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Glaube

Die Dreikönigsgeschichte in Tansania

4. Januar 2019

Der Dreikönigstag bedeutet in Deutschland, dass Kinder von Tür zu Tür ziehen. Die wahre Bedeutung geht aber weiter, wie Gerhard Richter erfahren hat.

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BdT - Aktion Dreikönigssingen
Bild: picture-alliance/dpa/H. Tittel

Eine dramatische Begegnung

Da kommen sie an, die Wissenden aus dem fremden Land. Aufgehalten werden sie von Militärpolizisten. Schroff und abweisend, immer aber bereit, für einen kleinen Obolus nachsichtig zu sein.

Diese Schwäche können sie sich gerade nicht leisten, denn es beobachtet sie ihr König Herodes. Ein dickbauchiger, überdrüssiger Herrscher auf einem wackeligen Stuhl, hergerichtet zum Thron. Zwei schöne Frauen fächeln ihm mit langstieligen Fächern Kühle zu.

Die gelehrten Männer bitten um Audienz. Beraubt ihrer Würde, schützen sie sich gebeugt vor den demütigenden Schlägen der Polizisten.

Vor Herodes werden sie auf den Boden geworfen:

„Was wollt ihr?“

„Wir suchen den neu geborenen König für euer Land!“

„Der König bin doch ich! Das steht sogar in unseren heiligen Gesetzen.“

„Steht es nicht!“ du vergehender Regierer!

Dein Nachfolger lebt bereits!

 

Die Wahrheit schmerzt.

Mit unverhohlener Freude spielen junge Leute diese Szenen aus der Bibel nach.

Sie gehörten zu der Gemeinde, in der ich in Tansania als Pfarrer arbeitete.

Die fantasievollen Kostüme lenken nicht davon ab, dass sie in den biblischen Erzählungen die eigene Situation wieder erkennen: Das Ducken vor der Obrigkeit, die Willkür der Gesetzeshüter, die Furcht derer, die die Wahrheit aussprechen.

Mit feinem Gespür haben sie die Botschaft erkannt:

Das kann nicht alles sein.

 

Die Wahrheit baut Hoffnung

Die drei Männer aus dem Morgenland bringen eine Anfrage mit an die herrschenden Verhältnisse. Und sie bringen eine andere, neue Wahrheit.

Dass der diktatorische König abgelöst werden wird, ist eine Wahrheit, die befreit. Sie wird Hoffnung bauen, auch wenn ihre Überbringer am Ende heimlich fliehen.

Bildergalerie Sternsinger Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa

Die Hoffnung trägt den Namen Jesus, ein Kind noch. Sein Erscheinen in der Weltgeschichte stellt die herrschenden Verhältnisse in Frage.

Die Ankunft dieser Wahrheit und dieser Hoffnung in unserer Gegenwart, feiern wir am 6. Januar, dem Epiphaniastag.

Doch die heutigen Herrscher, kommen wesentlich subtiler daher, als ein fetter, verwöhnter Herodes mit korrupter Palastwache.

Ab und zu erkennt man sie. Zum Beispiel, wenn Mark Zuckerberg sich weigert, zum massenhaften Datenklau seines Facebook-Monopols Stellung zu nehmen, oder wenn in einer offiziellen Statistik der Umfang und die Partner deutscher Rüstungsexporte genannt werden.

 

Der Traum von einer neuen Welt

Eigenartig: in der alten Geschichte wird Herodes nicht angegriffen!

Es wird nur festgestellt, dass er dieses Kind aus der Krippe nicht hindern kann.

Gott selbst, heißt es, hat seinen Eltern im Traum den rettenden Weg gewiesen.

Heute brauchten wir einen göttlichen Traum, der uns hilft, unseren Planeten zu retten. Gottes Schöpfung stirbt und wir mit ihr.

Wenn nicht die Liebe zu Gott, dann sollte die Liebe zu unseren Kindern und die Liebe zu diesem Planeten uns sicher machen, auf eine neue Wahrheit mit anderen Werten zu vertrauen.

Ich träume davon, dass meine Enkel und Urenkel fröhlich in grünen Wäldern spazieren gehen. Ich träume davon, dass sie aus klaren Bergquellen frisches Wasser trinken und dabei aus den Augenwinkeln die Vögel auf den Bäumen beobachten können.

Sie werden ihre Energie gewinnen, ohne die Luft zu zerstören, die sie atmen. Sie werden mit oder ohne künstliche Intelligenz für die Erhaltung der Vielfalt der Lebensformen dieser Erde arbeiten und sie werden ihre Kinder erziehen zur Freude am Leben, mit Liebe zur Musik und als eine große menschliche Familie.

Für diesen Traum will ich ein Botschafter sein. Vielleicht verschüchtert, ohnmächtig, aber aufrichtig will ich darauf vertrauen, dass die biblische Geschichte unser modernes Leben erleuchtet und verändert.

 

Zum Autor:

Pfarrer Gerhard Richter
Bild: GEP

Gerhard Richter (Jahrgang 1957) ist seit Dezember 2015 Referent für die Tansania-Partnerschaften im Evang.-Luth. Missionswerk Leipzig.