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Der kleine Punkt vor der Sonne

Marko Langer5. Juni 2012

Weltweit verfolgten zahllose Menschen, wie sich die Venus vor die Sonne schob. Wer das Himmelsschauspiel verpasste oder wegen Wolken nicht beobachten konnte, muss nun 105 Jahre bis zum nächsten "Venus-Transit" warten.

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Blick auf den Venus-Transit - im Vordergrund das Mausoleum Tadsch Mahal im indischen Agra (Foto: dapd)
Bild: dapd

In Europa geschah es in den frühen Morgenstunden: Die Venus schob sich als kleiner dunkler Punkt vor den großen leuchtenden Stern namens Sonne. Wo gerade einmal keine Wolken am Himmel auftauchten, konnte man das Spektakel von Sonnenaufgang bis etwa sieben Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit beaobachten. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes gab es in Ostdeutschland die klarste Sicht auf das Himmelsschauspiel, während im Westen Wolken den Blick versperrten. "Der größte Teil hat leider Pech gehabt. Dazu ist die Front mit den Wolkengebieten doch zu schnell hereingekommen", erläuterte Meteorologe Torsten Walter.

Wer das Glück hatte, den Venus-Transit verfolgen zu können, musste allerdings vorsichtig sein: Beim Beobachten mussten nämlich die Augen geschützt werden, zum Beispiel durch spezielle Sonnenfinsternis-Brillen. Ansonsten drohten Augenschäden, warnten Mediziner.

Verschiedene Planetarien in Deutschland öffneten ihre Aussichtsplattformen bereits in den frühen Morgenstunden für Besucher. In Hamburg wollten die Sternenkundler via Internet live zu anderen Beobachtungspunkten auf der Erde schalten, falls Wolken in der Hansestadt die Sicht versperren.

Venus zieht an Sonne vorbei

Die Vorhersage des Johannes Kepler

Etwa sechs Stunden lang dauerte es, bis sich der Planet Venus an der Sonne vorbeigeschoben hatte. In Australien, Neuseeland und Ostasien beobachteten zehntausende Menschen das Himmelsspektakel. Hier konnte es am besten verfolgt werden, weil sich die Venus tagsüber vor die Sonne traute. In Hawaii stellten sich hunderte Menschen am Strand von Waikiki an, wo die Universität acht Teleskope bereitstellte. Der Direktor des philippinischen Instituts für Astronomie, Armando Lee, schwärmte: "Wir haben Glück, in einem Zeitalter geboren zu sein, wo wir dies beobachten können." Die Nachrichtenagentur dapd titelte einprägsam: "Wie ein Floh auf einer Zitronenscheibe."

Es war der siebte sichtbare Venus-Transit, seit der deutsche Astronom Johannes Kepler das Phänomen im 17. Jahrhundert zum ersten Mal voraussagte. Wer es jetzt versäumte, hat wirklich etwas verpasst: Der nächste Venus-Transit findet erst in 105 Jahren statt.

sti/ml/wa (dpa, afp, dapd)