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BVB-Wunderkind Moukoko vor Bundesliga-Debüt

Michael da Silva
19. November 2020

Borussia Dortmunds Top-Talent Youssoufa Moukoko kann an diesem Samstag, einen Tag nach seinem 16. Geburtstag, sein Bundesliga-Debüt geben. Um den Jugendnationalspieler gibt es in Deutschland einen regelrechten Hype.

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U19 Bundesliga |  FC Schalke 04 v Borussia Dortmund -  Youssoufa Moukoko
Bild: Maik H./Team2/Imago Images

Selten zuvor in der Geschichte der Bundesliga gab es ein mit größerer Spannung erwartetes Debüt: Youssoufa Moukoko wurde am Freitag (20. November) 16 Jahre alt und kann damit bei den Profis von Borussia Dortmund zum Einsatz kommen. Nach vier beeindruckenden Spielzeiten in den deutschen Jugendligen kann Moukoko endlich zeigen, ob er auch auf höchstem Niveau Top-Leistungen bringen kann.

Der in Kamerun geborene Stürmer hat sich in Dortmund einen Ruf als Ausnahmetalent erspielt: In seiner bisher besten Saison 2018/19 erzielte er in 25 Spielen 46 Tore, dazu kamen acht Assists. In der vergangenen Saison waren es 34 Tore und neun Vorlagen in 20 Spielen und in dieser Saison hat er in drei Spielen bereits zehn Tore erzielt. Der Nachwuchsbereich scheint längst keine Herausforderung mehr für ihn.  

Favre: "Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten"

Verständlicherweise ist BVB-Trainer Lucien Favre sehr gespannt darauf, was sein jüngster Akademie-Absolvent zu leisten imstande ist. Favre lässt Moukoko bereits seit Januar bei den Profis mittrainieren, was allerdings durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen für Nachwuchsspieler erschwert wurde. "Er hat mir sehr gut gefallen, er hat ein super Potenzial. Du weißt nicht, mit welchem Fuß er abschließt. Er ist sehr jung, aber auch sehr effizient. Das ist schön zu sehen und es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten", sagt der Schweizer. 

Deutschland Fußball Bundesliga Borussia Dortmund Training Youssoufa Moukoko
Im Training mit den Profis trug er noch die Tore - nun darf er um Punkte spielenBild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Am BVB-Angriff hat nicht nur Favre bereits jetzt jede Menge Spaß: Erling Haaland, Giovanni Reyna und Jadon Sancho bilden die wohl interessanteste junge Sturmreihe Europas. Mit Moukoko, der gegen Hertha BSC zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz kommen könnte, bekommt die Dortmunder Mannschaft noch mehr Angriffspotenzial.

Allerdings: Mit dem Hype steigen auch die Erwartungen - im Fall von Moukoko nahezu ins Unermessliche. Und mit den Erwartungen kommt der Druck. Dortmund plant, Moukoko so lange wie möglich zu protegieren und ihn - vermutlich bis er 18 ist - von Medienauftritten fernzuhalten. "Wir wollten ihn bestmöglich schützen und nicht auf ein Podest stellen", wird Nachwuchskoordinator Lars Ricken auf der Vereinswebsite zitiert. "Er hat großes Talent, das steht außer Frage. Aber Talent alleine bringt dich nicht nach oben. Youssoufa ist unglaublich fleißig, er trainiert viel, ist sehr ehrgeizig, will immer gewinnen und Tore schießen. Und bei all dem hat er nie den Spaß am Spiel verloren."

Jadon Sancho kam 2017 im Alter von 17 Jahren nach Dortmund, sein Aufstieg erfolgte in seiner zweiten Saison. Eine gewisse Zeit haben die Nachwuchshoffnungen in Dortmund also. Beim Vizemeister, der mit Talenten umzugehen weiß, erwartet niemand, dass Moukoko über Nacht voll einschlägt - die Fans, die sich genau das wünschen, ausgenommen.

Mit elf nach Dortmund

Moukokos Weg bis zu diesem Punkt begann im Mai 2009: Mit gerade einmal vier Jahren verliebte er sich in den Fußball, als er das Champions-League-Halbfinale zwischen dem FC Chelsea und dem FC Barcelona im Haus seiner Großeltern in seiner Heimatstadt, der kamerunischen Hauptstadt Yaounde, sah.

Fußball Spieler Youssoufa Moukoko Borussia Dortmund
Talentierter Torjäger: BVB-Stürmer Youssoufa MoukokoBild: Maik Hölter/Team 2/imago images

Fünf Jahre später war er bereits auf dem Weg zum Profifußballer in Deutschland, genauer gesagt beim FC St. Pauli, wo er erfolgreich ein Probetraining absolvierte. 2016 wechselte Moukoko zu Borussia Dortmund. Als Zwölfjähriger spielte er dann für die U17. Man würde ihn allerdings nicht für einen der hoffnungsvollsten jungen Spieler der Welt halten, wenn man sieht, wie er momentan wohnt: in einem 18-Quadratmeter-Zimmer im BVB-Internat. Doch trotzdem ist der Moukoko-Hype nicht nur ein sportlicher, sondern auch schon ein finanzieller: Sportausrüster Nike, für seinen guten Riecher für aufstrebende Superstars bekannt, hat den Youngster mit einem gut dotierten Sponsorenvertrag bereits langfristig an sich gebunden. 

Moukokos Laufbahn liest sich wie aus dem Bilderbuch: 2017 debütierte er als Zwölfjähriger in der deutschen U16-Nationalmannschaft, in diesem Jahr als 15-Jähriger in der U20-Auswahl. Auch für die U19 war der Stürmer, der sich im Jugendbereich für Deutschland und gegen Kamerun entschieden hat, in diesem Jahr nach längerer Pause wieder nominiert worden - die Spiele wurden wegen der Corona-Pandemie aber abgesagt. 

Jüngster Spieler der Bundesliga?

Sollte Moukoko am Samstag im Spiel bei Hertha BSC (20.30 Uhr MESZ) zum Einsatz kommen, wäre er damit der jüngste Bundesligaspieler der Geschichte und würde Nuri Sahin, der 2005 als 16-Jähriger ebenfalls beim BVB debütierte, ablösen. Mit 16 Jahren und einem Tag wäre Moukoko zudem der fünftjüngste Spieler, der je in Europa gespielt hat.

Hertha-Trainer Bruno Labbadia rechnet damit, dass der junge BVB-Stürmer am Samstag gegen sein Team zum Einsatz kommen wird: "Ich glaube, es geht fast kein Weg an ihm vorbei. Jetzt hat er die Chance." Moukokos Teamkollege und BVB-Kapitän Marco Reus mahnt jedoch zur Zurückhaltung: "Youssoufa ist ein Klasse-Junge und außergewöhnlich talentiert für sein Alter. Aber ich glaube, dass wir ihm einen großen Gefallen tun würden, wenn wir nicht so viel über ihn reden. Ich würde ihm wünschen, dass er sich ruhig entwickeln kann", wird Reus auf der Klubwebsite zitiert.

Fußball ist mittlerweile ein so professioneller Sport geworden, dass talentierte Jungspieler früh erkannt, gefördert und schon mit 16 Jahren bereit für ihr Bundesliga-Debüt sein können. Für Moukoko stellt sich jedoch die Frage, ob er in den kommenden Jahren nicht nur wegen seines Alters beim Bundesliga-Debüt in Erinnerung bleiben wird.

Adaption: Olivia Gerstenberger