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CARE: "Angst in den Gesichtern der Menschen"

Esther Felden 16. März 2015

Nach Zyklon "Pam" versuchen Hilfsorganisationen, die Menschen auf Vanuatu mit dem Nötigsten zu versorgen. Das Ausmaß der Katastrophe ist unklar, der Hilfseinsatz schwierig, so CARE-Mitarbeiter Tom Perry im DW-Interview.

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Vanuatu Zyklon Pam
Bild: picture-alliance/dpa/AP Photo/UNICEF Pacific

Deutsche Welle: Sie sind am Sonntag (15.03.) auf Vanuatu eingetroffen. Was waren Ihre ersten Eindrücke nach Ihrer Ankunft?

Tom Perry: Der erste Eindruck war, dass ein großer Teil der Hauptinsel Efate, wo die Hauptstadt Port Vila liegt, sehr, sehr heftig von Pam getroffen wurde. Man sieht viele entwurzelte Bäume auf der Erde liegen, ohne Äste, ohne Blätter. Und zerstörte Häuser. Aus dem Flugzeug habe ich gesehen, dass ganze Ortschaften komplett zerstört worden sind. In anderen Orten wirken die Häuser weitgehend intakt oder weniger stark beschädigt. Das Ausmaß der Zerstörungen ist schwer einzuschätzen. Wenn man nach Port Vila hineinfährt, sieht man viele Trümmer, sehr viele umgestürzte Bäume. Weil Vanuatu sehr grün ist - mit üppiger tropischer Vegetation -, liegen überall Bäume herum. Sogar im Stadtzentrum liegen diese riesigen Bäume überall auf den Straßen herum.

Es gibt Berichte, dass bis zu 90 Prozent der Gebäude in der Hauptstadt zerstört sein sollen. Können sie das bestätigen oder haben Sie einen anderen Eindruck?

Meiner Einschätzung nach sind 85 bis 90 Prozent der Gebäude beschädigt, aber nicht zerstört. Das ist mein Eindruck, nach dem, was ich selbst gesehen habe. Viele Gebäude sind zerstört worden, aber nicht bis zu 90 Prozent.

Wie sieht die Hilfe von CARE konkret aus?

Wir unterstützen die Regierung dabei, Notunterkünfte für die Inselbewohner zu errichten, die durch Zyklon Pam obdachlos geworden sind. Dann kümmern wir uns um die Verteilung von Nahrungsmitteln und Trinkwasser - mit Hilfe von Wasseraufbereitungsanlagen.

Vanuatu besteht aus mehr als 80 Inseln. Viele der von "Pam" getroffenen Inseln sind noch von der Außenwelt abgeschnitten. Was weiß man zu diesem Zeitpunkt über die Lage dort?

Gerade ist unser erstes Team auf der großen, südlich gelegenen Insel Tanna angekommen. Tanna befand sich einen halben Tag lang im Auge des Sturms. Wir machen uns große Sorgen über die Situation vor Ort. Ersten Informationen unseres Teams zufolge soll das Ausmaß der Zerstörung noch wesentlich größer sein als in Port Vila.

Sie selbst sind in Port Vila. Welchen Eindruck haben Sie von der Bevölkerung? Wie gehen die Menschen mit der Katastrophe um?

Die Bevölkerung hier ist sehr hart im Nehmen. Sie wollen so schnell wie möglich die Spuren der Zerstörung beseitigen, ihre Häuser wieder aufbauen und zu ihrem normalen Leben zurückkehren. Trotzdem sind alle in großer Sorge, das kann man an den Gesichtern erkennen. Viele Einwohner von Port Vila sind nicht hier geboren, sondern stammen aus anderen Teilen des Landes. Sie haben Familienangehörige auf anderen Inseln - und seit der Katastrophe keinen Kontakt mehr. Sie wissen nicht, was aus ihren Angehörigen geworden ist und haben Angst um Sie.

Wie lang wird der Wiederaufbau dauern?

Das wird viele Monate in Anspruch nehmen. Wir haben es hier mit einer der schlimmsten Naturkatastrophen im Südpazifik überhaupt zu tun - was das Ausmaß der Zerstörung und die Auswirkungen auf die Bevölkerung angeht.

"Pam" war ein Zyklon der Kategorie 5 - das ist vergleichbar mit dem Taifun "Haiyan" auf den Philippinen. Vanuatu besteht aus insgesamt 83 Inseln, die über ein riesiges Gebiet verstreut liegen. Der Hilfseinsatz ist extrem kompliziert und stellt für die Helfer eine große Herausforderung dar. Vanuatu wird auf viel Unterstützung von Seiten der Internationalen Gemeinschaft angewiesen sein.

Tom Perry ist Mitarbeiter im CARE-Nothilfeteam und derzeit in Port Vila.