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Geschichten vom Grüffelo

Marc von Lüpke24. Januar 2013

Er ist ein schreckliches Ungeheuer. Doch Kinder und Erwachsene weltweit lieben die Geschichte um die schlaue Maus und den naiven Grüffelo. Gezeichnet wurden die Figuren von dem deutschen Illustrator Axel Scheffler.

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Grüffelo-Monster (Foto: Axel Scheffler & Julia Donaldson 2012-2013)
Bild: Axel Scheffler & Julia Donaldson 2012-2013

Der Grüffelo ist ein tumbes Monster mit langen Krallen und scharfen Hauern. Für Schrecken sorgt das Ungeheuer bei seinen kleinen Lesern allerdings nicht. Im Gegenteil: Heiß und innig lieben die meisten Kinder die Geschichte um die Maus und den Grüffelo. Das Bilderbuch ist seit 1999 ein internationaler Erfolg und begeistert in Übersetzung Leser in Deutschland, Großbritannien, Russland, Frankreich und Italien. Selbst auf Chinesisch und Indonesisch ist das Buch erschienen. Bislang wurde "Der Grüffelo" in 41 Sprachen übersetzt. Erfunden hat den schaurig-sympathischen Riesen die Britin Julia Donaldson und ihm mit ihren einprägsamen Reimen Leben eingehaucht. Der deutsche Illustrator Axel Scheffler verlieh ihm anschließend sein unverwechselbares Aussehen. Mittlerweile hat es der Grüffelo sogar ins Museum geschafft: Im Museum Wilhelm Busch in Hannover treibt er zurzeit sein Unwesen. Dort werden viele der schönsten Zeichnungen Axel Schefflers präsentiert.

David gegen Goliath

Die Geschichte um den Grüffelo ist schnell erzählt: Eine kleine Maus spaziert durch den Wald und begegnet Fuchs, Eule und Schlange. Alle diese Tiere möchten sie gerne zu sich einladen - und auffressen. Die aufgeweckte Maus lehnt immer ab, denn, so ihre Ausrede, sie habe eine Verabredung mit dem Grüffelo. Dieser allerdings ist frei erfunden: "Er hat feurige Augen, eine Zunge sooo lang und Stacheln am Rücken, da wird‘s einem bang", dichtet die Maus. Kein Wunder, dass alle Tiere Reißaus nehmen. Doch bald wird es wirklich gefährlich für die Maus. Und auch der riesige Grüffelo möchte furchtbar gerne die Maus verspeisen. Doch diese fordert das Monster auf: "Geh hinter mir, dann zeig ich's dir: Alle Tiere im Wald haben Angst vor mir." Und so besuchen die beiden die anderen Tiere, die sofort flüchten, als sie den Grüffelo sehen. Der naive Grüffelo denkt, dass Fuchs, Schlange und Eule die Maus fürchten. Und die kleine Maus droht sogleich: "Und jetzt hab ich Hunger, mir knurrt schon der Magen. Grüffelogrütze könnt ich heut gut vertragen!" Bei dieser Drohung flüchtet der Grüffelo in den Wald - und die Maus kann in Ruhe ihre Nüsse knacken.

Axel Scheffler mit dem Grüffelo (Foto: Jörg Carstensen dpa/lnw)
Axel Scheffler hat den Grüffelo auf's Papier gebrachtBild: picture alliance / dpa

Zeichner Axel Scheffler ist selbst vom Erfolg des Buches überrascht. Niemals hätte er erwartet, dass das Buch ein Bestseller wird: "Ich habe gedacht, es würden 5.000 bis 6.000 Exemplare verkauft werden", so der Zeichner. Worauf aber beruht die weltweite Beliebtheit des Grüffelo? "Es ist der Kitzel in diesem Monster, der die Kinder anspricht", meint Axel Scheffler. Und ergänzt: "Einerseits ist der Grüffelo gefährlich, andererseits stellt er sich aber dusselig an, die Maus zu fangen." Und nicht zuletzt ist es die uralte Geschichte von David und Goliath, die hier wieder aufgenommen wird. "Der Kleine überlistet den Großen, das ist universell ansprechend", fasst der Illustrator zusammen. Auch die Eltern der Kinder haben ihre Freude an der Geschichte, wie Axel Scheffler berichtet: "Ich höre immer wieder, dass Eltern das Vorlesen der Texte besonders viel Spaß macht." Ehrlich gibt er aber zu, dass auch er sich die Faszination des Grüffelo nicht wirklich erklären kann: "Ich bin ein bisschen ratlos." Und empfiehlt, die Leser zu fragen - ob klein oder groß.

Das Monster Grüffelo hält die Maus in der Luft (Foto: ZDF/Orange Eyes Ltd)
Das Grüffelo ist auch als Film ein ErfolgBild: Picture-Alliance/dpa

Kindermund tut Wahrheit Kund

Der achtjährige Leander und der fünfjährige Lino (Namen von der Redaktion geändert) sind große Fans der Geschichte vom Grüffelo. Leander ist begeistert "von der Maus, die den Grüffelo so hereinlegt, als wäre sie die Stärkste." Die ganze Geschichte kommt bei den zwei Jungs gut an. Was sie besonders begeistert: Bei jedem Tier, dem die Maus begegnet, erfindet sie ein Stück des Grüffelos hinzu. Und steht plötzlich ganz überrascht diesem eigentlich erfundenen Ungeheuer gegenüber. "Die Worte werden dann alle wahr", begeistert sich Leander.

Die beiden Jungs wissen auch ganz genau, warum das Buch international ein Erfolg ist: "Weil sich alles so toll reimt und alles so lustig ist." Und das Monster Grüffelo findet Leander gar nicht so schaurig: "Er kann ja nichts dafür, dass er so aussieht." Über die Faszination des Grüffelos weiß auch die Hamburger Erzieherin Marlies Schmidt (Name von der Redaktion geändert) zu berichten: "Die Kinder merken, dass selbst ein Monster Angst haben kann. Und wenn schon ein Monster Angst hat, dann brauchen wir selbst uns auch gar nicht so sehr zu fürchten."

Zwei Kinder halten zwei Grüffelo-Bücher in der Hand (Foto: DW/Birgit Görtz)
Zum Einschlafen immer wieder nur den GrüffeloBild: DW/B. Görtz

Ein Spaß für die ganze Familie

Julia Donaldson und Axel Scheffler ist mit ihrem Grüffelo ein wahres Kunststück gelungen. Eine kleine Maus und ein großes Monster haben die Welt im Sturm erobert. So wie David einst den Goliath mit einem Stein besiegt hat, behält die Maus durch ihren Witz, Charme und Erfindungsgeist die Oberhand. Weil diese Geschichte obendrein mitreißend gereimt und liebevoll illustriert ist, werden noch viele große und kleine Leser ihren Spaß daran haben. Mehr darüber erfahren kann man auch in der Ausstellung "Grüffelo & Co." des Museums Wilhelm Busch, die bis zum 21. April Einblicke in Axel Schefflers Werk verschafft.