francois Hollande rief die asiatischen Staaten dazu auf, einen Beitrag zur Beilegung der Euro-Krise zu leisten. "Die Asiaten haben viel von unserem Wachstum profitiert", sagte er. "Nun ist es Zeit für sie, unser Wachstum mit ihrer Nachfrage anzukurbeln." Zugleich hob der Sozialist hervor, dass Europa trotz der Schuldenkrise "immer noch eine Wirtschaftsmacht ist".

Außenminister Guido Westerwelle im Dokumentationszentrum für die Minenopfer in Vientiane (Foto: dpa)
Westerwelle informierte sich vor dem Gipfel im Dokumentationszentrum für die Minenopfer in VientianeBild: picture-alliance/dpa

Euro-Krise Thema bei Asien-Pazifik Konferenz

Europäisches Desinteresse?

Die Länder Südostasiens, die zwischen Indien und China oft genug um Aufmerksamkeit buhlen müssen, zeigten sich jüngst mehrfach unzufrieden angesichts des vermeintlichen Desinteresses aus Europa. "Es täte den Europäern gut, sich nicht nur mit sich selbst zu beschäftigen, sondern in Asien mehr Flagge zu zeigen", sagte der deutsche Politikprofessor Howard Löwen von der Nottingham-Universität in Malaysia. "Sie sollten Formate wie den ASEM-Gipfel stärker nutzen, um ihren Einfluss geltend zu machen."

In das gleiche Horn stößt Nicola Casarini vom EU-Institut für Sicherheitsstudien. "Die Südostasiaten wollen 'mehr Europa'. Sie wollen eine alternative Stimme aus dem Westen, um das Duopol USA-China aufzumischen, das droht, die kleineren und schwächeren asiatischen Länder zwischen den großen Mächten aufzureiben", erklärte sie.

Europa - die Möchtegern-Macht?

Nach Auffassung des Analysten Jonathan Holslag fehlt Europa für ein robustes Engagement in Asien nach dem Muster der USA die Einigkeit. Fürs Mitmischen in Sicherheitsfragen fehle die militärische Kapazität, meinte Holslag vom Brüsseler Institut für Zeitgenössische China-Studien (BICCS). "Europa sollte sich seiner Grenzen und Interessen bewusst sein und sich nicht als Möchtegern-Macht in Asien lächerlich machen", forderte er und ergänzte: "Europa sollte in Asien lieber seine Wirtschaftsinteressen verteidigen und den Handel ausbauen. Unser kommerzieller Auftritt ist viel zu sehr auf China konzentriert."

Gegründet wurde das ASEM-Dialogforum 1996 in Bangkok von den damals 15 EU-Ländern und zehn asiatischen Staaten. Von europäischer Seite gehören dem Forum alle EU-Staaten und die EU-Kommission an. In den 51 ASEM-Mitgliedsländern werden rund zwei Drittel des Welt-Bruttosozialprodukts erwirtschaftet.

se/rb (dapd, dpa, afp)