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Deutschland beim Altern Spitze

4. Oktober 2012

Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird sich die Zahl älterer Menschen nach Angaben der UN mehr als verdoppeln. Ganz vorne mit dabei: Deutschland. Bundesinnenminister Friedrich fordert einen Bewusstseinswandel.

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Die Hände eines alten Ehepaares auf einem Stock gestützt (foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Herausforderung des demografischen Wandels sei zu bewältigen, sagte Hans-Peter Friedrich beim ersten Demografiegipfels der Bundesregierung in Berlin. Die Menschen müssten aber zu Veränderungen bereit sein. Eine Blaupause, wie der Wandel bewältigt werden könne, sei die deutsche Einheit mit dem Aufbau Ostdeutschlands gewesen, so der Innenminister weiter.

Veränderung sei in allen Bereichen notwendig, betonte der CSU-Politiker. Wenn Deutschland aber die Potenziale in der Bevölkerung nutze, sei Wohlstand auch in Zukunft gesichert. "Entscheidend ist, dass wir Veränderungsbereitschaft erzeugen", sagte Friedrich. "Man kann diesen Bewusstseinswandel nicht erzwingen."

Regierung nimmt alternde Gesellschaft ernst

Neue Zeit - neue Fragen

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, ein wichtiges Thema der Zukunft seien altersgerechte Arbeitsplätze. Es müssten flexiblere Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Berufen und Altersspannen überlegt werden. Ein weiterer Ansatz auf das steigende Lebensalter zu reagieren, sei das Zeitmanagement. "Wie wird Lebenszeit eigentlich aufgeteilt: in Lebenszeit, Arbeitszeit, Familienzeit? Wie verändert sich ein Lebensluf, wenn man plötzlich 10, 15, 25 Jahre mehr Zeit hat?", fragte die Kanzlerin.

Mit dem Gipfel, an dem mehrere Minister, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft teilnahmen, gab die Bundesregierung den Startschuss zur Erarbeitung von Konzepten, um auf die Bevölkerungsentwicklung zu reagieren. Dazu wurden neun Arbeitsgruppen gebildet. Merkel plädierte für einen breiten Dialog mit allen Gesellschaftskreisen. Im Mai 2013 sollten erste konkrete Antworten vorliegen, so die Pläne der CDU-Chefin.

Überalterung droht

Seit 2003 ist die Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik rückläufig. Zuletzt lag sie bei knapp 82 Millionen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird Deutschland bis 2060 rund 17 Millionen Einwohner verlieren – rund ein Fünftel der Bevölkerung. Jeder Dritte wird dann 65 Jahre oder älter sein, jeder Siebte mindestens 80. Die Entwicklung wird die Bundesländer im Osten der Republik besonders treffen: Dort werden bis 2060 ein Drittel weniger Menschen leben als heute.

Rentnerpaar beim Spaziergang
Immer weniger, immer älter: Bevölkerung in DeutschlandBild: Fotolia/cammer

Die Lebenserwartung in Deutschland steigt seit 150 Jahren kontinuierlich an – pro Jahr etwa um drei Monate. Nach den Modellrechnungen der Statistiker wird sie bis 2060 für neugeborene Jungen bei 85 Jahren liegen, für neugeborene Mädchen bei 89.2 Jahren.

Alle Lebensbereiche betroffen

Die Alterung und die Schrumpfung der Bevölkerung haben weitreichende Folgen für den Arbeitmarkt und die Gesellschaft. Deshalb haben wichtige Entscheidungsträger bereits im Vorfeld des Demografiegipfels ihre Vorstellungen auf den Tisch gelegt.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert nicht weniger als eine grundlegende Reform des Sozialstaats. In einer alternden Gesellschaft könnten nicht immer weniger Junge für immer mehr Ältere auch noch bessere Sozialleistungen erwirtschaften, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundes, Gerd Landsberg, der Tageszeitung "Die Welt". Nötig sei wie bei der Energiewende ein komplettes Umsteuern.

Kinder tanzen vor ältern Damen
Wer betreut hier wen?Bild: K. Erdmann

Der Landkreistag verlangte einen Ausbau der Infrastruktur gerade auch in dünner besiedelten Regionen. Der Präsident der Organisation, Hans Jörg Duppre, forderte in der gleichen Zeitung, jedes Bundesgesetz künftig auf seine Auswirkungen vor dem Hintergrund der demografischen Veränderung "im Sinne einer Gesetzesfolgeabschätzung einschließlich finanzieller Folgen zu überprüfen."

Erste Ergebnisse im Frühsommer 2013

Die Wirtschaft sieht vor allem die Folgen des Wandels für den Arbeitsmarkt mit Sorge, besonders mit Blick auf die zahlreichen mittelständischen Unternehmen. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels mahnte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann, mehr Zuwanderung und eine bessere Integration ausländischer Fachkräfte an.

Die Bundesregierung hat bereits im April eine Demografiestrategie verabschiedet und einen Dialog angestoßen. Erste Ergebnisse erwartet Innenminister Friedrich im Frühsommer 2013.

gmf/wl ( afp, dpd, dp, kna)