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Borussia Dortmund ist gewachsen

Jonathan Harding
28. September 2016

Real Madrid ist und bleibt der wohlhabendste und erfolgreichste Klub in Europa. Doch Borussia Dortmunds Leistung zeigt, dass der Graben zwischen den spanischen Giganten und der Bundesliga nicht so groß ist.

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Fußball UEFA Champions League Borussia Dortmund vs Real Madrid Aubameyang
Bild: Getty Images/Bongarts/D. Mouhtaropoulos

"Do you remember, 04/24/13?", stand auf einem der Banner, das die Dortmunder Fans schon vor dem Anpfiff der Partie zeigten. Möglicherweise knabbert Real Madrid immer noch an dem Trauma, das die "Galaktischen" damals - im April vor dreieinhalb Jahren - erlitten. Robert Lewandowski traf viermal für den BVB und Real ins Mark. Überhaupt waren Reisen nach Dortmund für den 11-maligen europäischen Champion zuletzt kein Vergnügen. Drei Niederlagen aus den vergangenen drei Partien stehen inklusive der Lewandowski-Gala in der Bilanz der Madrilenen.

Diesmal, gegen das "neue Dortmund", eine Ansammlung zahlreicher junger Talente von hoher Qualität, wurde Real erneut vor Augen geführt, dass der Klassenunterschied zwischen den beiden Klubs geringer ist, als mancher gedacht haben mag. BVB-Trainer Thomas Tuchel ging volles Risiko. Dortmund verteidigte hoch und versuchte Madrider Spielfreude früh zu ersticken. Zunächst funktionierte das gut, Real war beeindruckt. Die BVB-Fans waren kämpferisch, begleiteten jeden Angriff ihres Teams mit lautem Jubel und pfiffen die "Königlichen" bei Ballbesitz gnadenlos nieder.

Allerdings verpasste es Dortmund aus seinem Übergewicht an Chancen auch Kapital zu schlagen. Mario Götze war zu zurückhaltend, Ousmane Dembele war quirlig wie immer, aber zu ungestüm. Auch Raphael Guerreiro gelang nichts Entscheidendes. Dortmund Sommer-Neuzugänge schimmerten, sie strahlten aber noch nicht.

Geschickter Schachzug

Real Madrids Führungstreffer war die beste Szene des Spiels und stand am Ende einer geschickten Passstafette. Außenristpass von Luka Modric auf Gareth Bale im 16er, Hackenpass durch die Beine von Matthias Ginter zu Cristiano Ronaldo und dann der wuchtige Direktschuss von CR7 zum 1:0. Portugals Kapitän erzielte damit sein 95. Tor in der Champions League und baute seine Rekordmarke aus. Der Titelverteidiger hatte ein Zeichen gesetzt.

Champions League Borussia Dortmund v Real Madrid
Das ging zu schnell: Hacke Bale, Tor Ronaldo - Real führt und BVB-Coach Tuchel ist sauerBild: Reuters/K. Pfaffenbach

Tuchel war wütend, dass seine Abwehr nicht enger stand. Der Druck, den der BVB in den ersten 20 Minuten ausgeübt hatte, wurde nun geringer. Nun merkte man Dortmund an, dass die Mannschaft noch nicht lange in dieser Form zusammenspielt und es hier und da noch an Routinen und standardisierten Abläufen fehlt. Tuchels Taktik, des frühen Störens und hohen Verteidigens spielte den Madrilenen nun regelrecht in die Karten.

An einem Abend, an dem erwartet worden war, dass Tuchels taktische Überlegenheit der Schlüssel zum Erfolg hätte sein können, sorgten erst Glück und dann Entschlossenheit dafür, dass Dortmund ausgleichen konnte, bevor Real erneut traf.

Tuchel: "Können es besser"

Es mag nur ein Gruppenspiel gewesen sein und nur Vorgeplänkel für die entscheidenden K.o.-Runden, aber es war wichtig für Dortmund, auch hier nicht zurückzustecken und klein bei zu geben - es war entscheidend. Weder der Rahmen noch der Gegner konnten sie einschüchtern. Nach vorne getrieben von ihren Fans gaben sie nicht auf. Schließlich war es André Schürrle, der sich und seine Mitspieler mit einem wuchtigen Linksschuss für ihre Mühen belohnte.

Champions League Borussia Dortmund v Real Madrid
Aubameyang (2.v.r.) gelang der 1:1-AusgleichBild: Reuters/K. Pfaffenbach

"Wir haben sehr junge Spieler. Es war eine sehr gute Leistung von uns", sagte Pierre-Emerick Aubameyang anschließend.  "Ich hatte richtig Lust auf dieses Spiel", ergänzte Julian Weigl, der als "Pass-Maschine" erneut ausgezeichnet funktionierte. Bezeichnend war aber, was Thomas Tuchel sagte: " "Es fühlt sich gut an, nach zweimaligem Rückstand nicht verloren zu haben. Wir können es aber noch besser."

Auf dem Weg in die Phalanx der zehn reichsten Vereine Europas und mit immer besser werdendem Umschaltspiel nach Version Thomas Tuchels scheint Dortmund näher dran zu sein an Real Madrid als jemals zuvor. Vielleicht haben sie eine große Chance verpasst, den Madrilenen eine weitere Niederlage zuzufügen. Eine, die ein wirkliches Statement gewesen wäre.