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Erstes Schiff bringt Gaza-Hilfe durch See-Korridor

15. März 2024

Die in Zypern gestartete "Open Arms" liegt Augenzeugen zufolge nun vor der Küste des Gazastreifens. An Bord hat sie 200 Tonnen Lebensmittel. Auch die Bundeswehr ist bereit zu helfen - aus der Luft.

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Das Open-Arms-Schiff mit der humanitären Nahrungsmittelhilfe im zypriotischen Hafen von Larnaka
Die "Open Arms" mit dem Lastkahn vor ihrer Abfahrt aus dem Hafen von Larnaka auf Zypern (Archiv)Bild: AFP

Nach einer mehrtägigen Fahrt ist die in Zypern gestartete "Open Arms" der gleichnamigen spanischen Hilfsorganisation am Ziel angekommen. Wie Fotos und Videos der Nachrichtenagentur AFP zeigen, befand sich die "Open Arms" am Freitagmorgen in Sichtweite des Gazastreifens. Der Website Marine Traffic zufolge lag das Schiff rund fünf Kilometer vor der Küste.

Sie schleppt einen Lastkahn, der mit 200 Tonnen Lebensmitteln der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) beladen ist. Das entspricht rund 300.000 Mahlzeiten.

Einige Bewohner des Gazastreifens versammelten sich am Ufer, um auf die Hilfsgüter zu warten, wie weitere Fotos von AFP zeigten. Wann das Schiff entladen werden kann, ist nicht bekannt. "Wir hoffen, die Hilfsgüter zu entladen, sobald wir anlegen können, aber viele Faktoren spielen bei dieser komplizierten Operation eine Rolle", sagte WCK-Präsidentin Erin Gore.

Ein Team der WCK, das sich im Gazastreifen aufhält, errichtet bereits seit mehreren Tagen eine schwimmende Anlegestelle. Die "Open Arms" war am Dienstag vom Hafen Larnaka auf Zypern aufgebrochen. Dort hatten israelische Behörden die Ladung zuvor inspiziert.

Bundeswehr bereit für Luftbrücke

Diese erste Fahrt durch den neu eingerichteten Seekorridor galt als Test für weitere Lieferungen über den Seeweg. Ein zweites Schiff mit Nahrungsmitteln und Medikamenten soll in Kürze in See stechen.

Das Transportflugzeug C130J Super Hercules auf einer Landebahn
Transportflugzeug C-130J der Luftwaffe der Bundeswehr (Archiv)Bild: Jane Schmidt/Bundeswehr/dpa/picture alliance

Parallel wird internationale Hilfe aus der Luft in dem Kriegsgebiet abgeworfen, woran auch Flugzeuge der Bundeswehr beteiligt sind. Wie die Luftwaffe auf der Plattform X mitteilte, ist das erste mit Hilfsgütern beladene Transportflugzeug vom Typ C-130J sicher in Jordanien gelandet. Von dort aus wird sich die Bundeswehr an der Luftbrücke zur Versorgung der Menschen im Gazastreifen beteiligen. Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte den Auftrag dazu am Mittwoch auf Bitte des Auswärtigen Amtes erteilt. Insgesamt sind zwei Transportflugzeuge der Luftwaffe für den Abwurf von Hilfsgütern im Einsatz.

Um die Luftbrücke wird es auch beim bevorstehenden Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in der Region gehen. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit bekannt gab, wird Scholz sich am Samstag in Jordanien mit König Abdullah II. bin al-Hussein treffen. Anschließend ist ein Besuch in Israel geplant. Es ist die zweite Reise des Kanzlers in die Region nach dem Terrorangriff der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober auf Israel. Die Hamas wird von der Europäischen Union, den USA, Deutschland und weiteren Ländern als Terrororganisation eingestuft. Der laufende militärische Einsatz von Israel im Gazastreifen ist eine Reaktion auf die Angriffe der Hamas vor fünf Monaten.

UN: Hilfslieferungen reichen nicht aus

Die Vereinten Nationen haben darauf hingewiesen, dass Hilfslieferungen nach Gaza aus der Luft und über See Transporte auf dem Landweg nicht ersetzen können. "Wir brauchen dringend mehr offene Zugänge", sagte der Direktor des Welternährungsprogramms für Deutschland, Österreich und Liechtenstein, Martin Frick. Vor allem im Norden des Gaza-Streifens sei die Versorgungslage schlecht, daher müssten vor allem dort Grenzübergänge geöffnet werden, betonte er.

Hilfsgüter an Fallschirmen, die von einem Flugzeug abgeworfen wurden
Ein Flugzeug wirft humanitäre Hilfe über dem Gazastreifen ab (12.03.2024)Bild: Menahem Kahana/AFP

Das Welternährungsprogramm habe derzeit mehr als 1000 Lastwagen außerhalb des Gaza-Streifens stehen, die jederzeit Hilfe bringen könnten, sagte Frick. Das absolute Minimum an Hilfslieferungen seien 300 Lastwagenladungen pro Tag.

Tödliche Zwischenfälle im Gazastreifen

Derweil gibt es widersprüchliche Berichte über tödliche Zwischenfälle im Gazastreifen. Mindestens 29 Menschen seien bei israelischen Angriffen getötet worden, erklärte die palästinensische Gesundheitsbehörde, die von der Hamas kontrolliert wird. So seien acht Menschen bei einem Luftangriff auf das Hilfsgüterverteilzentrum im Lager Al-Neuseirat im Zentrum des Gazastreifens ums Leben gekommen.

Bei einem Angriff im Norden seien 21 Zivilisten getötet und 150 weitere verletzt worden, als israelische Truppen an einem Kreisverkehr auf wartende Menschen schossen. Die israelische Armee wies diese Darstellung entschieden zurück. In einer Mitteilung hieß es, man habe am Vortag die Fahrt eines Konvois von 31 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern in den Norden des Gazastreifens ermöglicht. Etwa eine Stunde vor der Ankunft des Konvois am humanitären Korridor hätten bewaffnete Palästinenser das Feuer eröffnet, während Zivilisten aus Gaza auf die Ankunft des Hilfskonvois warteten. Eine erste Untersuchung in der Nacht zum Freitag habe ergeben, dass die israelische Armee nicht auf den Hilfskonvoi geschossen habe. 

mak/kle/ust (afp, dpa, rtr)