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Mehr Bonusgeld bei der Deutschen Bank

22. Mai 2014

Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank musste sich der Vorstand viel Kritik anhören. Letztlich aber kommt das Management mit seinem Kurs durch.

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Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS

Bonuszahlungen für Banker - seit der Finanzkrise ein Reizwort. Denn die so genannten erfolgsabhängigen Zahlungen neben dem eigentlichen Gehalt gelten als eine Ursache für die Krise, da sie die Risikobereitschaft der Banker maßgeblich befeuerten. Die Europäische Union hat daraus Konsequenzen gezogen und festgelegt, dass der Bonus für Banker grundsätzlich höchstens so hoch sein darf wie das Festgehalt.

Nur wenn die Aktionäre einer Bank zustimmen, darf der Bonus maximal das Doppelte des Grundgehalts betragen. Dieses "Hintertürchen" hat die Deutsche Bank aufgemacht: Auf Antrag des Vorstandes stimmten auf der Hauptversammlung des größten deutschen Geldhauses knapp 91 Prozent der Anleger für eine Anhebung der Bonusgrenze. Nötig wären mindestens 75 Prozent gewesen.

Co-Chef Fitschen spricht auf der Hauptvesammlung (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen hatte vor der Abstimmung betont, es gehe nicht darum, "das Gesamtvergütungsniveau zu erhöhen oder die Boni zu verdoppeln". Das Institut wolle sich aber eine möglichst große Flexibilität bei der Bezahlung seiner Mitarbeiter erhalten.

Im Investmentbanking liegen die Boni international teilweise beim Vier- oder Fünffachen des festen Gehalts. Von fast 70.000 Mitarbeitern der Deutschen Bank, für die die Deckelung gilt, bekamen im vergangenen Jahr gut 1700 Boni, die ihr Jahresgehalt um das Doppelte überstiegen, bei 4500 weiteren lag der Bonus über dem Grundgehalt.

Weiter mit Investmenbanking

Trotz Kritik der Aktionäre hält die Bank unbeirrt am schwankungsanfälligen Kapitalmarkt-Geschäft fest. Die Strategie, das klassische Bankgeschäft mit dem Investmentbanking zu kombinieren, stehe "ohne Wenn oder Aber", betonte Co-Chef Anshu Jain. Sein Kollege Fitschen erklärte: "Wir wollen Ihre Deutsche Bank in einer sehr kleinen globalen Spitzengruppe etablieren, die eine neue Ära der Bankenbranche prägen wird." Das Geschäft wird allerdings auch wegen strengerer Kapitalvorschriften immer schwieriger. Viele europäische Konkurrenten ziehen sich daher aus weiten Teilen des Investmentbankings zurück.

Teure Rechtsstreits

Bei der Deutschen Bank ist die Sparte für zahlreiche teure Altlasten verantwortlich. Für drohende juristische Niederlagen hat der Konzern derzeit noch 1,8 Milliarden Euro zurückgestellt. Die Bank rechnet mit weiteren Belastungen. Die Rechtskosten könnten im laufenden Jahr wie 2013 bei drei Milliarden Euro liegen. Derzeit ist das Geldinstitut nach Angaben des Vorstands in etwa 1000 Rechtsstreitigkeiten mit einem Streitwert von jeweils mehr als 100.000 Euro verwickelt. Dazu kämen etwa 180 Verfahren der Finanzmarkt-Aufseher weltweit. "Wann findet dieser Albtraum endlich sein Ende?", schimpfte stellvertretend für viele Anleger Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment, einem der zehn größten Aktionäre der Deutschen Bank.

Kritik an Kapitalerhöhung

Um sich gegen mögliche neue Krisen zu wappnen und Auflagen der Bankenaufsicht zu erfüllen, hatte die Deutsche Bank am Sonntag eine weitere Kapitalerhöhung angekündigt - die dritte seit der Finanzkrise. Sie soll acht Milliarden Euro in die Kassen spülen und bringt dem deutschen Branchenprimus einen neuen Großaktionär in Person eines Scheichs aus dem Golfemirat Katar. Da dadurch die Anteile der Alt-Aktionäre weiter verwässert werden, gibt es auf der Hauptversammlung auch Kritik an diesem Schritt.

wl/SC (dpa, rtr)