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Boeing stoppt den Dreamliner

19. Januar 2013

Zu viele Pannen, zu groß die Gefahr weiterer Image-Schäden. Der US-Flugzeugbauer Boeing stoppt die Auslieferung seines "Dreamliners". Die Produktion des Vorzeigeflugzeugs geht aber weiter.

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Produktion eines 787 Dreamliners für die Air India (Foto: afp/GettyImages)
Dreamliner AuslieferungsstoppBild: Getty Images

Man werde erst wieder Maschinen ausliefern, wenn die US-Flugaufsichtsbehörde FAA dem Typ 787 "Dreamliner" Flugtauglichkeit bescheinige, sagte Boeing-Sprecher Marc Birtel. Die Produktion des Langstreckenjets werde aber fortgesetzt. Die FAA hatte am Mittwoch die "Dreamliner" in den USA aus dem Verkehr gezogen. Es war das erste Mal seit 34 Jahren, dass die FAA ein Flugverbot für alle Maschinen eines Typs verhängt hat.

Superflugzeug mit Problemen

"Dreamliner" wird zum Alptraum

Auch Behörden in Europa, Japan und anderen Ländern haben dem Flugzeug ein vorläufiges Start-Verbot erteilt. Auslöser war die Notlandung eines "Dreamliners" in Japan, in dem eine der neuartigen Lithium-Ionen-Batterien geschmort hatte. Bereits in der Vorwoche hatte der Akku eines am Boden stehenden "Dreamliners" der japanischen Gesellschaft JAL Feuer gefangen, außerdem verlor ein Flugzeug vor dem Start rund 150 Liter Treibstoff. Weiter ging die Pannenserie mit einer Störung des Bremscomputers an einem ebenfalls japanischen ANA-Jet, einem Ölleck und einem spinnennetzförmigen Riss in einem Cockpit-Fenster.

Den beiden japanischen Fluglinien gehören mit 24 Maschinen fast die Hälfte der bisher 50 ausgelieferten "Dreamliner"-Jets. Auch die übrigen Betreiber United Airlines, Air India, LAN Airlines, Qatar Airways, Ethiopian Airlines und die polnische LOT lassen ihre Maschinen inzwischen am Boden.

Kontrolle eines 787 Dreamliners durch die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB (Foto: dapd)
Ermittler der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB untersuchen den DreamlinerBild: dapd

Hitzige High-Tech-Akkus

Der Flugzeugbauer bedauert die Ereignisse, steht aber weiterhin zu seinem jüngsten Modell: "Wir sind überzeugt, dass die 787 sicher ist", sagte Boeing-Chef Jim McNerney. Das Unternehmen arbeite mit der FAA und anderen Behörden daran, so schnell wie möglich Antworten auf die drängenden Fragen zu finden.

Boeing baut Lithium-Ionen-Akkus ein, weil sie leichter und leistungsfähiger sind als herkömmliche Nickel-Cadmium-Batterien. Die Entwicklung des aus leichtem Kunststoff gebauten und damit treibstoffsparenden Dreamliners war als Meilenstein in der Luftfahrt gefeiert worden. Die Lithium-Ionen-Batterien können aber leicht heiß werden und dann Feuer fangen.

Forderung nach Schadensersatz

Inzwischen sind vier US-Spezialisten in Takamatsu eingetroffen, um gemeinsam mit japanischen Experten die notgelandete Maschine zu untersuchen. Die japanischen Ermittler veröffentlichten ein Foto der verkohlten Batterie aus dem Flugzeug, deren blaue Ummantelung Brandspuren aufwies.

Wegen der Pannen erwägen erste Fluggesellschaften bereits Schadensersatzforderungen gegen Boeing. Die australische Fluggesellschaft Qantas zog sogar die Bestellung eines Dreamliners zurück. An der Order von 14 weiteren Maschinen hält die Fluggesellschaft aber fest.

rb/GD (afp, dapd, dpa, rtr)