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Erneut verseuchtes Milchpulver entdeckt

9. Juli 2010

In China haben die Behörden erneut mit der Chemikalie Melamin verseuchtes Milchpulver entdeckt. 2008 waren in China Tausende Kinder nach dem Verzehr gepanschter Milch erkrankt, sechs Babys starben.

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Ein Laborant untersucht Milchprodukte auf die Chemikalie Melamin, aufgenommen im chinesischen Wuhan (Foto: dpa)
Der Melamin-Skandal erregt die Gemüter in ChinaBild: picture-alliance/dpa

Zwei Jahre nach dem Skandal um giftiges Milchpulver sind in China wieder belastete Milchprodukte aufgetaucht. Kontrolleure beschlagnahmten am Freitag (09.07.2010) im Nordwesten des Landes 76 Tonnen verunreinigte Milchprodukte, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua mit.

Die Chinesen erleben somit ein Deja-vu der unangenehmen Sorte: Nie wieder sollte verseuchte Milch die Gesundheit der Chinesen angreifen. Dies versprachen Politiker und Funktionäre nach dem Skandal um die gepanschte Babymilch im Jahr 2008. Damals waren mindestens 300.000 Kinder an Nierensteinen erkrankt und sechs Babys gestorben. 22 Molkereien hatten ihre Produkte mit Wasser gestreckt und die giftige Industrie-Chemikalie untergepanscht, um einen höheren Proteingehalt vorzuspielen.

Ein kleines Kind, das mit Milchpulver ernährt wurde, wird in einem Krankenhaus in Wuhan untersucht (Foto: dpa)
Gerade für Kleinkinder sind Melamin-verseuchte Milchprodukte sehr gefährlichBild: picture-alliance/dpa

Nun ist anscheinend genau das wieder passiert. Die Inspektoren entdeckten die Chemikalie Melamin zunächst in Milchprodukten in der Provinz Gansu, 12 Tonnen wurden sichergestellt. Die Spur führte zu einer Milchfabrik in der Nachbarprovinz Qinghai, wo die Kontrolleure weitere 64 Tonnen unverarbeitete Molkereiprodukte beschlagnahmten. Proben des Milchpulvers aus der Fabrik ergaben eine bis zu 500 Mal höhere Melamin-Konzentration als erlaubt, zitierte Xinhua die Behörden in Gansu. Die Ausgangsstoffe stammten aus den Provinzen Shaanxi und Hebei, die Produkte wurden nach Jiangsu und Zhejiang weiterverkauft. Diese Lieferkette legt nahe, dass mit Melamin belastete Produkte noch in vielen Teilen des Landes im Handel sind.

Skandal wurde 2008 monatelang vertuscht

Ein Fabrikbesitzer und ein Produktionsleiter wurden in dem aktuellen Fall bereits festgenommen. Insgesamt haben chinesische Gerichte in Melamin-Prozessen bislang mindestens 21 Verantwortliche vor den Kadi zitiert, zwei wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Der Skandal war 2008 wegen der Olympischen Spiele monatelang vertuscht worden. Seitdem haben staatliche Medien wiederholt über neue Fälle verseuchter Milch berichtet. In früheren Berichten hatte es geheißen, dass trotz der Kontrollen und Rückrufaktionen mit Melamin belastetes Milchpulver möglicherweise wieder den Weg in die Geschäfte gefunden hat.

Autor: Marcus Bölz (afp, apn, dpa)
Redaktion: Martin Schrader