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Einen Fuß in der Tür

17. November 2009

Jeden Tag Fußball spielen, sich für andere Menschen engagieren, und das ganze dann auch noch weit, weit weg von Zuhause: Timo Heidbrink hat es geschafft, mehrere Träume unter einen Hut zu bringen.

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Timo Heidbrink und die Kids (Foto: DW)
Timo Heidbrink und die KidsBild: DW

Ein trister Betonplatz in einem der ärmsten Stadtteile von San José, direkt an einer staubigen Kreuzung. Zwischen meterhohen Zäunen jagen hier 40 Jugendliche ein paar Fußbällen hinterher - und zwei Trainer feuern sie an. Sie sorgen dafür, dass die Jugendlichen ihre graue Umgebung für zwei Stunden vergessen.

Timo Heidbrink und die Trainer (Foto: DW)
Timo Heidbrink und die TrainerBild: DW

Mit dabei ist Timo - er unterstützt die beiden Profi-Trainer bei der Arbeit und macht selber mit. Er erklärt, was nun zu tun ist: "Die Aufgabe ist jetzt, im Kreis von fünf Leuten den Ball hochzuhalten, ohne dass er den Boden berührt - und dabei den Kreis nicht zu verlassen. Das heißt, die fünf müssen sich an den Händen anfassen und müssen damit das Spielfeld überqueren." Sinn der Sache ist natürlich die Verbesserung der Balltechnik. Doch gewollter Nebeneffekt ist die Gruppendynamik: zu erfahren, dass man gemeinsam zum Ziel kommt.

Es geht um Regeln

Nach dem Aufwärmen spielt Timo mit den Jugendlichen "Futbol Calle" - zu deutsch: Straßenfußball. Dabei gibt’s weder die klassischen zwei Halbzeiten noch rote Karten. Trotzdem gibt es verbindliche Regeln - pädagogisch klingt das sehr raffiniert: "Es ist ein Spiel, das sozusagen aus drei Phasen besteht: In der ersten Phase legt man die Regeln fest, dann gibt es das eigentliche Spiel, und in der dritten Phase bespricht man dann: Wie hat sich die Mannschaft verhalten - hat sie fair gespielt, hat sie die Regeln eingehalten?" Wenn eine Mannschaft das Spiel gewinnt, aber grob gegen die Regeln verstoßen hat, kann sie am Ende doch noch verlieren. Die Kids sollen erfahren, dass Fairplay im Vordergrund steht.

Fussball als Türöffner

Alejandro (Foto: DW)
Alejandro ist begeistert bei der SacheBild: DW

"Futbol Por La Vida" heißt das Projekt, in dem Timo sich engagiert - also "Fußball für das Leben". Aber Tore schießen ist nicht alles, was auf dem Trainingsplan steht. Wer hier mitarbeitet, versucht, den Kindern möglichst viele Impulse für ein besseres Leben mit zu geben. Denn sie kommen aus den Slums dieser Stadt - und haben oft viel schlechtere Chancen zu entdecken, was ihre Stärken sind und wie sie sie für eine Zukunft ohne Armut, Drogen und Gewalt nutzen können. Wer will, bekommt Start-Hilfe auf dem Weg in eine Berufsausbildung. Der erste Kontakt entsteht aber immer wieder hier: Auf dem Fußballplatz.

Fussball ist das Leben für Alejandro

Auch Alejandro kommt gerne hierher. Er ist elf und lebt in La Carpio - einem Elendsviertel der Stadt. Und er liebt Fußball! Jeden Samstag fährt er mit der Gruppe raus aus seinem abgelegenen Stadtteil gleich neben der Mülldeponie - hinein in den riesigen Sabanna-Park zum Kicken. Den Bus organisiert Timos Projekt. Ein Highlight, auf das sich Alejandro und seine Freunde jede Woche freuen: "Weil das der beste Sport ist, den es gibt! Fußball ist die Königsdisziplin." Er genießt es, herauszukommen aus seiner tristen Umgebung und mit der Gruppe in den Parque de La Sabanna zu fahren. Alejandro gerät ins Schwärmen: "Futbol Calle - die Regeln, die schöne Umgebung, der Rasenplatz, das Training und die Turniere…!"

Futbol por la Vida ist mehr als nur ein Spiel

Steffi Hornig hilft Timo Heidbrink beim Bälle einsammeln (Foto: DW)
Steffi Hornig hilft Timo Heidbrink beim Bälle einsammelnBild: DW

Timo hofft, dass von seiner Arbeit mehr hängen bleibt als nur eine Erinnerung an einen Ausflug ins Grüne. Er will den Kindern und Jugendlichen etwas mitgeben, wovon sie ihr Leben lang was haben: "Das Beste ist, den Kindern zu zeigen, was sie selber erreichen können, was sie im Team erreichen können." Die Kids sollen lernen, als Team zu gewinnen und sich an Regeln zu halten. Denn so kommen sie letztlich am besten zum Ziel.

Autorin: Stefanie Hornig
Redaktion: Birgit Görtz