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Durch Bahn-Streik drohen Superstaus

20. Mai 2015

Trotz des laufenden Streiks wollen die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL weiter Möglichkeiten einer Schlichtung prüfen. Eine Einigung ist aber nicht in Sicht. Experten befürchten zu Pfingsten Superstaus.

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Deutschland Bahnstreik
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

"Die Gespräche mit der Gewerkschaft GDL sollen kurzfristig fortgesetzt werden", sagte Konzernsprecher Achim Stauß.

Am Dienstag waren die Beratungen, an denen auch ein unabhängiger Arbeitsrechtler beteiligt ist, vertagt worden. Stauß kritisierte, dass die Lokführer ihren Arbeitskampf über das Pfingstwochenende fortsetzen wollen. Dies seien nach Ostern und Weihnachten die Tage mit dem stärksten Reiseverkehr.

Alle "Zutaten" für den Superstau sind da

Experten warnten, es könne durch die Bahnstreiks vor Pfingsten Stau-Rekorde auf den Straßen geben. "Alle Zutaten dafür sind da", sagte Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen. Der drohende Stillstand auf vielen Zugstrecken treffe die Autofahrer zu einem besonders ungünstigen Termin: Der Freitag vor dem Pfingstwochenende ist laut Schreckenberg üblicherweise der staureichste Tag des Jahres. Die meisten Urlauber starteten dann in den Kurztrip, weil es sich sonst nicht lohne, erklärte Schreckenberg. Auf die Autofahrer komme ein Szenario zu, das "wir so noch nie hatten".

Bahn-Sprecher Stauß kritisierte: "Ohne Sinn und ohne Not wird hier die Mobilität von Millionen Menschen eingeschränkt". Der Konzern bemühe sich, einen Ersatzfahrplan aufzustellen, auf den sich die Reisenden verlassen könnten. "Das klingt alles sehr nach Routine, ist aber immer wieder eine Herkulesaufgabe der beteiligten Mitarbeiter", sagte Stauß.

Im Nahverkehr fährt jeder zweite Zug

Nach seinen Worten bringt die Bahn im Fernverkehr derzeit etwa 30 Prozent der Züge aufs Gleis, auf den wichtigsten Strecken wie etwa der Ost-West-Verbindung fahren die Züge sogar wie gewohnt im Stunden-Takt. Im Regionalverkehr werden im Westen 50 bis 60 Prozent der Verbindungen bedient. Im Osten und in Berlin sind es nach Aussage von Stauß nur etwa 15 bis 20 Prozent, weil dort weniger Beamte unter den Lokführern seien. Der erneute Streik der Lokführer trifft damit abermals Millionen Pendler. Im Güterverkehr sollen etwa zwei Drittel der Züge fahren.

Deutschland Lokführerstreik GDL Claus Weselsky PK
GDL-Chef Weselsky: Den neunten Streik in Folge nehmen ihm viele Menschen übel, darunter nicht nur BahnkundenBild: Imago/Future Image/M. Golejewski

Nach Meinung des Bahn-Betriebsrats untergräbt der Dauer-Streik der Lokführer die Zukunftsaussichten des Konzerns. "Wir treiben der Konkurrenz von Mietwagen und Bus die Reisenden zu", sagte Jens Schwarz, Chef des Bahn-Konzernbetriebsrats. Zudem verlagerten große Frachtkunden wie Autokonzerne inzwischen einen Teil ihrer Lieferketten auf die Straße. Der Schaden für das Unternehmen sei enorm.

Es stehe zu befürchten, dass die Bahn sich gezwungen sehen könnte, durch Einsparungen die Folgen des Streiks zu begrenzen. "Viele Kollegen sorgen sich deshalb um ihren Arbeitsplatz", sagte Schwarz.

Im aktuellen Tarifkonflikt ist es die inzwischen neunte Streikrunde, anders als bisher ließ die Gewerkschaft das Ende des Arbeitskampfes diesmal offen. Zentraler Streitpunkt: Die GDL pocht darauf, für alle ihre Mitglieder beim Zugpersonal eigenständige Tarifverträge zu schließen. Das Bahn-Management verlangt dagegen eine "Gesamtschlichtung". Der Konzernbetriebsrat der Bahn wird von der größeren Eisenbahnergewerkschaft EVG dominiert, die parallel zur GDL mit dem Bahnmanagement verhandelt.

haz/ se (rtre, dpa, afp)