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Duell der Giganten

14. Juli 2014

Die Luftfahrtmesse in Farnborough wird zum Wettlauf zwischen den Branchenriesen Airbus und Boeing: Wer hat die sparsamsten Maschinen im Angebot und wer zieht die dicksten Aufträge an Land?

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Flugzeugturbine
Bild: picture-alliance/dpa

Die Wünsche der Airlines nach spritsparenden und leistungsstärkeren Flugzeugen setzen Airbus und Boeing unter Zugzwang. Auf der nach Le Bourget in Frankreich zweitgrößten Luftfahrtmesse im britischen Farnborough ringen die beiden großen Flugzeugbauer um neue Aufträge und die erfolgreichste Modell-Strategie. Spritsparen lautet die Devise. Das dürfte auch den europäische Flugzeugbauer Airbus dazu bringen, seinem zwei Jahrzehnte alten Langstreckenjet A330 mit neuen Triebwerken unter dem Namen A330neo möglicherweise eine zweite Jugend zu bescheren. Beim US-Hersteller Boeing gibt es sogar vage Aussichten auf ein neues Modell.

In Farnborough treffen sich fast alle, die in der Branche Rang und Namen haben. Neben den Branchengrößen Airbus und Boeing sind die Regionaljetbauer Bombardier und Embraer sowie Zulieferer vertreten, deren Spezialgebiete von Triebwerksverkleidungen bis zu Unterhaltungselektronik für die Passagierkabine reichen. Auch Kampfjets wie Lockheed Martins F-35 Lightning sollen zu sehen sein, mehr als 20 Maschinen dürfen ihr Können in der Luft beweisen - darunter der neue Airbus-Großraumjet A350 und die verlängerte Version von Boeings "Dreamliner", genannt 787-9.

Großbritannien: Luftfahrt Messe in Farnborough Airbus A380 und A320, Foto: Reuters
Airbusmodelle A380 und A320Bild: Reuters

Briten im Weltall

Und in der Raumfahrt, die auch auf der Messe ein breites Feld einnimmt, sollen laut britischer Presse in Farnborough kurios anmutende Pläne vorgestellt werden. Großbritannien will angeblich bis 2018 einen funktionsfähigen Raumfahrt-Bahnhof für kommerzielle Flüge ins Weltall auf die Beine stellen, wie der "Guardian" berichtet. Der Bahnhof soll sowohl Touristenflüge, wie sie etwa der Anbieter Virgin Galactic vorhat, ermöglichen, als auch das Absenden kommerziell genutzter Satelliten. Die Regierung wolle am Dienstag acht mögliche Standorte nennen.

Kritiker halten die Pläne für ein bloßes Wahlkampf-Versprechen und im angegeben Zeitrahmen kaum für verwirklichbar. Es wäre der erste Weltraumbahnhof auf europäischem Boden. Großbritannien hat bisher kaum Erfahrungen in der Raumfahrt, mit Helen Sharman sandte das Land bisher - an Bord einer russischen Raumkapsel - nur eine einzige Astronautin ins All.

Weniger Aufträge erwartet

Vor zwei Jahren trafen bei der Veranstaltung, die sich jährlich mit der Pariser Luftfahrtmesse abwechselt, mehr als 200.000 Besucher auf über 1.500 Aussteller. Unternehmen schlossen Aufträge und Vorverträge im Wert von 72 Milliarden US-Dollar für insgesamt 758 Flugzeuge ab. So locker dürfte das Geld diesmal nicht sitzen. Gerade in Europa haben Fluggesellschaften mit Überkapazitäten und dünnen Gewinnen zu kämpfen. Auf Wachstumskurs bleiben dagegen die Fluglinien vom Persischen Golf sowie Billigflieger wie Easyjet und Ryanair, die bei den Flugzeugherstellern zuletzt wieder für Milliardenaufträge sorgten. Und auch bei den amerikanischen Airlines läuft es besser. Die Aussichten weltweit schätzt Tony Tyler, Chef des Weltluftfahrtverbandes IATA, deshalb generell positiv ein.

Passagiere steigen in Flugzeug von Ryanair, Foto: Getty Images
Billigfluglinien könnten für Milliardenaufträge sorgenBild: Lex van Lieshout/AFP/Getty Images

Boeings Marketingmanager Randy Tinseth rechnet in den nächsten 20 Jahren weltweit mit einem Bedarf für 36.770 Passagier- und Frachtmaschinen. Mehr als ein Drittel davon dürfte an asiatische Gesellschaften gehen. Von dort könnte Gerüchten zufolge auch ein Großauftrag für Airbus kommen: Der Hersteller spreche mit der indischen Fluglinie Indigo über den Kauf von 200 A320neo-Mittelstreckenjets, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Airbus gegen Boing

Dank sparsamerer Triebwerke verkaufte sich die "neo" seit Ende 2010 als modernisierte Neuauflage des Kassenschlagers A320 über 2600 Mal - und so schnell wie kein anderes Flugzeug vor ihr. Boeing musste mit der Modernisierung seines Konkurrenzmodells 737 nachziehen.

Bei den Langstreckenjets droht der betagte Airbus A330 jedoch gegen Boeings neuen "Dreamliner" ins Hintertreffen zu geraten. Daher hat Airbus eine modernisierte Version seines Langstreckenjets A330 angekündigt. Durch neue Triebwerke von Rolls-Royce und aerodynamische Verbesserungen soll der A330neo 14 Prozent weniger Sprit je Sitz verbrauchen als die aktuelle Version, wie der europäische Flugzeugbauer am Montag mitteilte. Die ersten Maschinen sollen im vierten Quartal 2017 ausgeliefert werden.

Boeing 787 Dreamliner, Foto: afp
Dreamliner als starke Konkurrenz für A330Bild: ADRIAN DENNIS/AFP/GettyImages

Die Entwicklungskosten für den A330neo fallen den Angaben zufolge im Zeitraum 2015 bis 2017 an. "Allerdings besitzen wir ein sehr gutes Geschäftsmodell mit der A330neo, die nach ihrer Indienstnahme erheblich zum Konzerngewinn beitragen wird", erklärte Airbus-Chef Tom Enders. Der neue Airbus-Flieger A350, der Ende 2014 erstmals ausgeliefert werden soll, tritt hingegen vor allem gegen Boeings 777 an, die bis Ende des Jahrzehnts ebenfalls eine Modernisierung unter dem Namen 777-X erfährt.

iw/uh (dpa, rtre)