1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Spion, der sie liebte

10. November 2012

CIA-Chef Petraeus ist über eine außereheliche Affäre gestolpert. Oder war da noch mehr? Die Geschichte weckt Spekulationen – und bringt den gerade wiedergewählten Präsidenten in arge Verlegenheit.

https://p.dw.com/p/16ggl
Biografin Paula Broadwell (Foto: dapd)
Bild: AP

Amerikas mächtigster Spion ist selbst einem Schnüffelangriff zum Opfer gefallen. Ausgerechnet ermittelnde FBI-Agenten haben die Karriere von CIA-Chef David Petraeus beendet. Die "Gegenspionage-Einheit" der Bundespolizei habe vor Monaten begonnen, das private E-Mail-Konto des Geheimdienstchefs genauer unter die Lupe zu nehmen, berichtet das "Wall Street Journal". Die "Feds" hätten eigentlich nur die Sicherheit des Google-Accounts überprüfen wollen. Die kompromittierenden E-Mails über Petraeus' Liebesaffäre mit seiner Biografin, die sie dort entdeckten, hätten bei ihnen "Sicherheitsbedenken" ausgelöst.

Paula Broadwell (Artikelfoto), die auch Reserveoffizierin ist und wie Petraeus auf der Militärakademie West Point war, hatte den Vier-Sterne-General unter anderem monatelang in Afghanistan begleitet.

Das Verhalten des CIA-Direktors ist ein klarer Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Selbst ein Verfahren vor einem Militärgericht ist bei so einem Fehlverhalten möglich, denn eine Affäre kann Top-Spione erpressbar machen und sie in ein nationales Risiko verwandeln. Da macht der Chef des Geheimdienstes keine Ausnahme.

Der Präsident war "richtig enttäuscht"

CIA-Chef Petraeus nach Sex-Affäre zurückgetreten

Das Weiße Haus sei in dieser Woche über die FBI-Untersuchung unterrichtet worden, schreibt die "New York Times". Der gerade wiedergewählte Präsident Barack Obama habe schließlich nach einem persönlichen Gespräch mit Petraeus am Donnerstag entschieden, das Rücktrittsgesuch anzunehmen. Das dürfte ihm allerdings nicht leicht gefallen sein.

Obama sei richtig enttäuscht, heißt es im Weißen Haus, denn mit Petraeus habe er eine Säule seines Anti-Terror-Kampfes verloren. Der hochdekorierte Ex-General stand seit September vergangenen Jahres an der Spitze der CIA. Er hat den Geheimdienst weiter in eine schlagkräftige Truppe umgebaut, die immer mehr internationale Drohneneinsätze steuert und auch bei der Abwehr von Angriffen aus dem Internet eine zunehmende Rolle spielt.

Die alten Hasen verlassen die Administration

Hinzu kommt: Obama verliert mit Petraeus eine weitere erfahrene Fachkraft in der Außen- und Verteidigungspolitik. Außenministerin Hillary Clinton will sich demnächst zurückziehen, Verteidigungsminister Leon Panetta ebenso. Jetzt muss Obama auch noch einen Geheimdienstchef finden, der genau diese beiden Behörden mit entscheidenden Infos versorgt. Vorübergehend übernimmt nun der bisherige CIA-Vize Michael Morell den Auslandsgeheimdienst der USA.

Politische Gründe für den Rücktritt des Vier-Sterne-General werden energisch dementiert. Diesbezügliche Spekulationen wurden und werden genährt, weil Petraeus zuletzt erheblich unter Druck stand. Dem CIA war im Zusammenhang mit der Ermordung des US-Botschafters in Libyen eine falsche Informationspolitik vorgeworfen worden.

Der tödliche Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi ist noch immer nicht restlos aufgeklärt. Nun wird in Washington angenommen, dass bei nichtöffentlichen Sitzungen des Kongresses kommende Woche der vorläufige Nachfolger Morell zum dem Thema Stellung beziehen muss.

rb/pg (afp, dapd, dpa, rtr)